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Start für Rentnerfunk

■ Medienanstalt vergab nach monatelanger Verzögerung vier Rundfunkfrequenzen / Multikulti-Radio weiter unklar

Grünes Licht gab es am Freitag abend gleich für vier neue Hörfunkanbieter in Berlin-Brandenburg. Der Medienrat der hiesigen Medienanstalt (MABB) hat nun endgültig beschlossen, die erste kommerzielle Hörfunkkette Brandenburgs an Hermann Stümpert und seine „BB Landeswelle Brandenburg“ zu vergeben.

Wim Thoelkes Seniorenfunk „Radio 50 plus“ sowie Peter Schwenkows „Radio Concert“ erhalten die Sendeerlaubnis inklusive einer Berliner Stadtfrequenz.

Bedacht wurde auch das Hamburger „Klassik-Radio“, das fortan neben dem Kabel auch über die Frequenz des verstummten Inforadios 101,3 MHz ins Haus kommen wird.

Nach monatelangen Verzögerungen und immer wieder neuen Auflagen seitens der Medienanstalt ist somit der Weg für Brandenburgs erste Kommerzwelle frei.

Entscheidend für den Zuschlag an die „BB Landeswelle“ war die enge Zusammenarbeit von Stümperts Mantelprogramm mit den lokalen Anbietern in Eberswalde, Angermünde, Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam. Um diesen aus mittelständischen Unternehmen bestehenden Gesellschaften eine eigenständige wirtschaftliche und programmliche Tätigkeit zu ermöglichen, wird die Medienanstalt ihnen eigene Lizenzbescheide erteilen.

Diese werden erteilt, sobald der Anstalt ein verbindlicher Starttermin und eine verbindliche Fassung der Gesellschafterverträge vorliegen. Nach eigenen Angaben will Stümpert spätestens Anfang 1994 starten. Mit einer jungen, poporientierten Klangfarbe will Stümpert vor allem der ORB-Welle „Antenne Brandenburg“ Hörer abjagen.

Neben dieser Konkurrenz aus dem Nachbarland werden den bestehenden Berliner Radios auch „Radio Concert“ und „Radio 50 plus“ Marktanteile streitig machen.

Von letzterem erhofft sich der Medienrat, daß er mit seiner Orientierung auf die bisher vernachlässigte Hörerschicht der über 50jährigen einen Ausweg aus der musikalischen und programmlichen Beliebigkeit anderer Stationen aufzeigen wird.

Verwirrung gibt es weiterhin um das Projekt einer multikulturellen Radiowelle. Der Medienrat gab den Schwarzen Peter wieder an den SFB zurück, der seinerseits vor wenigen Tagen die MABB für die Verzögerungen in dieser Sache verantwortlich gemacht hat.

Nun behauptet der Medienrat, daß ihm „keine verbindliche Erklärung“ vorgelegen habe, wonach der SFB ein solches Programm veranstalten würde. Damit widersprechen die Medienräte der Darstellung des SFB, er sei zur Veranstaltung eines solchen integrativen Programms bereit. Dies hatte er in den vergangenen Wochen wiederholt erklärt.

Allerdings hatte er dies von der Erfüllung seiner Forderung an die MABB geknüpft, für die Multikulti-Welle für mindestens drei Jahre jährlich zwei Millionen Mark zur Verfügung zu stellen. Die Anstalt wiederholte, daß sie das Projekt mit zwei Millionen unterstützen werde.

Gleichzeitig lehnte sie jedoch verbindliche Zusagen für drei Jahre ab, da dies aus „haushaltsrechtlichen Gründen“ nicht möglich sei. Frank Sturm

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