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■ StandbildKaufrausch in der Pampa

„Die Mall – Einkaufstempel und Vergnügungspark“, Freitag 13.8. im ZDF um 21.05 Uhr

So, jetzt wissen wir es: die „Mall of America“ ist ein gigantisch großes Einkaufsparadies, für das Amis aus allen Ecken des Landes in das ländliche Minnesota anreisen, um ordentlich einzukaufen. Und zwar fern von lästigen Bettlern und Minoritäten, die viele amerikanische Innenstädte unsicher machen.

Aber diese Beschreibung ist genauso seicht und oberflächlich wie das Lächeln der Mall-VerkäuferInnen. Vielmehr gewinnt man den Eindruck, die 40-minütige Reportage über die größte Mall der USA sei selbst dem Größenwahn verfallen: So erfahren ZuschauerInnen, wie viele Schuhläden (ungefähr ein Dutzend), Kleiderläden (mehr als 100), Geschenkartikelläden (mehr als 20), Möbelläden (zwei dutzend) und „Örtlichkeiten, um seinen Hunger zu stillen“ (über 80), das Einkaufsnirwana aufweist.

Mit keinem Wort wird jedoch erwähnt, daß große Teile der amerikanischen Bevölkerung sich Ausflüge ins Mallmekka nicht leisten können. Ganz zu schweigen von denen, die die sterile, Heile-Welt-Atmosphäre eher abstößt als anzieht. Statt zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu differenzieren, wirft die Reportage alle 250 Millionen Amerikaner in einen Topf: „Ungeduldig fieberte die Nation der Öffnung des Wallfahrtsortes entgegen“, so der O-Ton John Lionel Bandmann. Ein milchig-weißer Einheitsbrei köchelt hier vor sich hin, in dem Probleme wie Rassismus und Armut nicht vorkommen.

Die Bilder von der Mall sprechen jedoch Bände. Die einzigen nicht weißen Besucher sind zwei schwarze Jugendliche, die Videospiele spielen, und zwei japanische Reisegruppen, die ihre Einkaufsschlacht geradezu generalstabsmäßig planen. Im Untergeschoß dagegen durchwühlen Schwarze und Hispanics den Müll nach recyclebaren Materialien. Im Billiglohnland USA können es sich diese Arbeiter sicher nicht leisten, dort einzukaufen. Nicht umsonst ist „WalMart“ – eine Kette, die Kleidung und Haushaltswaren besonders billig anbietet – seit einigen Jahren in den USA besonders beliebt. Budgetbewußte Käufer gehen deshalb auch immer öfter zu Großhandelskaufhallen wie „CostCo“ und „PriceClub“. Dort stapeln sich die Waren in Aldi-Manier auf blanken Zementböden ohne jeden Firlefanz, Service oder Unterhaltungsgehalt. Barbara Steuart

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