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Steuersünder in DeutschlandSelbstanzeigen rasant gestiegen

Nachdem Deutschland dem Kauf der Schweizer Steuer-CD zugestimmt hat und weitere Daten angeboten werden, ist die Zahl der Selbstanzeigen wegen Steuerhinterziehung rasant gestiegen.

Viele Steuersünder wollen lieber die Zinsen anstatt die Strafe zahlen. Bild: dpa

HAMBURG apn | Die Zahl der Selbstanzeigen von Steuerhinterziehern ist einem Zeitungsbericht zufolge in den vergangenen Tagen rasant gestiegen. Laut einer Umfrage der Financial Times Deutschland (Montagausgabe) in den Bundesländern sind dem Fiskus zusätzliche Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe sicher.

Allein in Bayern meldeten sich der Vorabmeldung zufolge bis Ende vergangener Woche 291 reuige Steuerhinterzieher. Eine Woche zuvor seien es weniger als 20 gewesen. Im Hamburg sei die Zahl der Fälle innerhalb von drei Tagen von 10 auf 88 gestiegen. Die Finanzbehörde der Hansestadt rechne mit Steuernachzahlungen von 20 Millionen Euro allein aus diesen Fällen. In Niedersachsen habe es bis Freitag 174 Selbstanzeigen im Zusammenhang mit der Schweizer Bankdaten-CD gegeben, schrieb die FTD.

Viele Steuersünder sind aufgeschreckt, weil Deutschland eine CD mit Daten von deutschen Anlegern in der Schweiz kaufen will. Wer sich rechtzeitig selbst anzeigt und die Steuern nachzahlt, kann eine Strafe unter Umständen umgehen.

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2 Kommentare

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  • RB
    Reinhardt Buhre

    Es ist schon erstaunlich, was manche Leute so unter dem Begriff Staat verstehen.

    Volker Pispers sagte es mal etwa so: "... wenn Du wissen willst wer der Staat ist, dann schau doch mal früh in den Spiegel.Siehst du da Jemanden...."

    Der Staat sind nämlich wir alle ! Und von den Steuern werden Schulen und Straßen gebaut, das ganze " Gemeinwesen " unterhalten, ohne das eine Gemeinschaft nicht bestehen kann und die Steuerhinterzieher auch nicht.

    Steuern müssen bezahlt und nicht hinterzogen werden !

    Der Schäuble frisst das ganze Geld nämlich nicht selbst auf ! Und übrigens gibt es dafür auch wohl von der Gemeinschaft, Volk oder wie man es nennen will, klare Gesetze.

    Man kann nämlich nicht immer wieder gesetzlose Zustände anprangern, nach der Polizei rufen,schlechte Straßenverhältnisse usw. kritisieren und gleichzeitig Steuerhinterziehung als ein Kavaliersdelikt betrachten.

    Wer Steuerhinterziehern besonders dieser Größenordnung das Wort redet, hat entweder über die Zusammenhänge nicht nachgedacht, dann sollte er es schnell tun, oder er gehört zu diesen Gesetzesbrechern.

    Steuerhinterziehung ist nun einmal ein Verbrechen an der Gemeinschaft und muß und wird verfolgt.

    Steuerfahndung, ob über den Ankauf fertiger Daten auf einer CD oder über Fahndungsmaßnahmen im verdeckten Bereich, verursacht so oder so Kosten.

    Die Bürger dieses Landes, die aus der Erkenntnis heraus, dass Steuern nun einmal die Grundlage eines Gemeinwesens und in unserem Lande sogar einer Solidargemeinschaft sind,diese Steuern auch bezahlen, haben mit diesen nicht aus wirtschaftlicher Not heraus agierenden und freundlich als " Steuerflüchtlinge " bezeichneten raffgierigen Pack nichts zu tun.

    Machen wir doch ein Gesetz für alle Diejenigen, die in dieser Größenordnung Steuern hinterziehen und diesem Lande einen solchen enormen Schaden zufügen. Erkennen wir ihnen die Staatsbürgerschaft dieses Staates ab und dann ab mit ihnen auf die Fidschi Inseln. Dort können sie dann von "ihrem" Geld weiterleben bis es alle ist.

  • MR
    Moritz Rode

    Zeigen sich Steuerbetrüger an, weil der Staat sie betrügt? Diese Vermutung stellt sich. Die Frage, was einen Staat motiviert, mit Hilfe rechtmäßig gezahlter Steuergelder eine Daten CD anzukaufen, auf der mehr als 1000 vermeintliche Stersünder in der Schweiz registriert sind, beantwortet sich von selbst. Mehrere Politiker, darunter auch Bosbach von der CDU, haben zugegeben, für 100 Millionen oder mehr Euro wäre diese CD nicht gekauft worden. Dadurch wird doch Schäuble entlarvt, der gesagt hat: "Den CD-Ankauf als Geschäft für den Staat zu bezeichnen, ist falsch. Das ist kein Geschäft, sondern der Vollzug von Gesetzen. Die Steuerverwaltung setzt geltendes Recht um. Mehr nicht."

    Die Aussicht, womöglich kein Geschäft zu machen bei einer überteuerten CD, müsste demnach gleichfalls dazu führen, geltende Gesetze zu vollziehen. Aber das stimmt eben nicht!! Genau dadurch wird die Illegalität des Ankaufs offensichtlich. Bei einem Geldeinsatz von weniger als einem Prozent der erwarteten Steuer- und Strafnachzahlungen wird das Gesetz vollzogen, bei einem möglichen Verlustgeschäft nicht. Bedeutet das nicht auch im Umkehrschluss, die Justiz und die Strafverfolgung ist käuflich? Diesem Vorwurf kann man entgehen, indem man vorab eine Belohnung von 2,5 Millionen Euro einsetzt, falls jemand einen Datendieb kennt und benennt oder falls dieser sich, in Kenntnis seiner Straftat, selbst stellt. Aber nur im Ausland, wo er nicht belangt werden kann.