Steigende Geburtenrate: Importierte Geburtshilfe
Die Geburtenrate pro Frau ist in Deutschland auf dem Höchststand. Geholfen haben die Frauen mit nicht deutscher Staatsanghörigkeit.
Ein ähnlich hoher Wert wurde zuletzt 1982 mit 1,51 Kindern pro Frau erreicht, damals noch für West- und Ostdeutschland. Die Schrumpfung der Bevölkerung hält das indes nicht auf, dazu wäre eine Rate von mindestens 2,1 Kindern pro Frau nötig.
„Es ist ein schönes Signal, dass immer mehr Kinder in Deutschland geboren werden. 2015 ist der höchste bisher gemessene Wert im vereinigten Deutschland“, erklärte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD). Damit sich diese Entwicklung fortsetzt, müsse Schwesig zufolge die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter verbessert werden.
Ob die Geburtenziffer aber tatsächlich etwas mit Elterngeld und Kita-Ausbau zu tun hat, ist nicht geklärt. So werden in Sachsen mit einer Geburtenziffer von 1,59 vergleichsweise viele Kinder pro Frau geboren, in Bayern und Berlin mit Ziffern von 1,48 sowie 1,46 hingegen eher wenig. In Berlin stagniert die Ziffer gänzlich. Die Geburtenziffer ist ein statistischer Wert. Er gibt an, wie viele Kinder eine Frau im Laufe ihres Lebens bekommen würde, wenn ihr Geburtenverhalten so wäre, wie das aller Frauen zwischen 15 und 49 Jahren im jeweils betrachteten Jahr.
Geringer Anstieg bei den deutschen Frauen
Der Zuwachs ist im Jahre 2015 auch nur halb so stark ausgefallen wie im Jahre 2014 – der Trend flacht also ab. Bei deutschen Frauen nahm die Geburtenziffer ohnehin nur geringfügig zu und stieg von 1,42 auf 1,43 Kinder pro Frau im vergangenen Jahr. „Bei den Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit war es im Jahr 2014 zu einem Anstieg der Geburtenrate gekommen, der sich so im Jahre 2015 nicht weiter fortgesetzt hat“, berichtet Demografieexpertin Olga Pötzsch vom Statistischen Bundesamt. Besonders bei den jungen Frauen im Alter zwischen 25 bis 29 Jahren hatte die Geburtenhäufigkeit 2014 leicht zugelegt. Doch dieser Trend hat sich nicht weiter fortgesetzt.
Deutlich höher liegt die Geburtenrate bei Frauen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit. Sie stieg von 1,86 auf 1,95 Kinder pro Frau. „Die Geburtenrate bei den ausländischen Frauen ist vor allem deshalb gestiegen, weil wir neue Zuwanderergruppen haben“, sagt Pötzsch. „Darunter sind beispielsweise Frauen aus südosteuropäischen Ländern wie Rumänien, Bulgarien, Serbien und anderen, aber auch Frauen aus Kriegs- und Krisengebieten wie Syrien. Diese Frauen bringen ihr Geburtenverhalten mit. Sie kommen teilweise schon mit Kindern hierher und bekommen dann hier weitere Kinder.“
Die hohen Zahlen für Frauen dieser Nationen ergeben sich aus einer Statistik der Geburtenzahlen nach Staatsangehörigkeit der Mutter. Danach ist die Zahl der Babys mit türkischstämmigen Müttern zwischen 2011 und 2015 zurückgegangen. Die Zahl der rumänischen Neugeborenen hat sich hingegen mehr als verdreifacht, die der syrischen Babies mehr als vervierfacht – allerdings von niedrigem Niveau aus. Jedes fünfte Baby in Deutschland hat heute eine ausländische Mutter, vier Jahre zuvor traf dies nur auf jedes sechste Baby zu.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“