: Stars der Boheme
Die Beat generation verachtete die spießigen Tugenden des Nachkriegsamerikas. Statt dessen forderten (und lebten) sie individuelle Freiheit. Motto: Sex & Drugs & Jazzästhetik. Furore machte der bohemistische Zirkel aus Uniabsolventen, Kleinkriminellen und Tramps durch wenige intellektuelle und gebildete Poeten.
Auch wenn die Binnenstruktur des Kreises aus einem komplizierten Geflecht homoerotischer Bindungen bestand, gab es ebenso eine Reihe von Frauen, die als Geliebte, Gattinnen und Ernährerinnen das Gruppenleben prägten. Vor allem in der Rückschau verarbeiteten einige von ihnen – zum Beispiel Diane DiPrima – die Beatnikjahre literarisch.
Die Stars dieser Ära waren durchweg Männer. William S. Burroughs (1914–1997) studierte in Harvard, arbeitete als Kammerjäger und Detektiv und debütierte 1959 mit einem wild diskontinuierlichen Roman: „The Naked Lunch“ beschrieb in grausamer, zugleich sarkastischer Diktion Drogenexzesse, schwulen Sex und Entzugsdelirien. Der biographische wie literarische Skandal begründete Burroughs Ruf als Wüstling und Apostel der Gegenkultur. 1994 versuchte selbst der Sportwarenhersteller Nike in einer Werbekampagne, am Untergrundnimbus des stets untadelig gewandeten und mürrisch blickenden alten Herrn zu partizipieren.
Jack Kerouac (1922–1969) war der Namensgeber der Beatgeneration. Aus der Kriegsmarine als „schizoid“ entlassen, schrieb er zu Beginn der fünfziger Jahre den autobiographisch geprägten Roman „On the Road“. In assoziativ aneinandergereihten Episoden behandelte er hier das Thema der Flucht aus der reglementierten bürgerlichen Gesellschaft und die (letztlich scheiternde) Suche nach einer Symbiose aus individueller Freiheit und Intensität. In späteren Werken („The Dharma Bums“, 1958) erweiterte er seine Technik des spontanen, unkontrollierten Schreibens.
Allen Ginsberg (1926–1997), der Lyriker unter den Beatpoeten, studierte in New York und wurde, nachdem er unter Drogeneinfluß mystische Visionen hatte, psychiatrisch behandelt. 1956 erschien „Howl and other Poems“. Das Titelgedicht bestand nur aus einem einzigen, 78 Verszeilen umfassenden Satz und zeigte Ginsberg als wortgewaltigen Visionär des Protests. In den sechziger Jahren experimentierte er mit LSD und wurde zu einem Protagonisten der Flower-power-Bewegung; zugleich exponierte er sich gegen Homosexuellendiskriminierung sowie in der Antikiegsbewegung. Später wandte er sich dem Zenbuddhismus zu. Reinhard Krause
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