Stars and Stripes: Guttenberg goes Hollywood

Verteidigungsminister Guttenberg wünscht sich einen Platz in Berlin, der an die Schauspiel-Legende Ronald Reagan erinnert. Es wäre der erste männliche US-Darsteller, der das Berliner Straßenverzeichnis ziert.

Ronnie und die Blonde (nicht Stephanie) Bild: ap

Mit einer ungewöhnlichen Initiative hat sich Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in die Weihnachtspause verabschiedet: Der CSU-Politiker macht sich dafür stark, eine Straße oder einen Platz in Berlin nach dem US-amerikanischen Filmschauspieler Ronald Reagan (1911-2004) zu benennen. Wie Guttenberg in der Bild-Zeitung sagte, ist der Anlass der 100. Geburtstag des Hollywood-Stars am 6. Februar.

Das Besondere daran: Bis heute gibt es kaum Straßen oder Plätze in der Hauptstadt, die nach berühmten Mimen benannt sind. Prominenteste Ausnahme sind der Marlene-Dietrich-Platz in Tiergarten, für dessen Schaffung in den Neunzigerjahren freilich ein ganzen Stadtviertel neu angelegt werden musste, sowie der Hildegard-Knef-Platz am Bahnhof Südkreuz. Der 2009 von der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus angeregten Schaffung eines Harald-Juhnke-Platzes am Kudamm werden kaum Chancen eingeräumt. Männliche US-Darsteller fehlen im Straßenbild völlig, eine Reagan-Straße, -Allee, -Chaussee oder -Zeile wäre ein absolutes Novum.

Steigen könnten die Chancen für den Mann, der von den 30ern bis in die 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts in rund 80 Kino- und TV-Produktionen zu sehen war, weil er schon zu Lebzeiten die Ehrenbürgerwürde der Stadt Berlin erhielt. Darauf nahm auch Guttenberg Bezug: "Eine Straßenbenennung nach diesem großen Ehrenbürger wäre sehr zu begrüßen", sagte er.

Auf Bundesebene wurde Guttenbergs kulturpolitischer Vorstoß wohlwollend aufgenommen - zumindest von Politikern der amtierenden Koalition. Unterstützung bekam der CSU-Minister vom Bundesvorsitzenden der Jungen Union, Philipp Mißfelder, sowie vom Berliner FDP-Bundestagsabgeordneten Martin Lindner. Deutliche Worte fand der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Ruprecht Polenz, der zudem die Weigerung des Senats kritisierte, eine Gedenkfeier zu Reagans Hundertstem auszurichten: "Man sollte an diesen großen Freund Deutschlands an sichtbarer Stelle dauerhaft erinnern." Senatssprecher Günter Kolodziej wies die Kritik umgehend zurück: Mit der Ehrenbürgerschaft sei dem Schauspieler bereits die höchste Auszeichnung der Stadt verliehen worden.

Die von Polenz beschworene Deutschenfreundlichkeit des Leinwandstars liegt übrigens nicht auf der Hand. Nur ein einziges Mal sah ihn das Publikum als Deutschen, zumal als doppelt gespielten: In "Sabotageauftrag Berlin" von 1942 (Originaltitel: "Desperate Journey") mimte Reagan einen Soldaten der Royal Air-Force, der den Abschuss seines Bombers überlebt und mit einer Handvoll Kameraden durch Nazideutschland in Richtung England fliehen muss. Zur Tarnung verkleidet er sich mit einer erbeuteten Uniform als Wehrmachts-Offizier.

In seiner Laufbahn interpretierte Ronald Reagan die unterschiedlichsten Charaktere - vom gutmütigen Cowboy in "Todesfaust" (1955) bis hin zum reichen Bösewicht in "Der Tod eines Killers", einem film noir auf Grundlage der Kurzgeschichte von Ernest Hemingway. Nach Ende seiner Karriere war er zeitweilig politisch tätig, unter anderem als US-Präsident (1981-1989).

Wieso Guttenberg gerade jetzt mit einem kulturpolitischen Vorschlag von sich reden macht, ist unklar. Beobachter vermuten einen Zusammenhang mit der Kritik, die der populäre Politiker nach der Afghanistan-"Show" erntete, zu der er seine Ehefrau und den Talkmaster Johannes B. Kerner nach Kundus mitgenommen hatte. Die Reagan-Initiative wäre demnach der Versuch des Ministers, sich einen seriösen Anstrich zu geben. Als wenig informiert zeigte sich Guttenberg freilich mit dem Hinweis, ein Reagan-Platz sei der "angetretene Beweis dafür, dass rot-rote Dankbarkeit nicht bei Rudi Dutschke enden muss". Der Anführer der Studentenbewegung, nach dem 2008 ein Teil der Kreuzberger Kochstraße umbenannt wurde, war nie als Schauspieler tätig.

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