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■ StandbildEinfach furchtbar!

„ZDF-Gala Berlin 2000“, So., 20.15 Uhr

Gewiß, den Anlaß zu dieser eurovisuellen und -visionären Zurschaustellung lieferte die mögliche Zuweisung der Olympischen Spiele. Aber beim Titel „ZDF-Gala Berlin 2000“ denkt der Konsument auch an die virtuelle TV- Show des Jahres 2000. Und wenn denn diese Gala eine Art Probelauf abgab, geht es in den nächsten sieben Jahren permanent bergab.

Dieses penetrante Bejubeln von Rekordleistungen aller Art, die serielle Präsentation von Superlativen und Wundertaten, das überschäumende Abfeiern noch des schimmeligsten Drecks, gepaart mit schleimigem Buhlen um Beifallskundgebungen: Es war jedes für sich – und in der Summe erst recht – einfach furchtbar. Wer sich an Peinlichkeiten weiden mochte, kam auf seine Kosten, wurde bedient mit gestandenen Athleten in lächerlichen Kostümen, Fähnchen schwenkenden Kinderzügen. Fürs Gemüt gab's die tirilierenden Schöneberger Sängerknaben; obendrein ein paar schwarze Gesichter, um in Sachen Fremdenfreundlichkeit falsche Tatsachen vorzutäuschen, und doch, wir sind schon tolerant, auch ein Rollstuhlfahrer ward gesehen im Trubel, der da gipfelte im heiteren Torwandschießen/-werfen, achwashamwerjelacht. Das Berliner Publikum feierte sich wie lobotomisiert, indes das ausrichtende ZDF keine Gelegenheit ausließ, Eigenlob zu verbreiten. Im Grunde hätte die Show als Dauerwerbesendung gekennzeichnet werden müssen, denn nicht nur wurden die Olympiasponsoren rigoros ins Bewußtsein der Zuschauer gedrückt, auch der Sender ließ die ModeratorInnen ausgiebigst hauseigene Schultern klopfen. Nur selten war ein Abspann so sehr Erlösung. Verspannungen und Verstörungen aber hielten noch lange an. Herr Dittmeyer

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