piwik no script img

Stasi-Akte des Ohnesorg-TodesschützenGeschichte wird gemacht

Nach den Enthüllungen über den Todesschützen vom 2. Juni 1967 versuchen Konservative, die Geschichte der Studentenbewegung umzudeuten.

Behauptung, in Notwehr gehandelt zu haben: Karl-Heinz Kurras 1967 im Landgericht in Berlin. Bild: dpa

BERLIN | taz Der Polizeibeamte Karl-Heinz Kurras, der Benno Ohnesorg erschoss, hatte in seinen Prozessen wegen fahrlässiger Tötung Ende der Sechzigerjahre Verbündete, allen voran Springers Bild-Zeitung. Sein vorbildlicher Einsatz, hieß es, sei leider in einem von ihm nicht verschuldeten Unglücksfall geendet.

Wie schnell aus aufrechten Verteidigern der Freiheit gedungene Mörder werden - denn jetzt, nachdem Kurras Tätigkeit als IM der Staatssicherheit aufgeflogen ist, wird er zum Auftragsmörder, der gehorsam den Befehlen aus der Stasi-Zentrale folgte. In derselben Bild-Zeitung, die damals eine furchterregende Kampagne gegen die revoltierende Studenten führte, ist jetzt zu hören: "Unruhen und brennende Barrikaden, ja selbst der Tod von Rudi Dutschke haben ihren Ursprung direkt im Auftragsbereich von Erich Mielke, dem Stasi-Minister der SED (heute Linkspartei)." Man kann den delirierenden Autor Hans-Hermann Tiedje nicht unter der Rubrik "Berliner Absonderlichkeiten" verbuchen. Vielmehr geht es hier um ein groß angelegtes Manöver der historischen Mystifikation. Indem die Stasi - ohne jedes Indiz - zum Täter gemacht wird, kann die Verantwortung der Westberliner Eliten für den 2. Juni 1967 beiseitegedrückt werden.

Tatsache ist aber, dass in Westberlin seitens der Polizeiführung mit offen rechtsstaatswidrigen Mitteln vorgegangen wurde. So auch bei der Auflösung der studentischen Kundgebung vor der Deutschen Oper am 2. Juni. Schon am Tag vorher hatte die Polizei die Schlägertrupps des persischen Geheimdienstes Savak frei gewähren lassen. Kurras gehörte zu den Zivilfahndern, die unter den in eine Nebenstraße abgedrängten Demonstranten "auffällige" Studenten festnehmen sollte. "Füchse jagen" war der Code-Name.

Unmittelbar nach Kurras Schuss auf Benno Ohnesorg begannen die Verschleierungsmanöver. Die Polizeiführung streute die Nachricht aus, ein Polizist sei durch Messerstiche ermordet worden. Kurras, der Schütze, wurde sofort vom Tatort zurückgepfiffen. Er hatte Gelegenheit, das Magazin seiner Schusswaffe zu wechseln und seinen Anzug zur Reinigung zu bringen. In dem Krankenhaus, in das Ohnesorg erst nach einer Dreiviertelstunde eingeliefert wurde, entfernte man das Knochenteil seines Schädels mit der Einschussstelle. Das Beweisstück blieb unauffindbar.

Im Verfahren machte Kurras geltend, er sei mit dem Messer bedroht worden und habe in Notwehr gehandelt. Kein Zeuge konnte diese Version bestätigen. Kurras verwickelte sich in Widersprüche. Einmal will er zwei Schüsse abgegeben haben, darunter einen Warnschuss. Dann wiederum soll es nur ein Schuss gewesen sein. Trotz offensichtlicher Schutzbehauptungen sprach des Landgericht Kurras in erster Instanz frei. Das Gericht argumentierte, dass es sich "nicht mit Sicherheit ausschließen lässt, dass es sich beim Abdrücken der Pistole um ein ungesteuertes, nicht vom Willen beherrschtes Fehlverhalten des Angeklagten gehandelt hat". Also keine Fahrlässigkeit, sondern Freispruch mangels Beweises.

Der Rechtsanwalt Otto Schily, der damals die Nebenklage vertrat, erstritt erfolgreich eine Revisionsverhandlung vor dem Bundesgerichtshof. Er wolle ein Tonband eines Journalisten vorlegen, auf dem nur ein Schuss zu hören war. Aber merkwürdigerweise erwies sich die Tonbandaufnahme als unbrauchbar.

Man muss die Westberliner Vorgeschichte von Kurras Tat ebenso in Anschlag bringen wie die anschließenden Vertuschungsmanöver der Polizei und die skandalösen Freisprüche, wenn man die Geschichte des 2. Juni begreifen will. Oder war auch das alles das Werk der Stasi?

Die damaligen radikalen Linken in Berlin standen dem SED-Regime samt seiner Stasi fast durchwegs kritisch gegenüber. Aktivisten von damals fordern deshalb jetzt eine genaue Prüfung aller relevanten Unterlagen bei der Birthler-Behörde. Das ist sinnvoll, zumal die Stasiakten offenbar unveröffentlichte Protokolle von Augenzeugen des Geschehens enthalten. Eine Wiederaufnahme des Prozesses wegen Mordes zu fordern, ist indes mehr als 40 Jahre danach juristisch wenig aussichtsreich. Erst recht, wenn sie nur politisch zweckmäßig erscheint. Aufklärung ist geboten, Propaganda nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

51 Kommentare

 / 
  • H
    Hans

    Ob Kurras damals fuer die DDR spioniert hat oder nicht, ist eigentlich voellig egal, er war der Buettel der BRD-Justiz und er hat freudig geschossen, wie es viele unserer lieben Polizisten zur damaligen Zeit getan haben. (Lest doch wieder mal die alten Knast-Blaetter von Axel Simon)Von der gleichen Justiz wurde er gedeckt, fuer ihn wurden Meineide durch die "Bandenmentalitaet" der Polizei geleistet, was also regt man sich heute auf? Hoechstens ueber die Unverfrohrenheit mit der Kurras seine Pension bezieht und als Verbrecher stolz auf sein kriminelles Handeln ist. Ein durchgeknallter schiesswuetiger Spiessbuerger - davon, das sollte man doch in der TAZ wissen, davon hatten wir damals jede Menge. Petra Schelm, Jonny Weissbecker und wie sie alle hiessen, starben nicht durch Unfaelle.

    Schoen wieder mal etwas von Semmler gehoert (gelesen) zu haben.

  • TD
    Tyler Durden

    Auch für Dich, liebe CHRISTINE, kurz der Rat zum Nachdenken. Der Tagesspiegel spricht doch zunächst mal aus, wie es in der Realität aussieht. Derartige Polizisten gibt es in JEDEM System, sie sind dort nicht nur erwünscht, sondern werden durch den Gruppendruck in ihrer Verblödetheit auch noch gbstärkt.

     

    Aber: "Ein bisschen mag diese erfreuliche Veränderung mit Achtundsechzig zusammenhängen, obwohl Achtundsechzig auch, als Angebot für diesen Typus, eigene Varianten des Spießertums hervorgebracht hat: den fanatischen Öko oder die Hardcore-Feministin. Alles in allem aber ist dieses Land, jetzt, am 60. Geburtstag des Grundgesetzes, doch ziemlich entspannt. Deutschland ist über Karl-Heinz Kurras hinweggekommen, ein Grund zum Feiern."

     

    Nennen sie uns doch mal ein paar Opfer die von diesen "fanatischen Öko oder die Hardcore-Feministin" ermordet wurden? Dann lass ich ihnen gerne eine Liste der Leute zukommen, die von diesem perversem Auswuchs der "Staatsmacht", so wie Ohnesorg, umgebracht wurden.

    Den "fanatischen Öko" der Genmais ausreisst, oder die "Hardcore-Feministin" die sexshop Fenster einschmeisst, als denselben Typus zu bezeichnen, wie jemand der andere erschiesst, oder Richter die sowas auch noch freisprechen, das ist eine Frechheit. Aber halt staatstragend, gell Tagesspiegel?

     

    Die unzähligen Kurras dieser Welt, die können nichts dafür, die sind halt so. Leider haben wir keine Möglichkeit solche Typen am Polizist oder Soldat werden zu hindern.

    Aber solchen lächerlichen Argumenten, denen kann man in Tagesspiegel widersprechen, und erst recht könnte man darüber nachdenken, bevor man den Mist nachplappert und meint anderen damit Denk-Nachhilfe geben müssen

  • TD
    Tyler Durden

    Man sollte etwas länger über JOSHs Meinung nachdenken:

     

    "25.05.2009 13:46 Uhr:

    Von Josh:

    Vielleicht wäre es an der Zeit die ideologischen Schützengräben zu verlassen.

    Aus heutiger Sicht ist doch klar, dass beide Seiten damals Fehler begangen haben."

     

    Denn wo er recht hat, da hat er recht. Die eine Seite machte halt den Fehler zu schiessen, und die andere beging den Fehler zu sterben......

     

    Oder mussverstehe ich da was????

     

    MfG, Tyler Durden

  • M
    Martin

    Richtig, Herr Semler, der größte Skandal in Sachen Kurras war der Freispruch eines Täters mit Hilfe von Fälschungen und Betrug, ein Freispruch, der damals den vollen Beifall von Bild und Konsorten erhielt, die nun auf einmal behauptet, was damalige Demonstranten kritisierten: Staatskriminalität eines 'Schweinesystems' (nachdem wir mal eben die Staaten vertauscht haben). Der Held der Bild ist nach 42 Jahren auf einmal Mörder, weil es politisch paßt. Aber die Dreckigkeit bleibt. 42 Jahre interessierte es niemanden dieser Herrschaften, dass ein Student mit einer Polizeikugel im Kopf krepieren mußte. Das Recht wurde solange verdreht, bis es paßte. Jetzt dreht man es andersherum. Erbärmlich.

  • RT
    Ruth Teibold-Wagner

    B.O. war "Märtyrer" der Bewegung. Seine Ermordung und sein Freispruch vor Gericht galten für die Linke als wichtiger "Beleg" für den faschistoiden Charakter des Staates.

    Die Bewegung gewann erst durch seinen Märtyrer-Tod Massen-Dynamik und anhaltenden Impetus. Die "Bewegung 2. Juni", die RAF, die ganzen 70er Jahre sind ohne die Ermordung B.O.´s nicht denkbar.

    Und jetzt stellt sich heraus, dass der Mörder selbst ein Linker war. Ein überzeugter SED-ler, kein "Faschist". Es stellt sich heraus, dass die Vorraussetzung, unter der 68 angetreten ist, in diesem Punkt ein Irrtum war.

    Dies ist ein schwerer Schlag für die 68er-Identität.

    Viele Bücher, viele Filme (z.B. "Der Baader-Meinhof-Komplex"), die sich mit der 68-er Vergangenheit auseinandersetzen, stellen sich als von falschen Vorraussetzungen ausgehend heraus.

    Ein Stück BRD-Geschichte muss umgeschrieben werden.

  • DG
    Dirk Gober

    Einsicht, "Linke" ist sicher nicht Dein Name!

    Anstatt mal über eigene Fehler und Wirrnisse nachzudenken, über "gute" Morde an Konservativen, bagangen von der Faschistentruppe RAF, suhlen sich Linke weiterhin in ihrer kleinen, ver- und erlogenen Welt, unfähig, auch nur eine Spur der Erkenntnis an sich zu lassen. Und die könnte lauten:

    IHR HABT EUCH GEIRRT, IHR HABT GEMORDET, IHR HABT MORDE GUTGEHEISSEN UND RECHTFERTIGT!

     

    Wie auch die braunen Nazis schaffen es die Rotfaschisten immer wieder, ihre Opfer erneut zu töten, indem sie keine Verantwortung übernehmen wollen.

     

    Er stimmt schon, der Spruch, daß Linke und Rechte lediglich Bastarde der selben Mutter sind.

     

    Aber wer will von Euch auch schon so etwas wie Schamgefühl und Selbstkritik erwarten... jedenfalls kein vernünftiger Mensch.

  • D
    denninger

    @"Christine":

    Chapeau, "Christine", Dein Kommentar ist besser geschrieben als ich es hätte ausdrücken können.

  • M
    Maiblume

    "(...) Unruhen und brennende Barrikaden, ja selbst der Tod von Rudi Dutschke haben ihren Ursprung direkt im Auftragsbereich von Erich Mielke (...)" BILD etc sind also immer noch auf dem Niveau von verschwörungstheoretischem Aberglauben? Nein, schlimmer: unzählige sie Lesende ebenfalls!

     

    Nicht die damals von Bahman Nirumand und anderen ausgesprochenen Menschenrechtsverletzungen im Iran, nein, Mielke hat also die Proteste vor der Deutschen Oper initiiert.

     

    Ein Muster dieser Diffamierungsversuche (auch bei FAZ, Welt u.s.w.) ist meistens: KritikerInnen sind keine eigentständig denkenden & handelnden Personen, sondern ferngesteuerte Unmündige. Vielleicht ist das eher eine Projektion der eigenen LeserInnenklientel der BILD, Welt etc. auf die Anderen!

  • UR
    Udo Radert

    "Eine Wiederaufnahme des Prozesses wegen Mordes zu fordern, ist indes mehr als 40 Jahre danach juristisch wenig aussichtsreich."

     

    ________

     

    Warum?

     

    In anderen Fällen, z.B. Demjanuk wird gerade dies von der taz doch durchaus wohlwollend befürwortet. (Von mir übrigens auch. Eine der nicht ganz so zahlreichen Gelegenheiten, wo ich mit der taz mal einer Meinung bin.)

     

    Im Übrigen sollte ihm aber als Landesverräter (Stasi-Mitarbiet, Spionage) zumindest seine Beamten-PENSION komplett gestrichen werden und er gefälligst von seinen Ersparnissen - oder eben auch von Hartz IV leben, so wie hundertausende andere Senioren das ja schließlich auch müssen.

     

    Er hat als Polizist und Beamter (wie jetzt eindeutig belegt wurde), einen Eid, bzw. einen MEINEID auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung geschworen und er hat mit seiner geheimen Stasi-Mitarbeit all die Werte verraten und verkauft, welche ihm zu schützen anvertraut waren.

     

    *Dafür* sollte es aber nun nicht auch noch eine fette Beamten-Pension geben.

  • M
    Mallord

    Sehr guter und nötiger Artikel!

     

    Verhindert Geschichtsklitterung!

  • HP
    Heinz Paulus

    Die selben Leute, die früher alles vertuscht haben, stürzen sich jetzt auf Karl-Heinz Kurras. Die Untat ist dieselbe, nur der Mann, der diese begann, steht plötzlich (plötzlich vor der Wahl) in einem anderen Licht da. Widerlich wir hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Ein Polizist, der loyal zur damaligen Regierung gestanden hat, darf morden, ein IM der Stasi nicht? Hier gehören, die vor Gericht, die die Untat vertuschen wollten, die den Hass gesät haben. Aber die instrumentalisieren den Mord jetzt um Hetze gegen Links zu machen.

  • C
    Christine

    Ja ja lieber Christian Semmler, die Linke hat immer recht und gut ist sie sowieso. Bloß nicht in Zweifel ziehen, dass da damals vielleicht doch nicht alles ganz sauber gelaufen ist beim Unterscheiden zwischen Gut und Böse. Vielleicht sollte man das Lagerdenken mal langsam ablegen, jetzt, wo sich linke Autonome und Rechtsradikale mittlerweile einheitlich kleiden und teilweise dieselben Ressentiments pflegen.

     

    Ich zitiere Helmut Martenstein aus dem Tagesspiegel:

    "Kurras, inzwischen über achtzig, hat bis heute ein gutes Gewissen, er sagt, dass er eigentlich mehrere von diesen Typen hätte erschießen müssen. Kurras, ordentlich, sauber, stramm, autoritär und autoritätshörig, Befehlsempfänger und Schläger, immer im Recht, niemals im Zweifel, der ewige Spießer. Er sagt: „Wer mich angreift, wird vernichtet. Aus. Feierabend.“ Dieser Typus gedieh im Nazideutschland, er gedieh in der DDR, und er gedieh auch im Milieu der „Bild“-Leser und CDU-Wähler von 1967, die jeden Langhaarigen am liebsten an die Laterne gehängt hätten. Kurras kann Kommunist sein, Nazi, es ändert wenig, er ist ein Charakter, kein politisches Programm. Dieser Charakter ist nicht ausgestorben, er wird niemals aussterben, aber er ist in Deutschland doch seltener geworden. Ein bisschen mag diese erfreuliche Veränderung mit Achtundsechzig zusammenhängen, obwohl Achtundsechzig auch, als Angebot für diesen Typus, eigene Varianten des Spießertums hervorgebracht hat: den fanatischen Öko oder die Hardcore-Feministin. Alles in allem aber ist dieses Land, jetzt, am 60. Geburtstag des Grundgesetzes, doch ziemlich entspannt. Deutschland ist über Karl-Heinz Kurras hinweggekommen, ein Grund zum Feiern."

  • G
    G.Meske

    Daß die reaktionären Propaganda-Medien,allen voran die "Bild", heute wie damals 1967/68, vor allen Dingen einen "Feind" im Visier haben , nämlich aufgeklärte radikaldemokratische Bürger und klassenbewußte kämpferische Werktätige , zeigt die aktuelle Kampagne sehr deutlich : Es ist doch offensichtlich , daß angesichts der katastrophalsten Krise des Kapitalismus seit 1929, die Angst der Bourgeoisie vor sozialen Unruhen oder gar revolutionären Gewaltausbrüchen zunimmt, wegen der in Kürze noch dramatisch steigenden Massenarbeitslosigkeit und der immer weiter auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich , der bald zu erwartenden Inflation wegen der zig-Milliarden neuer Schulden zu Lasten der Steuerzahler usw.- Die aktuelle Propagandakampagne der Bourgeoisie hat deshalb zum Ziel, "vorbeugend" die revolutionäre Bewegung der "68-er" und der Folgezeit in Mißkredit zu bringen.- Siehe hierzu auch den folgenden Kommentar von G.Meske:

    http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/kommentarseite/1/verschwoerungstheorie-fehl-am-platz/kommentare/1/1/

  • J
    Josh

    Vielleicht wäre es an der Zeit die ideologischen Schützengräben zu verlassen.

     

    Aus heutiger Sicht ist doch klar, dass beide Seiten damals Fehler begangen haben.

  • T
    t.s.

    Christian Semler ist samt seinem Artikel bei der taz ebenso gut aufgehoben, wie ein Goldfisch im Vogelkäfig.

     

    Vom ehemaligen Maoisten zum Autor im Zentralorgan des GRÜN-bürgerlichen Revisionismus - das unter anderem (!) als Plattform für Kriegstreiber, Besatzer und Islamophobiker dient - wenn das keine Demütigung ist...

  • G
    Galgenstein

    Als Ergänzung könnte man noch hinzufügen, dass die Nebenklage durch Horst Mahlers idiotisches Verhalten im Gerichtssaal scheiterte. Er weigerte sich, sich an die Gerichtsordnung zu halten. Daraufhin wurde die Verhandlung eingestellt. Aus heutiger Sicht kann und nachdem sich Mahler als Rechtsradikaler geoutet hat, kann man sich durchaus fragen, ob sich nicht bereits damals hinter dessen Verhalten nicht auch Methode verbarg. Eine kritische Haltung der Linken gegenüber der DDR konnte ich nur sehr eingeschränkt ausfindig machen. Als alternativen Staatsentwurf fand man die DDR durchaus akzeptabel. Nicht anders war die Einstellung zu Mao, Ho Chi Minh und Castro. Man rannte durch die Straßen und skandierte laut deren Namen als Befreier der Menschheit. Die so gefeierten waren alles, nur dies mit Sicherheit nicht.

  • K
    Katharina

    Danke für diesen Artikel. Damit bewegt ihr Euch zur Aufgabe die ich einst in den 60/70ern Konkret zuschrieb. Dieses Format muß wieder in die Öffentlichkeit. Weiter so!

  • H
    Hans

    Ob Kurras damals fuer die DDR spioniert hat oder nicht, ist eigentlich voellig egal, er war der Buettel der BRD-Justiz und er hat freudig geschossen, wie es viele unserer lieben Polizisten zur damaligen Zeit getan haben. (Lest doch wieder mal die alten Knast-Blaetter von Axel Simon)Von der gleichen Justiz wurde er gedeckt, fuer ihn wurden Meineide durch die "Bandenmentalitaet" der Polizei geleistet, was also regt man sich heute auf? Hoechstens ueber die Unverfrohrenheit mit der Kurras seine Pension bezieht und als Verbrecher stolz auf sein kriminelles Handeln ist. Ein durchgeknallter schiesswuetiger Spiessbuerger - davon, das sollte man doch in der TAZ wissen, davon hatten wir damals jede Menge. Petra Schelm, Jonny Weissbecker und wie sie alle hiessen, starben nicht durch Unfaelle.

    Schoen wieder mal etwas von Semmler gehoert (gelesen) zu haben.

  • TD
    Tyler Durden

    Auch für Dich, liebe CHRISTINE, kurz der Rat zum Nachdenken. Der Tagesspiegel spricht doch zunächst mal aus, wie es in der Realität aussieht. Derartige Polizisten gibt es in JEDEM System, sie sind dort nicht nur erwünscht, sondern werden durch den Gruppendruck in ihrer Verblödetheit auch noch gbstärkt.

     

    Aber: "Ein bisschen mag diese erfreuliche Veränderung mit Achtundsechzig zusammenhängen, obwohl Achtundsechzig auch, als Angebot für diesen Typus, eigene Varianten des Spießertums hervorgebracht hat: den fanatischen Öko oder die Hardcore-Feministin. Alles in allem aber ist dieses Land, jetzt, am 60. Geburtstag des Grundgesetzes, doch ziemlich entspannt. Deutschland ist über Karl-Heinz Kurras hinweggekommen, ein Grund zum Feiern."

     

    Nennen sie uns doch mal ein paar Opfer die von diesen "fanatischen Öko oder die Hardcore-Feministin" ermordet wurden? Dann lass ich ihnen gerne eine Liste der Leute zukommen, die von diesem perversem Auswuchs der "Staatsmacht", so wie Ohnesorg, umgebracht wurden.

    Den "fanatischen Öko" der Genmais ausreisst, oder die "Hardcore-Feministin" die sexshop Fenster einschmeisst, als denselben Typus zu bezeichnen, wie jemand der andere erschiesst, oder Richter die sowas auch noch freisprechen, das ist eine Frechheit. Aber halt staatstragend, gell Tagesspiegel?

     

    Die unzähligen Kurras dieser Welt, die können nichts dafür, die sind halt so. Leider haben wir keine Möglichkeit solche Typen am Polizist oder Soldat werden zu hindern.

    Aber solchen lächerlichen Argumenten, denen kann man in Tagesspiegel widersprechen, und erst recht könnte man darüber nachdenken, bevor man den Mist nachplappert und meint anderen damit Denk-Nachhilfe geben müssen

  • TD
    Tyler Durden

    Man sollte etwas länger über JOSHs Meinung nachdenken:

     

    "25.05.2009 13:46 Uhr:

    Von Josh:

    Vielleicht wäre es an der Zeit die ideologischen Schützengräben zu verlassen.

    Aus heutiger Sicht ist doch klar, dass beide Seiten damals Fehler begangen haben."

     

    Denn wo er recht hat, da hat er recht. Die eine Seite machte halt den Fehler zu schiessen, und die andere beging den Fehler zu sterben......

     

    Oder mussverstehe ich da was????

     

    MfG, Tyler Durden

  • M
    Martin

    Richtig, Herr Semler, der größte Skandal in Sachen Kurras war der Freispruch eines Täters mit Hilfe von Fälschungen und Betrug, ein Freispruch, der damals den vollen Beifall von Bild und Konsorten erhielt, die nun auf einmal behauptet, was damalige Demonstranten kritisierten: Staatskriminalität eines 'Schweinesystems' (nachdem wir mal eben die Staaten vertauscht haben). Der Held der Bild ist nach 42 Jahren auf einmal Mörder, weil es politisch paßt. Aber die Dreckigkeit bleibt. 42 Jahre interessierte es niemanden dieser Herrschaften, dass ein Student mit einer Polizeikugel im Kopf krepieren mußte. Das Recht wurde solange verdreht, bis es paßte. Jetzt dreht man es andersherum. Erbärmlich.

  • RT
    Ruth Teibold-Wagner

    B.O. war "Märtyrer" der Bewegung. Seine Ermordung und sein Freispruch vor Gericht galten für die Linke als wichtiger "Beleg" für den faschistoiden Charakter des Staates.

    Die Bewegung gewann erst durch seinen Märtyrer-Tod Massen-Dynamik und anhaltenden Impetus. Die "Bewegung 2. Juni", die RAF, die ganzen 70er Jahre sind ohne die Ermordung B.O.´s nicht denkbar.

    Und jetzt stellt sich heraus, dass der Mörder selbst ein Linker war. Ein überzeugter SED-ler, kein "Faschist". Es stellt sich heraus, dass die Vorraussetzung, unter der 68 angetreten ist, in diesem Punkt ein Irrtum war.

    Dies ist ein schwerer Schlag für die 68er-Identität.

    Viele Bücher, viele Filme (z.B. "Der Baader-Meinhof-Komplex"), die sich mit der 68-er Vergangenheit auseinandersetzen, stellen sich als von falschen Vorraussetzungen ausgehend heraus.

    Ein Stück BRD-Geschichte muss umgeschrieben werden.

  • DG
    Dirk Gober

    Einsicht, "Linke" ist sicher nicht Dein Name!

    Anstatt mal über eigene Fehler und Wirrnisse nachzudenken, über "gute" Morde an Konservativen, bagangen von der Faschistentruppe RAF, suhlen sich Linke weiterhin in ihrer kleinen, ver- und erlogenen Welt, unfähig, auch nur eine Spur der Erkenntnis an sich zu lassen. Und die könnte lauten:

    IHR HABT EUCH GEIRRT, IHR HABT GEMORDET, IHR HABT MORDE GUTGEHEISSEN UND RECHTFERTIGT!

     

    Wie auch die braunen Nazis schaffen es die Rotfaschisten immer wieder, ihre Opfer erneut zu töten, indem sie keine Verantwortung übernehmen wollen.

     

    Er stimmt schon, der Spruch, daß Linke und Rechte lediglich Bastarde der selben Mutter sind.

     

    Aber wer will von Euch auch schon so etwas wie Schamgefühl und Selbstkritik erwarten... jedenfalls kein vernünftiger Mensch.

  • D
    denninger

    @"Christine":

    Chapeau, "Christine", Dein Kommentar ist besser geschrieben als ich es hätte ausdrücken können.

  • M
    Maiblume

    "(...) Unruhen und brennende Barrikaden, ja selbst der Tod von Rudi Dutschke haben ihren Ursprung direkt im Auftragsbereich von Erich Mielke (...)" BILD etc sind also immer noch auf dem Niveau von verschwörungstheoretischem Aberglauben? Nein, schlimmer: unzählige sie Lesende ebenfalls!

     

    Nicht die damals von Bahman Nirumand und anderen ausgesprochenen Menschenrechtsverletzungen im Iran, nein, Mielke hat also die Proteste vor der Deutschen Oper initiiert.

     

    Ein Muster dieser Diffamierungsversuche (auch bei FAZ, Welt u.s.w.) ist meistens: KritikerInnen sind keine eigentständig denkenden & handelnden Personen, sondern ferngesteuerte Unmündige. Vielleicht ist das eher eine Projektion der eigenen LeserInnenklientel der BILD, Welt etc. auf die Anderen!

  • UR
    Udo Radert

    "Eine Wiederaufnahme des Prozesses wegen Mordes zu fordern, ist indes mehr als 40 Jahre danach juristisch wenig aussichtsreich."

     

    ________

     

    Warum?

     

    In anderen Fällen, z.B. Demjanuk wird gerade dies von der taz doch durchaus wohlwollend befürwortet. (Von mir übrigens auch. Eine der nicht ganz so zahlreichen Gelegenheiten, wo ich mit der taz mal einer Meinung bin.)

     

    Im Übrigen sollte ihm aber als Landesverräter (Stasi-Mitarbiet, Spionage) zumindest seine Beamten-PENSION komplett gestrichen werden und er gefälligst von seinen Ersparnissen - oder eben auch von Hartz IV leben, so wie hundertausende andere Senioren das ja schließlich auch müssen.

     

    Er hat als Polizist und Beamter (wie jetzt eindeutig belegt wurde), einen Eid, bzw. einen MEINEID auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung geschworen und er hat mit seiner geheimen Stasi-Mitarbeit all die Werte verraten und verkauft, welche ihm zu schützen anvertraut waren.

     

    *Dafür* sollte es aber nun nicht auch noch eine fette Beamten-Pension geben.

  • M
    Mallord

    Sehr guter und nötiger Artikel!

     

    Verhindert Geschichtsklitterung!

  • HP
    Heinz Paulus

    Die selben Leute, die früher alles vertuscht haben, stürzen sich jetzt auf Karl-Heinz Kurras. Die Untat ist dieselbe, nur der Mann, der diese begann, steht plötzlich (plötzlich vor der Wahl) in einem anderen Licht da. Widerlich wir hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Ein Polizist, der loyal zur damaligen Regierung gestanden hat, darf morden, ein IM der Stasi nicht? Hier gehören, die vor Gericht, die die Untat vertuschen wollten, die den Hass gesät haben. Aber die instrumentalisieren den Mord jetzt um Hetze gegen Links zu machen.

  • C
    Christine

    Ja ja lieber Christian Semmler, die Linke hat immer recht und gut ist sie sowieso. Bloß nicht in Zweifel ziehen, dass da damals vielleicht doch nicht alles ganz sauber gelaufen ist beim Unterscheiden zwischen Gut und Böse. Vielleicht sollte man das Lagerdenken mal langsam ablegen, jetzt, wo sich linke Autonome und Rechtsradikale mittlerweile einheitlich kleiden und teilweise dieselben Ressentiments pflegen.

     

    Ich zitiere Helmut Martenstein aus dem Tagesspiegel:

    "Kurras, inzwischen über achtzig, hat bis heute ein gutes Gewissen, er sagt, dass er eigentlich mehrere von diesen Typen hätte erschießen müssen. Kurras, ordentlich, sauber, stramm, autoritär und autoritätshörig, Befehlsempfänger und Schläger, immer im Recht, niemals im Zweifel, der ewige Spießer. Er sagt: „Wer mich angreift, wird vernichtet. Aus. Feierabend.“ Dieser Typus gedieh im Nazideutschland, er gedieh in der DDR, und er gedieh auch im Milieu der „Bild“-Leser und CDU-Wähler von 1967, die jeden Langhaarigen am liebsten an die Laterne gehängt hätten. Kurras kann Kommunist sein, Nazi, es ändert wenig, er ist ein Charakter, kein politisches Programm. Dieser Charakter ist nicht ausgestorben, er wird niemals aussterben, aber er ist in Deutschland doch seltener geworden. Ein bisschen mag diese erfreuliche Veränderung mit Achtundsechzig zusammenhängen, obwohl Achtundsechzig auch, als Angebot für diesen Typus, eigene Varianten des Spießertums hervorgebracht hat: den fanatischen Öko oder die Hardcore-Feministin. Alles in allem aber ist dieses Land, jetzt, am 60. Geburtstag des Grundgesetzes, doch ziemlich entspannt. Deutschland ist über Karl-Heinz Kurras hinweggekommen, ein Grund zum Feiern."

  • G
    G.Meske

    Daß die reaktionären Propaganda-Medien,allen voran die "Bild", heute wie damals 1967/68, vor allen Dingen einen "Feind" im Visier haben , nämlich aufgeklärte radikaldemokratische Bürger und klassenbewußte kämpferische Werktätige , zeigt die aktuelle Kampagne sehr deutlich : Es ist doch offensichtlich , daß angesichts der katastrophalsten Krise des Kapitalismus seit 1929, die Angst der Bourgeoisie vor sozialen Unruhen oder gar revolutionären Gewaltausbrüchen zunimmt, wegen der in Kürze noch dramatisch steigenden Massenarbeitslosigkeit und der immer weiter auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich , der bald zu erwartenden Inflation wegen der zig-Milliarden neuer Schulden zu Lasten der Steuerzahler usw.- Die aktuelle Propagandakampagne der Bourgeoisie hat deshalb zum Ziel, "vorbeugend" die revolutionäre Bewegung der "68-er" und der Folgezeit in Mißkredit zu bringen.- Siehe hierzu auch den folgenden Kommentar von G.Meske:

    http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/kommentarseite/1/verschwoerungstheorie-fehl-am-platz/kommentare/1/1/

  • J
    Josh

    Vielleicht wäre es an der Zeit die ideologischen Schützengräben zu verlassen.

     

    Aus heutiger Sicht ist doch klar, dass beide Seiten damals Fehler begangen haben.

  • T
    t.s.

    Christian Semler ist samt seinem Artikel bei der taz ebenso gut aufgehoben, wie ein Goldfisch im Vogelkäfig.

     

    Vom ehemaligen Maoisten zum Autor im Zentralorgan des GRÜN-bürgerlichen Revisionismus - das unter anderem (!) als Plattform für Kriegstreiber, Besatzer und Islamophobiker dient - wenn das keine Demütigung ist...

  • G
    Galgenstein

    Als Ergänzung könnte man noch hinzufügen, dass die Nebenklage durch Horst Mahlers idiotisches Verhalten im Gerichtssaal scheiterte. Er weigerte sich, sich an die Gerichtsordnung zu halten. Daraufhin wurde die Verhandlung eingestellt. Aus heutiger Sicht kann und nachdem sich Mahler als Rechtsradikaler geoutet hat, kann man sich durchaus fragen, ob sich nicht bereits damals hinter dessen Verhalten nicht auch Methode verbarg. Eine kritische Haltung der Linken gegenüber der DDR konnte ich nur sehr eingeschränkt ausfindig machen. Als alternativen Staatsentwurf fand man die DDR durchaus akzeptabel. Nicht anders war die Einstellung zu Mao, Ho Chi Minh und Castro. Man rannte durch die Straßen und skandierte laut deren Namen als Befreier der Menschheit. Die so gefeierten waren alles, nur dies mit Sicherheit nicht.

  • K
    Katharina

    Danke für diesen Artikel. Damit bewegt ihr Euch zur Aufgabe die ich einst in den 60/70ern Konkret zuschrieb. Dieses Format muß wieder in die Öffentlichkeit. Weiter so!

  • H
    Hans

    Ob Kurras damals fuer die DDR spioniert hat oder nicht, ist eigentlich voellig egal, er war der Buettel der BRD-Justiz und er hat freudig geschossen, wie es viele unserer lieben Polizisten zur damaligen Zeit getan haben. (Lest doch wieder mal die alten Knast-Blaetter von Axel Simon)Von der gleichen Justiz wurde er gedeckt, fuer ihn wurden Meineide durch die "Bandenmentalitaet" der Polizei geleistet, was also regt man sich heute auf? Hoechstens ueber die Unverfrohrenheit mit der Kurras seine Pension bezieht und als Verbrecher stolz auf sein kriminelles Handeln ist. Ein durchgeknallter schiesswuetiger Spiessbuerger - davon, das sollte man doch in der TAZ wissen, davon hatten wir damals jede Menge. Petra Schelm, Jonny Weissbecker und wie sie alle hiessen, starben nicht durch Unfaelle.

    Schoen wieder mal etwas von Semmler gehoert (gelesen) zu haben.

  • TD
    Tyler Durden

    Auch für Dich, liebe CHRISTINE, kurz der Rat zum Nachdenken. Der Tagesspiegel spricht doch zunächst mal aus, wie es in der Realität aussieht. Derartige Polizisten gibt es in JEDEM System, sie sind dort nicht nur erwünscht, sondern werden durch den Gruppendruck in ihrer Verblödetheit auch noch gbstärkt.

     

    Aber: "Ein bisschen mag diese erfreuliche Veränderung mit Achtundsechzig zusammenhängen, obwohl Achtundsechzig auch, als Angebot für diesen Typus, eigene Varianten des Spießertums hervorgebracht hat: den fanatischen Öko oder die Hardcore-Feministin. Alles in allem aber ist dieses Land, jetzt, am 60. Geburtstag des Grundgesetzes, doch ziemlich entspannt. Deutschland ist über Karl-Heinz Kurras hinweggekommen, ein Grund zum Feiern."

     

    Nennen sie uns doch mal ein paar Opfer die von diesen "fanatischen Öko oder die Hardcore-Feministin" ermordet wurden? Dann lass ich ihnen gerne eine Liste der Leute zukommen, die von diesem perversem Auswuchs der "Staatsmacht", so wie Ohnesorg, umgebracht wurden.

    Den "fanatischen Öko" der Genmais ausreisst, oder die "Hardcore-Feministin" die sexshop Fenster einschmeisst, als denselben Typus zu bezeichnen, wie jemand der andere erschiesst, oder Richter die sowas auch noch freisprechen, das ist eine Frechheit. Aber halt staatstragend, gell Tagesspiegel?

     

    Die unzähligen Kurras dieser Welt, die können nichts dafür, die sind halt so. Leider haben wir keine Möglichkeit solche Typen am Polizist oder Soldat werden zu hindern.

    Aber solchen lächerlichen Argumenten, denen kann man in Tagesspiegel widersprechen, und erst recht könnte man darüber nachdenken, bevor man den Mist nachplappert und meint anderen damit Denk-Nachhilfe geben müssen

  • TD
    Tyler Durden

    Man sollte etwas länger über JOSHs Meinung nachdenken:

     

    "25.05.2009 13:46 Uhr:

    Von Josh:

    Vielleicht wäre es an der Zeit die ideologischen Schützengräben zu verlassen.

    Aus heutiger Sicht ist doch klar, dass beide Seiten damals Fehler begangen haben."

     

    Denn wo er recht hat, da hat er recht. Die eine Seite machte halt den Fehler zu schiessen, und die andere beging den Fehler zu sterben......

     

    Oder mussverstehe ich da was????

     

    MfG, Tyler Durden

  • M
    Martin

    Richtig, Herr Semler, der größte Skandal in Sachen Kurras war der Freispruch eines Täters mit Hilfe von Fälschungen und Betrug, ein Freispruch, der damals den vollen Beifall von Bild und Konsorten erhielt, die nun auf einmal behauptet, was damalige Demonstranten kritisierten: Staatskriminalität eines 'Schweinesystems' (nachdem wir mal eben die Staaten vertauscht haben). Der Held der Bild ist nach 42 Jahren auf einmal Mörder, weil es politisch paßt. Aber die Dreckigkeit bleibt. 42 Jahre interessierte es niemanden dieser Herrschaften, dass ein Student mit einer Polizeikugel im Kopf krepieren mußte. Das Recht wurde solange verdreht, bis es paßte. Jetzt dreht man es andersherum. Erbärmlich.

  • RT
    Ruth Teibold-Wagner

    B.O. war "Märtyrer" der Bewegung. Seine Ermordung und sein Freispruch vor Gericht galten für die Linke als wichtiger "Beleg" für den faschistoiden Charakter des Staates.

    Die Bewegung gewann erst durch seinen Märtyrer-Tod Massen-Dynamik und anhaltenden Impetus. Die "Bewegung 2. Juni", die RAF, die ganzen 70er Jahre sind ohne die Ermordung B.O.´s nicht denkbar.

    Und jetzt stellt sich heraus, dass der Mörder selbst ein Linker war. Ein überzeugter SED-ler, kein "Faschist". Es stellt sich heraus, dass die Vorraussetzung, unter der 68 angetreten ist, in diesem Punkt ein Irrtum war.

    Dies ist ein schwerer Schlag für die 68er-Identität.

    Viele Bücher, viele Filme (z.B. "Der Baader-Meinhof-Komplex"), die sich mit der 68-er Vergangenheit auseinandersetzen, stellen sich als von falschen Vorraussetzungen ausgehend heraus.

    Ein Stück BRD-Geschichte muss umgeschrieben werden.

  • DG
    Dirk Gober

    Einsicht, "Linke" ist sicher nicht Dein Name!

    Anstatt mal über eigene Fehler und Wirrnisse nachzudenken, über "gute" Morde an Konservativen, bagangen von der Faschistentruppe RAF, suhlen sich Linke weiterhin in ihrer kleinen, ver- und erlogenen Welt, unfähig, auch nur eine Spur der Erkenntnis an sich zu lassen. Und die könnte lauten:

    IHR HABT EUCH GEIRRT, IHR HABT GEMORDET, IHR HABT MORDE GUTGEHEISSEN UND RECHTFERTIGT!

     

    Wie auch die braunen Nazis schaffen es die Rotfaschisten immer wieder, ihre Opfer erneut zu töten, indem sie keine Verantwortung übernehmen wollen.

     

    Er stimmt schon, der Spruch, daß Linke und Rechte lediglich Bastarde der selben Mutter sind.

     

    Aber wer will von Euch auch schon so etwas wie Schamgefühl und Selbstkritik erwarten... jedenfalls kein vernünftiger Mensch.

  • D
    denninger

    @"Christine":

    Chapeau, "Christine", Dein Kommentar ist besser geschrieben als ich es hätte ausdrücken können.

  • M
    Maiblume

    "(...) Unruhen und brennende Barrikaden, ja selbst der Tod von Rudi Dutschke haben ihren Ursprung direkt im Auftragsbereich von Erich Mielke (...)" BILD etc sind also immer noch auf dem Niveau von verschwörungstheoretischem Aberglauben? Nein, schlimmer: unzählige sie Lesende ebenfalls!

     

    Nicht die damals von Bahman Nirumand und anderen ausgesprochenen Menschenrechtsverletzungen im Iran, nein, Mielke hat also die Proteste vor der Deutschen Oper initiiert.

     

    Ein Muster dieser Diffamierungsversuche (auch bei FAZ, Welt u.s.w.) ist meistens: KritikerInnen sind keine eigentständig denkenden & handelnden Personen, sondern ferngesteuerte Unmündige. Vielleicht ist das eher eine Projektion der eigenen LeserInnenklientel der BILD, Welt etc. auf die Anderen!

  • UR
    Udo Radert

    "Eine Wiederaufnahme des Prozesses wegen Mordes zu fordern, ist indes mehr als 40 Jahre danach juristisch wenig aussichtsreich."

     

    ________

     

    Warum?

     

    In anderen Fällen, z.B. Demjanuk wird gerade dies von der taz doch durchaus wohlwollend befürwortet. (Von mir übrigens auch. Eine der nicht ganz so zahlreichen Gelegenheiten, wo ich mit der taz mal einer Meinung bin.)

     

    Im Übrigen sollte ihm aber als Landesverräter (Stasi-Mitarbiet, Spionage) zumindest seine Beamten-PENSION komplett gestrichen werden und er gefälligst von seinen Ersparnissen - oder eben auch von Hartz IV leben, so wie hundertausende andere Senioren das ja schließlich auch müssen.

     

    Er hat als Polizist und Beamter (wie jetzt eindeutig belegt wurde), einen Eid, bzw. einen MEINEID auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung geschworen und er hat mit seiner geheimen Stasi-Mitarbeit all die Werte verraten und verkauft, welche ihm zu schützen anvertraut waren.

     

    *Dafür* sollte es aber nun nicht auch noch eine fette Beamten-Pension geben.

  • M
    Mallord

    Sehr guter und nötiger Artikel!

     

    Verhindert Geschichtsklitterung!

  • HP
    Heinz Paulus

    Die selben Leute, die früher alles vertuscht haben, stürzen sich jetzt auf Karl-Heinz Kurras. Die Untat ist dieselbe, nur der Mann, der diese begann, steht plötzlich (plötzlich vor der Wahl) in einem anderen Licht da. Widerlich wir hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Ein Polizist, der loyal zur damaligen Regierung gestanden hat, darf morden, ein IM der Stasi nicht? Hier gehören, die vor Gericht, die die Untat vertuschen wollten, die den Hass gesät haben. Aber die instrumentalisieren den Mord jetzt um Hetze gegen Links zu machen.

  • C
    Christine

    Ja ja lieber Christian Semmler, die Linke hat immer recht und gut ist sie sowieso. Bloß nicht in Zweifel ziehen, dass da damals vielleicht doch nicht alles ganz sauber gelaufen ist beim Unterscheiden zwischen Gut und Böse. Vielleicht sollte man das Lagerdenken mal langsam ablegen, jetzt, wo sich linke Autonome und Rechtsradikale mittlerweile einheitlich kleiden und teilweise dieselben Ressentiments pflegen.

     

    Ich zitiere Helmut Martenstein aus dem Tagesspiegel:

    "Kurras, inzwischen über achtzig, hat bis heute ein gutes Gewissen, er sagt, dass er eigentlich mehrere von diesen Typen hätte erschießen müssen. Kurras, ordentlich, sauber, stramm, autoritär und autoritätshörig, Befehlsempfänger und Schläger, immer im Recht, niemals im Zweifel, der ewige Spießer. Er sagt: „Wer mich angreift, wird vernichtet. Aus. Feierabend.“ Dieser Typus gedieh im Nazideutschland, er gedieh in der DDR, und er gedieh auch im Milieu der „Bild“-Leser und CDU-Wähler von 1967, die jeden Langhaarigen am liebsten an die Laterne gehängt hätten. Kurras kann Kommunist sein, Nazi, es ändert wenig, er ist ein Charakter, kein politisches Programm. Dieser Charakter ist nicht ausgestorben, er wird niemals aussterben, aber er ist in Deutschland doch seltener geworden. Ein bisschen mag diese erfreuliche Veränderung mit Achtundsechzig zusammenhängen, obwohl Achtundsechzig auch, als Angebot für diesen Typus, eigene Varianten des Spießertums hervorgebracht hat: den fanatischen Öko oder die Hardcore-Feministin. Alles in allem aber ist dieses Land, jetzt, am 60. Geburtstag des Grundgesetzes, doch ziemlich entspannt. Deutschland ist über Karl-Heinz Kurras hinweggekommen, ein Grund zum Feiern."

  • G
    G.Meske

    Daß die reaktionären Propaganda-Medien,allen voran die "Bild", heute wie damals 1967/68, vor allen Dingen einen "Feind" im Visier haben , nämlich aufgeklärte radikaldemokratische Bürger und klassenbewußte kämpferische Werktätige , zeigt die aktuelle Kampagne sehr deutlich : Es ist doch offensichtlich , daß angesichts der katastrophalsten Krise des Kapitalismus seit 1929, die Angst der Bourgeoisie vor sozialen Unruhen oder gar revolutionären Gewaltausbrüchen zunimmt, wegen der in Kürze noch dramatisch steigenden Massenarbeitslosigkeit und der immer weiter auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich , der bald zu erwartenden Inflation wegen der zig-Milliarden neuer Schulden zu Lasten der Steuerzahler usw.- Die aktuelle Propagandakampagne der Bourgeoisie hat deshalb zum Ziel, "vorbeugend" die revolutionäre Bewegung der "68-er" und der Folgezeit in Mißkredit zu bringen.- Siehe hierzu auch den folgenden Kommentar von G.Meske:

    http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/kommentarseite/1/verschwoerungstheorie-fehl-am-platz/kommentare/1/1/

  • J
    Josh

    Vielleicht wäre es an der Zeit die ideologischen Schützengräben zu verlassen.

     

    Aus heutiger Sicht ist doch klar, dass beide Seiten damals Fehler begangen haben.

  • T
    t.s.

    Christian Semler ist samt seinem Artikel bei der taz ebenso gut aufgehoben, wie ein Goldfisch im Vogelkäfig.

     

    Vom ehemaligen Maoisten zum Autor im Zentralorgan des GRÜN-bürgerlichen Revisionismus - das unter anderem (!) als Plattform für Kriegstreiber, Besatzer und Islamophobiker dient - wenn das keine Demütigung ist...

  • G
    Galgenstein

    Als Ergänzung könnte man noch hinzufügen, dass die Nebenklage durch Horst Mahlers idiotisches Verhalten im Gerichtssaal scheiterte. Er weigerte sich, sich an die Gerichtsordnung zu halten. Daraufhin wurde die Verhandlung eingestellt. Aus heutiger Sicht kann und nachdem sich Mahler als Rechtsradikaler geoutet hat, kann man sich durchaus fragen, ob sich nicht bereits damals hinter dessen Verhalten nicht auch Methode verbarg. Eine kritische Haltung der Linken gegenüber der DDR konnte ich nur sehr eingeschränkt ausfindig machen. Als alternativen Staatsentwurf fand man die DDR durchaus akzeptabel. Nicht anders war die Einstellung zu Mao, Ho Chi Minh und Castro. Man rannte durch die Straßen und skandierte laut deren Namen als Befreier der Menschheit. Die so gefeierten waren alles, nur dies mit Sicherheit nicht.

  • K
    Katharina

    Danke für diesen Artikel. Damit bewegt ihr Euch zur Aufgabe die ich einst in den 60/70ern Konkret zuschrieb. Dieses Format muß wieder in die Öffentlichkeit. Weiter so!