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Statt Autos ein Stadtauto

■ Neuer Vorschlag des „Verkehrsclub“: Auf ein eigenes Auto verzichten und sich mit Nachbarn einen „Autopool“ teilen

West-Berlin. „Wir sind Autogegner und beschäftigen uns intensiv mit dem Auto“, sagt Carsten Petersen. Mit „wir“ ist sein Projekt „Stadt-Auto ... statt Auto!“ gemeint, das er gestern auf einer Veranstaltung des Verkehrsclub Deutschland (VCD)/Berlin zum Thema „Gemeinschaftsnutzung von Autos“ vorstellte. Über mangelnde Nachfrage kann „Stadt-Auto“, das nach amerikanischem und Schweizer Vorbild ist, nicht klagen. 62 Mitglieder hat das Projekt schon. Der Sinn ist, daß sich Nachbarn einen gemeinsamen Autopool teilen und das Auto nach Absprache gemeinschaftlich nutzen. Im Moment verfügt „Stadt -Auto“ über fünf Autos, die die Mitglieder telefonisch für eine bestimmte Zeit buchen und an drei Zentralen abholen können. Bezahlt wird am Monatsende nach Nutzungsdauer und gefahrenen Kilometern. Ein Bonbon: Frauen fahren nachts kostenlos. Anders als bei Fahrgemeinschaften sollen die Stadt-Autos nicht auf dem täglichen Weg zur Arbeit, sondern für Freizeit, Urlaub, Transporte etc. genutzt werden. Ziel ist, jeden Wagen voll auszulasten, Standzeiten zu vermeiden und den Berliner PKW-Bestand von 323 Wagen pro 1.000 Einwohner zu senken. Am Projekt teilnehmen können nur Nichtautobesitzer, man versteht sich als Ergänzung zu BVG und Fahrrad. Der Autopool funktioniert, so hat es Petersen ausgerechnet, wenn jeweils acht Interessenten auf einen eigenen Wagen verzichten und den Pool gemeinsam nutzen. An Expansion wird gedacht. Im Juli soll eine Zentrale die Infrastruktur für die Nachbarschaftsgruppen liefern, die sich jeweils als Vereine formieren sollen. Der Balanceakt zwischen zukünftiger Firma und Initative um den Autoverkehr zu mildern, sorgt für Schwierigkeiten. Subventionen für das Modellprojekt gibt es nirgends. Wer nicht warten will, bis eine Zentrale arbeitet, aber mit NachbarInnen einen eigenen Autopool gründen will, dem wird beim VCD ein Mustervertrag angeboten. Das Fünf-Seiten-Werk läßt keinen wichtigen Punkt ungeklärt und verringert die bestehenden Ängste vor dem Teilen.

Konstantin Breyer

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