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Statement zur Homo-EheJubel über Obamas Coming-out

Das lang ersehnte Statement kommt mitten im Wahlkampf: US-Präsident Obama hat sich für die gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen. Die Republikaner freut's nicht.

Obama erklärt im Interview mit Robin Roberts auf ABC News, dass er die Homo-Ehe befürwortet. Bild: dapd

WASHINGTON taz | Der 44. Präsident hat den Mut, es zu sagen: „Ich bin dafür, dass Homosexuelle die Möglichkeit haben, zu heiraten“. Die Erklärung von Barack Obama in einem Interview sechs Monate vor den Präsidentschaftswahlen schlug in den USA ein, wie eine Bombe. Lesben- und Schwulengruppen, sowie Bürgerrechtsorganisationen, die lange auf ein klares Wort ihres Präsidenten gewartet haben, sprechen von einer „historischen“ Stellungnahme.

Ganz anders Mitt Romney. Er wiederholte, dass er für die „traditionelle Ehe“ - zwischen einer Frau und einem Mann - sei. Und meinungsstarke Gruppen vom rechten Rand der republikanischen Partei reden von einem „Krieg gegen die Ehe“. Doch die rechten Reihen sind nicht geschlossen.

In einer auffallenden Dissonanz zur repbulikanischen Partei lobte Shep Smith, Moderator bei dem TV-Sender „Fox“, die Erklärung als „Ankunft im 21. Jahrhundert“ und warnte davor, sich auf die „falsche Seite der Geschichte“ zu stellen.

Obama hat sich seit Jahren in der Frage der gleichgeschlechtlichen Ehe als „in der Entwicklung befindlich“ beschrieben. Doch in seiner im Januar 2009 begonnenen Amtszeit als Präsident hat er für mehr emanzipatorische Entscheidungen zugunsten von Homosexuellen gesorgt, als jeder Amtsvorgänger. Unter anderem schuf er die gesetzliche Schweigepflicht für Homosexuelle im Militär – genannt: „Don't ask. Don't tell“ (DADT) – ab, die Bill Clinton 1993 eingeführt hatte und setzte einen gesetzlichen Schutz vor „Hate-Crimes“ gegen Homosexuelle durch.

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Er engagierte sich persönlich gegen das Drangsalieren von Homosexuellen an Schulen und Universitäten. Machte den Respekt für Homosexuelle zu einem Kriterium für die Vergabe von Entwicklungshilfe und für Asylentscheidungen. Und sorgte dafür, dass auch gleichgeschlechtliche Paare in den Genuss von Bundesmitteln kommen.

Doch während Obama Diskriminierungen gegen Homosexuelle abschaffte und nachdachte, nahm bei der republikanischen Partei die Politik gegen die Gleichstellung von Homosexuellen zu. Unterstützt und angefeuert von Kirchen, LebensschützerInnen und Tea-Party-Gruppen kämpft die republikanische Partei vielerorts gegen die gleichgeschlechtliche Ehe. Bislang war sie damit in 30 Bundesstaaten erfolgreich.

Die Republikaner haben keine einheitliche Haltung

Als vorerst letzter Bundesstaat hat North Carolina am Sonntag per Referendum einen Zusatz zu seiner Verfassung angenommen. Er untersagt sowohl gleichgeschlechtliche Ehen, als auch die Gleichstellung eingetragener Partnerschaften. Weitere Bundesstaaten, darunter Minnesota, Washington und Maine, planen noch in diesem Jahr Gesetze oder Verfassungsänderungen, die in eine ähnliche Richtung gehen.

Doch es ist nicht so, als gäbe es keine Homosexuellen in der republikanischen Partei. Richard Grenell etwa, den Mitt Romney im vergangenen Monat zu seinem außenpolitischen Sprecher machte, ist schwul. Aber er hielt sich nicht lange. Als er im vergangenen Monat in sein Amt berufen wurde, starteten Gruppen wie die „American Family Association“ und der „Family Research Council“ umgehend Attacken gegen ihn. Romney verteidigte seinen Sprecher nicht. Vergangene Woche trat der aus „persönlichen Gründen“ zurück.

Nicht alle in der republikanischen Partei denken so. Es gibt auch ein paar Stimmen, die die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe verlangen. Meghan McCain etwa, die Tochter des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten, nennt das „Schwulenbashing“ mancher ihrer ParteifreundInnen „ekelig und altmodisch“.

Offiziell existiert die Homosexuellen-Ehe in den USA gegenwärtig nur in sechs Bundesstaaten: Connecticut und Iowa, Massachusetts und New Hampshire, New York, Vermont und auch in der Bundeshauptstadt Washington D.C. An dieser Spaltung des Landes in der Frage der gleichgeschlechtlichen Ehe wird sich durch Obamas Stellungnahme wenig ändern. In seinem Interview mit dem Fernsehsender ABC sagte der Präsident ausdrücklich, es handele sich um seine „persönliche Meinung“. Und betonte, dass jeder Bundesstaat das Recht habe, seine Ehe-Gesetze selbst zu schreiben.

Die amerikanische Bevölkerung wird toleranter

Homosexuellen-Gruppen geben Obamas Stellungsnahme dennoch hohe symbolische Bedeutung. Vom Bundesstaat New York, der die gleichgeschlechtliche Ehe vor wenigen Monaten zugelassen hat, bis nach Kalifornien, das die gleichgeschlechtliche Ehe zunächst eingeführt und dann wieder abgeschafft hat, fanden am Mittwoch nach Obamas Interview sponante Partys statt. In Manhattan sprach Ratsfrau Christine Quinn — die in wenigen Tagen ihre Partnerin heiraten will – von einem „entscheidenden Moment auf unserem Weg zu Gleichheit“.

In San Francisco erkennt die Gruppe „Equality California“ eine „machtvolle Botschaft“. Und der Präsident der Bürgerrechtsgruppe „Freedom to Marry“, Evan Wolfson, glaubt, „dass die moralische Führung des Präsidenten einen riesigen Unterschied macht und den Amerikanern helfen wird."

Tatsächlich hat sich die öffentliche Meinung in den USA langsam hin zu mehr Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen entwickelt. In Meinungsumfragen sprechen sich knapp die Hälfte der US-AmerikanerInnen für die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe aus.

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23 Kommentare

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  • E
    Erzbengel

    @Normalssimus:

    Sicher wären Sie dann auch für eine Auflösung heterosexueller Ehen, sagen wir nach einer Probezeit.

    Sollte sich dann kein Nachwuchs ankündigen, sei es wegen biologischer Unzulänglichkeiten oder eines dekadenten Lebenswandels, wie Zeugungsunlust oder Vorantreiben der eigenen Karriere, werden die Eheleute vor die Wahl gestellt: Adoption eines Waisen oder Scheidung. Zack. Sonst haben wir bald Sodom und Gomorrha.

  • RF
    REgula Franz

    Warum, und Was an der Tatsache, dass Obama die Homo-Ehe befuehrwortet, ist jetzt eine Provokation gegenuber Muslime? Ich sehe den Zusammenhang nicht. Was ist "widerlich" hier? Maybe your own mind? Dein Kommentar bestaetigt ja grade das Vorurteil.....

  • N
    Normalssimus

    Liebe Leser!

    Ich erlaube mir, die HOMO- Ehe (Lesben eingeschlossen) als Versuch eines alternativen Lebensentwurfs zu begreifen und nicht auf rein sexuelle Vorlieben zu beschränken. Ihr dürft es mir glauben oder nicht, diese gleichgeschlechtlichen Lebensformen haben mit dem Familienbegriff des Grundgesetzes als Urform menschlicher Lebensgemeinschaft nichts zu tun. Wieso also soll man diesen alternativen Lebensentwurf verfassungsrechtlich gleichstellen?

    Schwulenhochzeit - ok, wenn es glücklich macht. Aber Gleichstellung mit Familie, mit eigenen (nicht gekauften oder künstlich produzierten) Kindern, die auch unseren Generationenvertrag erfüllen - entschieden nein! Wer was anderes favorisiert, wiederholt die dekadenten Entwicklungen antiker Demokratien in denen gleichgeschlechtliche Lebensformen ihren gesellschaftlichen Höhepunkte jeweils unmittelbar vor deren Untergang hatten.

    Ich habe darauf keine Lust! Hier ist das Thema doch nur Teil einer Wahlkampfstrategie - Ehrlich ist das nicht!

  • O
    Oliver

    Mal sehen, ob sich der Presserat meiner Beschwerde annimmt. Vielleicht wenden sich ja noch andere, die sich wegen des Fotos angegriffen fühlen, mit einer Beschwerde an den den Presserat.

     

    Warum nur Bilder unterhalb der Gürtellinie?

  • A
    Anna-Lena

    Ich frage mich, in welchem Kontext das Bild zu dem Artikel steht?

     

    Es ist doch seltsam, dass jedes mal männliche Homosexuelle gezeigt werden.

    Was jedoch noch viel nerviger ist, ist der explizite Bezug zur homosexuellen Sexualität.

    Würden sie bei einer politischen Äußerung bezüglich heterosexueller Ehen auch ein Bild auswählen mit einer Dame in schlüpfriger Unterwäsche und einem Herrn in engen Boxershorts, die ihre sich deutlich abzeichnenden Genitalien einander zuwenden?

    Etwas weniger stereoypisches Denken wäre hier nicht zu viel verlangt.

  • E
    Emil

    Voll getroffen: Gibt also doch noch andere Meinungen zur Homoehe als die der bigotten und "konservativen" Amis. Voll daneben: welche Hetero-Klemmschwester hat dieses sexistische Bild dazu rausgesucht?

  • LZ
    Lars Zenker

    Hättet ihr einen Artikel zur Hetero Ehe auch mit einem solchen ansexualisierten

    Titelbild

    aufgemacht? Homosexuell schließt Lesben übrigens mit ein.

  • T
    Thomas

    Ich mal mal gespannt, wie weit her es mit der Toleranz innerhalb den USA ist

  • M
    mernte

    Wie kommt es eigentlich, dass anscheinend jeder Artikel zu "Homo-Themen" mit zwei weißen Schwulen bebildert wird? So werden nicht nur Lesben unsichtbar gemacht...

    Außerdem könnte man die Obama-Regierung (und Lady Gaga) durchaus etwas kritischer sehen und bemerken, dass sie im Grunde nur für sehr konservative Belange eintreten. Die Diskriminierung von queeren Menschen in den USA ist weiterhin enorm, Obama hin oder her...

  • HS
    Hannes Schüle

    Toll für Lesben und Schwule.

    Aber bitte: zeigt statt ein Männerunterhosenpaar doch bitte eines der vielen "Jubel"-Bilder von Paaren die sich grad über die Nachricht freuen ...

  • W
    wutz

    liebe taz,

    was hat die homo-ehe mit schwulen sex/unterhosen-parties zu tun? ach ja, die vorurteilsbehaftete gleichung lautet ja immer noch homo=schwul=sex. der will man natürlich nachkommen....

    echt blöder bildeinfall!

  • RB
    Ralf Becker

    Ein noch dämlicheres Bild zu dem Artikel habt Ihr nicht gefunden? Wäre ja auch nicht ganz einfach gewesen...

  • N
    Nico

    Wieso dieses Foto?!

    Bei heterosexuellen Paaren würdet ihr wahrscheinlich ein anderes (mit mehr Kleidung und Gesichtern drauf!) wählen.

    Ist doch nur wieder um Aufmerksamkeit zu bekommen; darüber hinaus ist es respektlos und erweckt den Eindruck, homosexuelle Beziehungen bestünden nur aus Körperlichkeiten.

  • S
    sanni

    ohne den artikel zu lesen - denn darauf hab ich keine lust mehr - ein besseres bild habt ihr wohl nicht gefunden? voll klischee u daneben (bei heteroehen gibts dann ein tittenbild, ja?!)

  • D
    Dimitrios

    Liebe taz,

    ich bin ein wenig entsetzt über das Bild, das über diesem Artikel prangt.

    Was bitteschön habt Ihr Euch dabei gedacht? Thematisch geht es in Eurem Text um "Ehe", um eine Verbindung zweier Menschen, die in unserer heutigen Gesellschaft überwiegend aus romantischen, oft auch aus ökonomischen, Gründen eingegangen wird.

    Und was macht Ihr? Mit der Auswahl Eures Bildes reduziert Ihr Schwule (mal wieder) auf ihre Sexualität.

    Ist das (manipulative) Absicht, eine Mischung aus Vorurteilen und Unwissenheit oder einfach nur Unachtsamkeit?

    FAIL!

    Gruß

    Dimitrios

  • AB
    Axel Blumenthal

    Eigentlich mehr eine Frage, als ein Kommentar:

     

    Was habt Ihr Euch bei der Wahl des Fotos zum Artikel gedacht?

    Sind zwei kopflose Männer in Unterhosen echt alles, was Euch dazu einfällt??

    *kopfschütteln*

  • K
    Kölner

    Ist der Artikel von einem Praktikanten bebildert worden?

    Der Präsident der USA sagt etwas zum Thema "Homo-Ehe" und ihr zeigt zwei Männerkörper in Unterhosen! Geschmackloser geht es selbst bei der taz nicht.

  • S
    Sabine

    Ach Leute, mit diesem Titelbild habt ihr mal wieder den Vogel abgeschossen. Muss es denn immer so reißerisch sein? Da vergeht mir schon gleich die Lust, den Artikel zu lesen.

  • DR
    Dieter Reitz

    Auch für mich also Hetero ist das Bild zu Ihrem Artikel unseriös, Klischeehaft und auf dem Level der BLÖD. Sie reduzieren Menschen auf Ihre ausgestülpte Unterhose und die damit angedeuetete Sexualität.

    Schämen Sie sich!

     

    Dieter Reitz

  • A
    aurorua

    "Sodom und Gomorrha" jetzt auch in USA!

  • S
    scham

    Ich bin ja langjähriger TAZ-Fan, aber ich muss feststellen, dass mir der Trend Richtung Alternativ-BILD überhaupt nicht gefällt.

     

    Was soll bitte dieses klischeebehaftete Foto?

  • T
    Tonks

    so positiv ich obamas aussage finde so sehr ärgere ich mich über das foto, das in der taz zu dem artikel gezeigt wird. dieser bildausschnitt reduziert das leben von lgbt auf das klischee sex - das ist ziemlich weit von dem niveau entfernt, das ich eigentlich von der taz erwarte... bei der anpassung der lebenspartnerschaft an die ehe geht es um gleichstellung: gleiche rechte, gleiche pflichten wenn menschen dafür einstehen, für einander zu sorgen - mit oder ohne kinder. was hat sich den die autorin bei dem bild gedacht - oder vielmehr nicht gedacht... echt peinlich und traurig!

  • AH
    Ansar Hezbollah

    Mal wieder eine Provokation gegenüber uns Muslime. Man muss die Republikaner nicht mögen, aber beim Thema Homosexualität haben die Recht! Dieser Obama ist einfach untragbar. Einfach widerlich!