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Star des TagesIbithaj Muhammad

US-Star mit Kopftuch Foto: reuters

RIO DE JANEIRO taz | Stoisch sitzt Ibithaj Muhammad da, fast schon buddhagleich blickt sie drein. Mit dem sanften Lächeln einer Frau, die sich beseelt fühlt, die überzeugt ist, das Richtige zu tun. Auf der Haut liegt Make-up, die Augenbrauen sind geschminkt, die Wimpern getuscht. Und darüber trägt sie ein dunkelblaues Kopftuch.

Dunkelblau in der Farbe von Team USA: Als deren Mitglied wird die 30-Jährige aus der Nähe von New York heute um Einzel-Gold im Säbel fechten. Für ihr Land wird es eines der Top-Events der Spiele. Dabei wissen viele dort noch nicht einmal genau, was Fechten ist. Aber Muhammad hat die Planche längst transzendiert. Von Präsident Barack Obama wurde sie als Vorbild gefeiert, zu Donald Trump im Fernsehen interviewt. Sie hat einen Sponsorenvertag mit Visa und entwirft eine eigene Klamottenlinie. Vom Außenministerium wurde sie zur „Botschafterin des Sports“ ernannt. Muhammad ist die erste Olympionikin der US-Geschichte mit Kopftuch.

Die daraus folgenden Schlagzeilen machen ihr nichts aus, im Gegenteil. „Du musst deinen Moment nutzen, um anderen Leuten zu helfen. Es gibt so viele Menschen, deren Stimmen nie gehört werden.“ Also wiederholt sie auch in den Tagen von Rio mit dieser festen Gelassenheit ihr Credo: „Stereotypen einreißen, Irrglauben attackieren.“ Berichtet, wie sie in New York auf der Straße verfolgt wurde, wie sie in Texas bei der Akkreditierung für eine Veranstaltung ihr Kopftuch abnehmen musste. Geißelt Trump für dessen „Hass-Rhetorik“. Amerika habe Probleme, nicht nur in seinem Zugang zur muslimischen Gemeinde, sondern allgemein mit Gewalt und Ausgrenzung. „Bei allem, was ich persönlich erlebt habe, es gibt viel schlimmere Dinge“, sagt sie und erwähnt die Attacke auf eine afroamerikanische Kirche in Charleston, mit der voriges Jahr ein Attentäter nach eigener Aussage einen „Rassenkrieg“ entzünden wollte.

„Wir als Land müssen uns verändern“, sagt Muhammad, „und ich hoffe, wir tun das schnell.“ Dazu will sie mit ihrer Präsenz bei Olympia beitragen. Ach ja, „ich hoffe, eine Medaille kommt auch noch mit ins Gepäck.“

Florian Haupt

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