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Steuer-Debatte auf ParteitagMerkels Zögern macht CDU nervös

Mit 94,8 Prozent wurde Angela Merkel zur CDU-Chefin wiedergewählt. Doch viele Delegierte wurden unruhig angesichts der Krise und einer Kanzlerin, die wenig tut.

"Deutschland wird sich alle Optionen offenhalten": Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Bild: ap

Auf dem Weg zum Eröffnungsempfang mussten sich die Delegierten des CDU-Parteitags mühsam den Weg bahnen. Nicht demonstrierende Arbeitslose waren es allerdings, die den Weg zum Neuen Schloss blockierten - sondern jene Stuttgarter, die mit schweren Einkaufstüten in der Hand im Konsumtaumel der Vorweihnachtszeit die Königstraße verstopften, eine der großen Einkaufsmeilen der Republik.

Das ist die Lage draußen im Lande, die Kanzlerin Angela Merkel im Blick hat, wenn sie Steuersenkungen oder Konjunkturprogramme derzeit noch ablehnt. Die große Mehrheit der Bundesbürger würde solche dramatischen Programme zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht verstehen, sagen Merkels Vertraute. Die Kanzlerin will sich Optionen aufsparen für den Fall, dass es nach dem Jahreswechsel wirklich ernst wird.

Droben auf dem Berg, in den neuen Messehallen gleich neben dem Stuttgarter Flughafen, trifft Merkel auf eine andere Realität. Denn viele Delegierte drinnen im Saal werden allmählich unruhig angesichts der Krise und einer Kanzlerin, die anscheinend nichts tut. Die Nein sagt zu gemeinsamen Projekten auf europäischer Ebene, die keine Steuern senken und vorerst auch kein neues Konjunkturprogramm beschließen will.

Die Kluft, die es schon immer gab zwischen Merkel und ihrer Partei, hat sich durch die Krise vertieft. Doch hat es die Vorsitzende bis zum Beginn des Parteitags wieder einmal geschafft, die wichtigsten Kritiker einzufangen. Keiner der Ministerpräsidenten opponiert noch offen die Kanzlerin. Mühsam ringt der Saarländer Peter Müller in Interviews um Erklärungen, warum er jetzt plötzlich doch keine schnelle Steuersenkung mehr will. Auch Philipp Mißfelder, Chef der Jungen Union und sonst gerne ein Kritiker der Berliner Linie, verteidigt Merkels Position fantasievoll. Schließlich will er mit einem guten Ergebnis ins Präsidium gewählt werden.

So kann Merkel in ihrer Parteitagsrede bei der Linie bleiben, die sie fünf Tage zuvor im Bundestag vorgegeben hat. "An einem sinnlosen Wettbewerb um Milliarden beteiligen wir uns nicht", begründet sie ihr Abwarten. "Wir haben viel zu sehr Experten geglaubt, die keine Experten waren", wehrt sie die Empfehlungen von Wirtschaftswissenschaftlern ab, die zu schnellen Konjunkturpaketen raten. "Deutschland wird die Lage immer wieder neu analysieren. Deutschland wird sich alle Optionen offenhalten", sagt sie mit Blick auf den Koalitionsgipfel im Januar.

Aber Merkel spricht an diesem Montag nicht im Deutschen Bundestag. Es gibt hier keine SPD-Fraktion, die aushilft, wenn der Applaus der Unionisten etwas flau ausfällt. Es gibt keinen Finanzminister Peer Steinbrück, der ihre Linie stützt.

Es gibt nur Christdemokraten, die nach Pathos dürsten und nach klarer Kante. Die zwar wissen, dass sie am Ende der Merkel-Rede minutenlang stehend klatschen müssen, die aber zwischendurch fast einschlafen, als die Kanzlerin über die globale Krisenlösung spricht, über einen zu gründenden Weltwirtschaftsrat - und darüber, dass Familie, Bildung, Klimaschutz wichtig bleiben trotz der Krise. Delegierte, die nur klatschen bei Spitzen gegen Linkspartei, SPD und Multikulti.

Es gibt hier auch Jürgen Rüttgers, der eine donnernde Rede zur Krise hält. Er sagt kein einziges kritisches Wort zu Merkel. Dafür lobt er verantwortungsbewusste Unternehmer, schimpft auf Firmen, die voreilig Leute entlassen, fordert von allen mehr Patriotismus - und zitiert, damit ihn niemand für einen bornierten Nationalisten hält, gleichzeitig den Fußballer Gerald Asamoah. Es klingt, als habe Rüttgers die Inaugurationsrede einstudiert, mit der US-Präsident Franklin D. Roosevelt 1933 der Weltwirtschaftskrise ganz wörtlich den Krieg erklärte. Es klingt wie die Rede, die viele sich von Merkel wünschen, die sie von der Kanzlerin nicht bekommen.

Dann redet Friedrich Merz. Es ist der konzentrierteste Moment des Parteitags. Als Merz zu reden beginnt, wird es sofort ganz still. Dann sagt er, was alle von ihm erwarten: "Ich hätte es mir auch anders vorstellen können." Es, das ist die Steuerpolitik der Kanzlerin. Von Steuersenkung mag Merz gar nicht sprechen, schließlich verzichte der Staat nur auf Mehreinnahmen, wenn er den Steuertarif an die jüngsten Gehaltssteigerungen anpasse. Er bekommt viel Applaus, notgedrungen rührt sogar Merkel die Hände.

Entspannen kann sich Merkel erst wieder, als Roland Koch redet. Der hessische Ministerpräsident gibt seit seinem misslungenen Ausländerwahlkampf den besten Freund der Kanzlerin, hartnäckiger als er ficht kaum jemand für die Berliner Linie der Haushaltskonsolidierung. "Wir werden einen Wettlauf der Apokalypse nicht gewinnen", wirbt er für Merkels Kurs der ruhigen Hand. "Das ist Besonnenheit", lobt er das Verschieben jeglichen Konjunkturprogramms ins neue Jahr. Er wird mit 88,76 Prozent als Stellvertreter bestätigt.

Dann kommt das Ergebnis für Angela Merkel. Mit 94,8 Prozent der Delegiertenstimmen ist sie wiedergewählt zur Vorsitzenden, fast 2 Prozentpunkten mehr als vor zwei Jahren. Sie hat es wieder geschafft - auch wenn es alles andere als elegant aussah. Bis Dienstagmittag muss sie noch in Stuttgart bleiben. Dann kann sie wieder zurück in ihre Welt - in die Berliner Koalition mit den Sozialdemokraten, zu den internationalen Gipfeltreffen, dorthin, wo es auch mal echten Beifall gibt.

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12 Kommentare

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  • RK
    Rüdiger Kalupner

    @Tunichtgut

    Sie deuten auf den geheimnisvollen Punkt deutscher Realität. In dieser turbulenten Krisen- und Umbruchzeit kann die 'gemeinsame Lösung' nur Exodus und Weltrevolution heißen. Jede andere Option wird von den Strukturen des ancien regime blockiert.Das weiß Angela Merkel. Deshalb bereitet sie sich auf den evolutionsprozess-logischen Übergang in die nächste Weltordnung vor. Sie blockt alles ab, was dieser Aufgabe entgegensteht oder ihr nicht nützt. Auch Gorbatschow hat sich nach seiner Amtsübernahme 1984 sehr vorsichtig an seine Perestroika-Aufgabe herangetastet.

     

    Diese einzige globale Übergangsoption-für-uns-Alle in eine post-kapitalstockmaximierende Fortschrittsordnung ist Merkels 'Geheimnis'. Wie in Hölderlins 'An die Deutschen' nachzulesen, ahnt das deutsche Wahlvolk etwas: "...

    Aber kommt, wie der Strahl aus dem Gewölke kommt,

    Aus Gedanken vielleicht, geistig und reif die Tat?

    Und das Schweigen im Volk, ist es die Feier schon

    Vor dem Geste? die Furcht, welche den Gott ansagt?.." .

     

    Die taz-Redaktion sollte bei Angela Merkel auf den Busch klopfen, um zu erfahren, ob und wann sie die Erkenntniskarte 'ökosoziale Marktwirtschaft des evolutionslogisch vollendeten ORDOliberalismus' auf den Tisch-der-zu-diskutierenden-Optionen legen will. Bis Januar 2009 ist Zeit, das Merkelsche Geheimnis zu lüften.

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    "Wir werden den Wettlauf (mit) der Apokalypse nicht gewinnen." Dieser Satz von Koch ist wirklich treffend, um Merkels Besonnenheit zu verstehen, d.h. ihren universalen Ansatzes für die Weltkrisenpolitik in den Blick zu bekommen.

     

    Wir leben in der Endphase eines globalen Exodus aus der kapitalstockgetriebenen Konfliktkampf-Ordnung des weltindustriellen Fortschritts. Die letzten Krisen sind, chaosphysikalisch verstanden, Aufschaukelungsanstöße, die die Widerstände gegen den Sturz der bisherigen Steuerungssysstems beseitigen helfen, und dem Exodusstart vorangehen. Wir müssen 'raus aus der kapitalstock-maximierenden Marktwirtschaft - verschleiernd Kapitalismus genannt.

     

    Wer Licht in Merkels Verständnis dieser vorrevolutionären Lage bringen will, der muß sie, z.B. bei einer Pressekonferenz oder im Bundestag, nur fragen, ob sie die Krise der frühentwickelten Staaten der Industriekultur chaos- und evolutionsphysikalisch auf die Reihe bekommt und von einem Ordnungsübergang in die evolutionsprozess-logisch folgende Weltordnung des KREATIVEN Akzelerationsweges ausgeht.

     

    Als Physikerin und ORDOliberale versteht sie etwas von der "Interdependenz der Ordnungen', auf die Walter Eucken so fruchtbar hingewiesen hat, (Es gibt nichts nachhaltig Gutes/Freies/Kreatives im vorherrschend Schlechten/Machtkämpferischen) die von der Familie, über Wirtschaft und Gesellschaft bis zur Evolutionsprozess-Ordnung reicht. Sie weiß, dass eine freiheitlich zu organisierende Gesellschaft nur auf dem kreativen Akzelerationsweg nachhaltig möglich ist, nicht aber auf dem Konfliktkampfweg, auf dem wir uns derzeit befinden. Sie weiß, dass dieser kreative

    Akzelerationsweg durch die ökosoziale Umfinanzierung der staatlichen und sozialen Leistungen erreicht wird. Wir müssen den Krieg gegen die Lebensgrundlagen der Menschen beeenden. Wir müssen auf den kreativen Akzelerationspfad wechseln. Das ist das revolutionär zu nennende Ziel der notwendigen und anstehenden Weltkrisenpolitik.

     

    PS. weitere Details unter dem Suchbegriff 'Angela Merkel verstehen'

     

    Rüdiger Kalupner

    Unternehmensberater in Sachen Epochenwechsel

  • E
    emiliozapatista

    Tja, was soll 'man' tun, wenn 'man' es bisher immer völlig legitim gefunden hat, dass das gesellschaftlich erzeugte Kapital in die Kanäle einer Minderheit von MultimillionärInnen fließt, die damit dann auch noch riskant herumspekulieren; und es gleichzeitig bisher immer legitim gefunden hat, dass der Staat sich möglichst brav der sogenannten "Wirtschaft" (womit v.a. besagte Millionäre und ihre Lobby gemeint sind) unterordnet - als bloser Nachtwächter bzw. moderner gesagt der Staat als nicht viel mehr, denn als Security- Angestellter der Unternehmen. Da kann 'man' dann nicht plötzlich so tun, als wäre der Staat die übergeordnete Instanz, die zum Nutzen des Allgemeinwohls spätestens in Situationen, wie der gegenwärtigen, vom gehorteten Kapital einige größere Summen der Allgemeinheit zur demokratischen Kontrolle zurückgibt (inklusive internationaler Kooperation gegen "Steuerflucht" etc.). Nicht einmal eine Post-Helmut-Schmidt-Spd kann sich das ja trauen, ohne schwere Fehler zugeben zu müssen, und wer gibt solche schon gerne zu von diesen Damen und Herren? Das ist ähnlich wie bei Max Frisch's Biedermann (die MillionärInnen sind in diesem Fall die Brandstifter), der "die Verwandlungen scheut, mehr als das Unheil" und selbiges daher nicht verhindern kann.

  • T
    Tunichtgut

    Laut Umfrage finden 70% der Bundesbürger Angela Merkel als Bundeskanzlerin sehr gut. Laut den selben Umfragen sind 70% der Bundesbürger mit der Cdu unzufrieden. Fällt einem dazu noch etwas ein? Merkel ist die erste Bundeskanzlerin, die mit ihrer Partei offensichtlich nichts zu tun hat. und wenn man jemanden fragt, was einem denn so an Merkel gefällt: Sie macht es gut. ich weiß zwar nicht, was sie macht, aber sie macht es gut.

     

    Nach jahrelanger, intensiver Forschungsarbeiten ist das Geheimnis dieser Frau schließlich gelüftet worden. Sie verwendet nämlich einen magischen Zauberspruch, der sich auf fantastische Weise in die Köpfe der Menschen frißt udn dort hartnäckig bestehen bleibt. Dieser mit Sinn überlastete Satz lautet:

     

    Wir müssen eine gemeinsame Lösung finden.

     

    Welch magische Worte! Und welcher Einsatz sich da zeigt. Überwältigend. Wieviel Jahre muss man studiert haben, um diese Worte so aneinanderzureihen. Wie verzweifelt müssen die Deutschen sein, wenn sie sich hinter dieser Frau setzen?

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    @Tunichtgut

    Sie deuten auf den geheimnisvollen Punkt deutscher Realität. In dieser turbulenten Krisen- und Umbruchzeit kann die 'gemeinsame Lösung' nur Exodus und Weltrevolution heißen. Jede andere Option wird von den Strukturen des ancien regime blockiert.Das weiß Angela Merkel. Deshalb bereitet sie sich auf den evolutionsprozess-logischen Übergang in die nächste Weltordnung vor. Sie blockt alles ab, was dieser Aufgabe entgegensteht oder ihr nicht nützt. Auch Gorbatschow hat sich nach seiner Amtsübernahme 1984 sehr vorsichtig an seine Perestroika-Aufgabe herangetastet.

     

    Diese einzige globale Übergangsoption-für-uns-Alle in eine post-kapitalstockmaximierende Fortschrittsordnung ist Merkels 'Geheimnis'. Wie in Hölderlins 'An die Deutschen' nachzulesen, ahnt das deutsche Wahlvolk etwas: "...

    Aber kommt, wie der Strahl aus dem Gewölke kommt,

    Aus Gedanken vielleicht, geistig und reif die Tat?

    Und das Schweigen im Volk, ist es die Feier schon

    Vor dem Geste? die Furcht, welche den Gott ansagt?.." .

     

    Die taz-Redaktion sollte bei Angela Merkel auf den Busch klopfen, um zu erfahren, ob und wann sie die Erkenntniskarte 'ökosoziale Marktwirtschaft des evolutionslogisch vollendeten ORDOliberalismus' auf den Tisch-der-zu-diskutierenden-Optionen legen will. Bis Januar 2009 ist Zeit, das Merkelsche Geheimnis zu lüften.

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    "Wir werden den Wettlauf (mit) der Apokalypse nicht gewinnen." Dieser Satz von Koch ist wirklich treffend, um Merkels Besonnenheit zu verstehen, d.h. ihren universalen Ansatzes für die Weltkrisenpolitik in den Blick zu bekommen.

     

    Wir leben in der Endphase eines globalen Exodus aus der kapitalstockgetriebenen Konfliktkampf-Ordnung des weltindustriellen Fortschritts. Die letzten Krisen sind, chaosphysikalisch verstanden, Aufschaukelungsanstöße, die die Widerstände gegen den Sturz der bisherigen Steuerungssysstems beseitigen helfen, und dem Exodusstart vorangehen. Wir müssen 'raus aus der kapitalstock-maximierenden Marktwirtschaft - verschleiernd Kapitalismus genannt.

     

    Wer Licht in Merkels Verständnis dieser vorrevolutionären Lage bringen will, der muß sie, z.B. bei einer Pressekonferenz oder im Bundestag, nur fragen, ob sie die Krise der frühentwickelten Staaten der Industriekultur chaos- und evolutionsphysikalisch auf die Reihe bekommt und von einem Ordnungsübergang in die evolutionsprozess-logisch folgende Weltordnung des KREATIVEN Akzelerationsweges ausgeht.

     

    Als Physikerin und ORDOliberale versteht sie etwas von der "Interdependenz der Ordnungen', auf die Walter Eucken so fruchtbar hingewiesen hat, (Es gibt nichts nachhaltig Gutes/Freies/Kreatives im vorherrschend Schlechten/Machtkämpferischen) die von der Familie, über Wirtschaft und Gesellschaft bis zur Evolutionsprozess-Ordnung reicht. Sie weiß, dass eine freiheitlich zu organisierende Gesellschaft nur auf dem kreativen Akzelerationsweg nachhaltig möglich ist, nicht aber auf dem Konfliktkampfweg, auf dem wir uns derzeit befinden. Sie weiß, dass dieser kreative

    Akzelerationsweg durch die ökosoziale Umfinanzierung der staatlichen und sozialen Leistungen erreicht wird. Wir müssen den Krieg gegen die Lebensgrundlagen der Menschen beeenden. Wir müssen auf den kreativen Akzelerationspfad wechseln. Das ist das revolutionär zu nennende Ziel der notwendigen und anstehenden Weltkrisenpolitik.

     

    PS. weitere Details unter dem Suchbegriff 'Angela Merkel verstehen'

     

    Rüdiger Kalupner

    Unternehmensberater in Sachen Epochenwechsel

  • E
    emiliozapatista

    Tja, was soll 'man' tun, wenn 'man' es bisher immer völlig legitim gefunden hat, dass das gesellschaftlich erzeugte Kapital in die Kanäle einer Minderheit von MultimillionärInnen fließt, die damit dann auch noch riskant herumspekulieren; und es gleichzeitig bisher immer legitim gefunden hat, dass der Staat sich möglichst brav der sogenannten "Wirtschaft" (womit v.a. besagte Millionäre und ihre Lobby gemeint sind) unterordnet - als bloser Nachtwächter bzw. moderner gesagt der Staat als nicht viel mehr, denn als Security- Angestellter der Unternehmen. Da kann 'man' dann nicht plötzlich so tun, als wäre der Staat die übergeordnete Instanz, die zum Nutzen des Allgemeinwohls spätestens in Situationen, wie der gegenwärtigen, vom gehorteten Kapital einige größere Summen der Allgemeinheit zur demokratischen Kontrolle zurückgibt (inklusive internationaler Kooperation gegen "Steuerflucht" etc.). Nicht einmal eine Post-Helmut-Schmidt-Spd kann sich das ja trauen, ohne schwere Fehler zugeben zu müssen, und wer gibt solche schon gerne zu von diesen Damen und Herren? Das ist ähnlich wie bei Max Frisch's Biedermann (die MillionärInnen sind in diesem Fall die Brandstifter), der "die Verwandlungen scheut, mehr als das Unheil" und selbiges daher nicht verhindern kann.

  • T
    Tunichtgut

    Laut Umfrage finden 70% der Bundesbürger Angela Merkel als Bundeskanzlerin sehr gut. Laut den selben Umfragen sind 70% der Bundesbürger mit der Cdu unzufrieden. Fällt einem dazu noch etwas ein? Merkel ist die erste Bundeskanzlerin, die mit ihrer Partei offensichtlich nichts zu tun hat. und wenn man jemanden fragt, was einem denn so an Merkel gefällt: Sie macht es gut. ich weiß zwar nicht, was sie macht, aber sie macht es gut.

     

    Nach jahrelanger, intensiver Forschungsarbeiten ist das Geheimnis dieser Frau schließlich gelüftet worden. Sie verwendet nämlich einen magischen Zauberspruch, der sich auf fantastische Weise in die Köpfe der Menschen frißt udn dort hartnäckig bestehen bleibt. Dieser mit Sinn überlastete Satz lautet:

     

    Wir müssen eine gemeinsame Lösung finden.

     

    Welch magische Worte! Und welcher Einsatz sich da zeigt. Überwältigend. Wieviel Jahre muss man studiert haben, um diese Worte so aneinanderzureihen. Wie verzweifelt müssen die Deutschen sein, wenn sie sich hinter dieser Frau setzen?

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    @Tunichtgut

    Sie deuten auf den geheimnisvollen Punkt deutscher Realität. In dieser turbulenten Krisen- und Umbruchzeit kann die 'gemeinsame Lösung' nur Exodus und Weltrevolution heißen. Jede andere Option wird von den Strukturen des ancien regime blockiert.Das weiß Angela Merkel. Deshalb bereitet sie sich auf den evolutionsprozess-logischen Übergang in die nächste Weltordnung vor. Sie blockt alles ab, was dieser Aufgabe entgegensteht oder ihr nicht nützt. Auch Gorbatschow hat sich nach seiner Amtsübernahme 1984 sehr vorsichtig an seine Perestroika-Aufgabe herangetastet.

     

    Diese einzige globale Übergangsoption-für-uns-Alle in eine post-kapitalstockmaximierende Fortschrittsordnung ist Merkels 'Geheimnis'. Wie in Hölderlins 'An die Deutschen' nachzulesen, ahnt das deutsche Wahlvolk etwas: "...

    Aber kommt, wie der Strahl aus dem Gewölke kommt,

    Aus Gedanken vielleicht, geistig und reif die Tat?

    Und das Schweigen im Volk, ist es die Feier schon

    Vor dem Geste? die Furcht, welche den Gott ansagt?.." .

     

    Die taz-Redaktion sollte bei Angela Merkel auf den Busch klopfen, um zu erfahren, ob und wann sie die Erkenntniskarte 'ökosoziale Marktwirtschaft des evolutionslogisch vollendeten ORDOliberalismus' auf den Tisch-der-zu-diskutierenden-Optionen legen will. Bis Januar 2009 ist Zeit, das Merkelsche Geheimnis zu lüften.

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    "Wir werden den Wettlauf (mit) der Apokalypse nicht gewinnen." Dieser Satz von Koch ist wirklich treffend, um Merkels Besonnenheit zu verstehen, d.h. ihren universalen Ansatzes für die Weltkrisenpolitik in den Blick zu bekommen.

     

    Wir leben in der Endphase eines globalen Exodus aus der kapitalstockgetriebenen Konfliktkampf-Ordnung des weltindustriellen Fortschritts. Die letzten Krisen sind, chaosphysikalisch verstanden, Aufschaukelungsanstöße, die die Widerstände gegen den Sturz der bisherigen Steuerungssysstems beseitigen helfen, und dem Exodusstart vorangehen. Wir müssen 'raus aus der kapitalstock-maximierenden Marktwirtschaft - verschleiernd Kapitalismus genannt.

     

    Wer Licht in Merkels Verständnis dieser vorrevolutionären Lage bringen will, der muß sie, z.B. bei einer Pressekonferenz oder im Bundestag, nur fragen, ob sie die Krise der frühentwickelten Staaten der Industriekultur chaos- und evolutionsphysikalisch auf die Reihe bekommt und von einem Ordnungsübergang in die evolutionsprozess-logisch folgende Weltordnung des KREATIVEN Akzelerationsweges ausgeht.

     

    Als Physikerin und ORDOliberale versteht sie etwas von der "Interdependenz der Ordnungen', auf die Walter Eucken so fruchtbar hingewiesen hat, (Es gibt nichts nachhaltig Gutes/Freies/Kreatives im vorherrschend Schlechten/Machtkämpferischen) die von der Familie, über Wirtschaft und Gesellschaft bis zur Evolutionsprozess-Ordnung reicht. Sie weiß, dass eine freiheitlich zu organisierende Gesellschaft nur auf dem kreativen Akzelerationsweg nachhaltig möglich ist, nicht aber auf dem Konfliktkampfweg, auf dem wir uns derzeit befinden. Sie weiß, dass dieser kreative

    Akzelerationsweg durch die ökosoziale Umfinanzierung der staatlichen und sozialen Leistungen erreicht wird. Wir müssen den Krieg gegen die Lebensgrundlagen der Menschen beeenden. Wir müssen auf den kreativen Akzelerationspfad wechseln. Das ist das revolutionär zu nennende Ziel der notwendigen und anstehenden Weltkrisenpolitik.

     

    PS. weitere Details unter dem Suchbegriff 'Angela Merkel verstehen'

     

    Rüdiger Kalupner

    Unternehmensberater in Sachen Epochenwechsel

  • E
    emiliozapatista

    Tja, was soll 'man' tun, wenn 'man' es bisher immer völlig legitim gefunden hat, dass das gesellschaftlich erzeugte Kapital in die Kanäle einer Minderheit von MultimillionärInnen fließt, die damit dann auch noch riskant herumspekulieren; und es gleichzeitig bisher immer legitim gefunden hat, dass der Staat sich möglichst brav der sogenannten "Wirtschaft" (womit v.a. besagte Millionäre und ihre Lobby gemeint sind) unterordnet - als bloser Nachtwächter bzw. moderner gesagt der Staat als nicht viel mehr, denn als Security- Angestellter der Unternehmen. Da kann 'man' dann nicht plötzlich so tun, als wäre der Staat die übergeordnete Instanz, die zum Nutzen des Allgemeinwohls spätestens in Situationen, wie der gegenwärtigen, vom gehorteten Kapital einige größere Summen der Allgemeinheit zur demokratischen Kontrolle zurückgibt (inklusive internationaler Kooperation gegen "Steuerflucht" etc.). Nicht einmal eine Post-Helmut-Schmidt-Spd kann sich das ja trauen, ohne schwere Fehler zugeben zu müssen, und wer gibt solche schon gerne zu von diesen Damen und Herren? Das ist ähnlich wie bei Max Frisch's Biedermann (die MillionärInnen sind in diesem Fall die Brandstifter), der "die Verwandlungen scheut, mehr als das Unheil" und selbiges daher nicht verhindern kann.

  • T
    Tunichtgut

    Laut Umfrage finden 70% der Bundesbürger Angela Merkel als Bundeskanzlerin sehr gut. Laut den selben Umfragen sind 70% der Bundesbürger mit der Cdu unzufrieden. Fällt einem dazu noch etwas ein? Merkel ist die erste Bundeskanzlerin, die mit ihrer Partei offensichtlich nichts zu tun hat. und wenn man jemanden fragt, was einem denn so an Merkel gefällt: Sie macht es gut. ich weiß zwar nicht, was sie macht, aber sie macht es gut.

     

    Nach jahrelanger, intensiver Forschungsarbeiten ist das Geheimnis dieser Frau schließlich gelüftet worden. Sie verwendet nämlich einen magischen Zauberspruch, der sich auf fantastische Weise in die Köpfe der Menschen frißt udn dort hartnäckig bestehen bleibt. Dieser mit Sinn überlastete Satz lautet:

     

    Wir müssen eine gemeinsame Lösung finden.

     

    Welch magische Worte! Und welcher Einsatz sich da zeigt. Überwältigend. Wieviel Jahre muss man studiert haben, um diese Worte so aneinanderzureihen. Wie verzweifelt müssen die Deutschen sein, wenn sie sich hinter dieser Frau setzen?