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Staralbum: Michael FassbenderSöldner der Kunst

Er ist der Schauspieler des Moments. Michael Fassbender ist cool, witzig und omnipräsent. Auf der Pressekonferenz zu "Haywire" hat er allerdings nicht zu sagen.

"You know ... Ich bin immer an neuen Autoren interessiert". Bild: dpa

In Steven Soderberghs "Haywire" spielt er eine Nebenrolle als ein Art Geheimagent. Der Regisseur rief Michael Fassbender ihn vor Drehbeginn an, um zu fragen, ob er ein Problem damit hätte, eine Frau zu schlagen. Hat er nicht. "Meine Aufgabe ist es, eine Geschichte und einen Charakter voranzubringen", sagt er. Als Schauspieler sei er eine Art Söldner. Man spiele eine bestimmte Rolle.

Bei der Pressekonferenz zu "Haywire" schenkt Michael Fassbender seiner Filmpartnerin Gina Carano - mit der er sich im Film prügelt - Wasser ein, bringt sie zum Lachen und unterhält sich mit ihr, wenn Steven Soderbergh die Fragen der Journalisten beantwortet. Keine Spur von Aggression, stattdessen hat er nur Lob für Carano: "Sie kämpft besser als die meisten Männer."

Michael Fassbender ist für seine extremen und verstörenden Rollen bekannt. 2008 magerte der 34-Jährige Ire für Steve McQueens Indie-Streifen "Hunger" 20 Kilo ab - und bekam dafür jede Menge Preise und Aufmerksamkeit. Demnächst ist er in "Shame" zu sehen, wo Fassbender den sexsüchtigen New Yorker Geschäftsmann Brandon Sullivan spielt. Und auch hierfür erhielt er wieder Trophäen - unter anderem den Darstellerpreis in Venedig. Doch auch große Hollywood-Filme scheut er nicht, so war er in "X Men: Erste Entscheidung" der Magneto.

Umso erschreckender, dass Fassbender bei der Pressekonferenz nicht wirklich etwas zu sagen hat. Er, der sich in seinen Filmen so exponiert und an die menschlichen Abgründe geht, sitzt auf dem Podium und rasselt die Standards runter. Michael Fassbender wirkt unglaublich amerikanisiert dabei - jeder Satz ist voll von "You know!". Seinen schwarzen Mantel hat er erst gar nicht ausgezogen, seine Arme sind verschränkt - es scheint, als ob er weg will. Der in Heidelberg geborene Schauspieler ist dabei nicht unsympathisch oder überheblich, doch auch bei weitem nicht so herzlich wie sein Filmpartner Antonio Banderas, der ganz klar die Lacher der Journalisten auf seiner Seite hat.

Als Moderatorin Anke Engelke ihm eine Frage stellt, albert er kurz mit ihr rum, und das wirkt herrlich erfrischend. Doch das ist nur ein Moment. Ob er bald Theater spielen wird, will eine Journalistin wissen. "Ich bin an neuen Autoren interessiert und an neuen Theaterkonzepten", antwortet Michael Fassbender. Das sagt alles und nichts.

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1 Kommentar

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  • SQ
    Scream Queen

    Auf die Frage, warum er auf dem Platz immer so grimmig dreinschaue, antwortete der große Tennisspieler Ivan Lendl einem Interviewer seinerzeit mit der Rückfrage: "Lachen Sie etwa ständig bei der Arbeit?" Ähnliches dürfte für Herrn Fassbender gelten. Für den ist eine Berlinale-PK ein - im Zweifel leidiger - Arbeitstermin, den es einigermaßen glatt über die Bühne zu bringen gilt. Und wenn man - wie bei Berlinale-PKs üblich - ewig die gleichen dummen Fragen gestellt bekommt, gibt man eben die ewiggleichen dummen Antworten, zumal wenn es um einen Film geht, bei dem man eben mal vier, fünf Drehtage hatte.

     

    Ärgerlicher aber als diese naive Sicht der Dinge ist Ippolitos saublöde Anmerkung, nur weil er ein paarmal "you know" (das englischsprachige Äquivalent zu "ne", "gell", "woll" oder schlicht "äh") gesagt habe, sei Fassbender - böseböse - schwer "amerikanisiert". Herr I. mag das noch nicht aufgefallen sein, aber bei dieser Marotte handelt es sich mitnichten um eine genuin amerikanische Eigenheit, die wird auch von u.a.z.B. Australiern und Briten gepflegt, wie der Fassebder einer ist ... o Gott, nein, eigentlich ist er ja quasi Deutscher ("in Heidelberg geboren").

     

    Ob Hr. Ippolito zur Abfassung dieses Zehnminüters seinen Mantel ausgezogen hat, ist leider nicht bekannt.

     

    PS: Für die Verwendung der Deppenvokabel "verstörend" (der deutsche Kritiker ist ja offenbar von jedem Scheiß zutiefst, wo nicht gleich in den Grundfesten seiner Psyche erschüttert) gehört recht eigentlich die Prügelstrafe wieder eingeführt - oder doch wenisgetns ein Zehner in die Kaffeekasse gesteckt. Und was ist eigentlich aus dem schönen Wort "Figur" geworden? Es scheint ja allenthalben nur noch "Charaktere" zu geben.