■ Standbild: Game Over
Krauses TV-Abgang
Was für ein Fernsehabend! Günther Raffke, Minister für Beschleunigungsgesetze und Beton, auf allen Kanälen! Der Mann, der „sich wirklich ins Buch der Geschichte unseres Volkes eingetragen hat“ (H. Kohl), durfte sich genau gerade dort wieder austragen und fliegt leider auch aus dem Kapitel „Minister mit vollem Pensionsanspruch“. Das ist Grund genug, die lange geschonte Tetra-Packung Glühwein aufzureißen, sich vor den Fernseher zu flegeln, und schon gibt's ein lustiges Zappen: von der „Tagesschau“ zu „News“ und zurück, von „Heute“ über „Monitor“ (ich könnte schwören, daß der alte Klaus Bednarz still und zufrieden in sich hineingegrinst hat, bevor das Rotlicht anging) zum „Heute Journal“ und in die „Tagesthemen“. Nach den letzten Nachrichten um 1.20 Uhr geht man dann langsam, müde, aber zufrieden, als habe man selber die Entlassungsurkunde dieses „ganz prima Mannes“ (H. Kohl) unterschrieben, ins Bett und läßt im Traum die Fernsehbilder Revue passieren: Krause im Bagger, Krause am Klavier, Krause an Bergmann-Pohl (noch immer nicht im Wachsfigurenkabinett!); der Architekt der deutschen Einheit und eines beträchtlichen Privatvermögens – laut Konkret hat Krause mehr Geld angehäuft, als das DDR- Politbüro in 40 Jahren –, wie er mit Helm und Schaufel höchstpersönlich das Land mit Beton überziehen will; Bilder von Raststätten, Putzfrauen, Ackerland... Was mich nur wundert: vor keiner Kamera hat Ministerpräsident Schröder Ansprüche auf den für kurze Zeit vakanten Posten angemeldet. Martin Sonneborn
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