Statistik Lebenserwartung: Mecklenburger sterben schneller
Das Statistische Bundesamt gibt neue Daten zur Lebenserwartung heraus. Zwar sterben Ostdeutsche schneller als Wessis - doch die Werte gleichen sich langsam an.
BERLIN taz Im Schwabenland lebt es sich gut: Baden-Württemberger haben die höchste Lebenserwartung, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. Die Einwohner von Mecklenburg-Vorpommern hingegen sterben am frühesten. Die BürgerInnen in den neuen Bundesländern haben bei der Lebenserwartung in den vergangenen Jahren jedoch tüchtig aufgeholt.
Während kurz nach der Wende der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen West- und Ostdeutschen bei den Männern noch vier Jahre und bei den Frauen drei Jahre betrug, ist diese Differenz inzwischen auf ein Jahr, beziehungsweise fast null gesunken, sagte Bertram Häussler taz.de, Chef des Berliner Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES). So werden Männer in den neuen Bundesländern im Schnitt 75,5 Jahre alt, im Westen hingegen liegt die Lebenserwartung bei fast 77 Jahren. Frauen im alten Bundesgebiet erreichen im Schnitt das 82. Lebensjahr, im Osten liegt die Lebenserwartung mit 81,8 Jahren fast genauso hoch.
Das Ansteigen der Lebenserwartung habe dabei vor allem mit der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Menschen zu tun, sagte Häussler. Er verwies auf eine Untersuchung des IGES-Instituts aus dem Jahre 1995. Damals habe sich ergeben, dass besonders die Lebenserwartung der über 65-jährigen Frauen rapide angestiegen sei, sagte Häussler. Durch die Anpassung der Ost- an die Westrenten hatte sich das Einkommen dieser Altersgruppe innerhalb weniger Jahre beträchtlich erhöht. Die niedrigste Lebenserwartung bei den Frauen haben nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes die Saarländerinnen: Sie leben im Schnitt nur 80,8 Jahre. Die vorgestellte Statistik bezieht sich auf die Jahre 2004 bis 2006.
Bei den Männern hingegen sterben Einwohner in Mecklenburg-Vorpommern, in Sachsen-Anhalt, in Thüringen und im Saarland vergleichsweise früh. Bei Männern schlage eine unsichere Erwerbslage noch mal stärker auf die Gesundheit durch als bei Frauen, weil ihr Selbstwert mehr an der Arbeitssituation hinge, sagte Gesundheitsforscher Häussler. Frauen hingegen hätten "mehrere Rollen" zur Verfügung und könnten dadurch wirtschaftliche Umbruchsituationen eher kompensieren als Männer.
Das Gesundheitsverhalten bei wirtschaftlich schwächeren Gruppen sei ungünstiger als bei besser Gestellten, sagte Thomas Ziese der taz, Wissenschaftler beim Robert-Koch-Institut in Berlin. Es bleibe aber eine Erklärungslücke, welche Faktoren genau bei der Lebenserwartung eine Rolle spielen.
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