■ Standbild: Wir winken ab
„Das Sahara-Projekt“ (1), Montag, 19.25 Uhr, ZDF
Natürlich kann ein Fernsehfilm mit der besten Schauspielerin der Welt nicht abgrundtief schlecht sein. Leider aber hatte Renan Demirkan nur wenige Szenen im ersten von insgesamt vier Teilen dieser europäischen Großproduktion.
Eingangs gab's eine Apokalypse. Zumindest eine kleine: Sylt verschwand im Meer. Gott sei Dank, wird manch einer denken, aber im Film war's traurig. Als jedoch der vom Schicksal geohrfeigte Strandläufer anhob, wie ein Shakespeare-Mime sein Leid hinauszudeklamieren, hatte das Werk zwar noch keine rechte Exposition, aber schon an Aura verloren.
Die Autoren Helmut Krapp und Horst Vocks entführen uns in die Zukunft. Die Klimakatastrophe dräut unübersehbar. Ein Mann, Einzelgänger, Idealist und ausreichend spleenig, weiß Abhilfe: Sonnenenergie. Er verbündet sich mit seinem ärgsten Widersacher, versammelt noch ein paar skurrile Gestalten und zieht, salopp gesagt, sein Ding durch.
So weit der rote Faden. Nun aber wird das Personal ausgeweitet. Man braucht eine kesse Göre. Zusätzlich Ärztin, Großindustrielle, fiese Obristen, am besten einen Westentaschen- Gaddhafi. All diese schleust man durch feudale Herrensitze, Direktionsetagen, Tüftellabors und nordafrikanische Schmuddelhotels mit hundsgemeiner Soldateska. Zur Abrundung passieren sekundengenau Dioxinunfall, Militärputsch und eben alles, was der Zeit- und Zeilenschinder so braucht. Wenn sich grad nix Dramatisches ereignet, hält Prof. Hauptdarsteller wissenschaftliche Vorträge. „Entschuldigung, ich wollte dir keine Vorträge halten“, sagt er einmal. Unser Mann lügt wie gedruckt.
Der ganze Klump ist so absehbar, so lausig verfugt, so dermaßen klischeebehäuft, daß man einen Moment lang den Gedanken hegt, einer Parodie beizuwohnen. Dies könnte sogar Reiz entfalten, wenn denn Regisseur Noever hin und wieder mal Ironie andeuten würde. Tut er aber nicht.
Zum Thema Klima- und Umweltkatastrophe hat man in den Siebzigern weitaus Besseres gesehen. Was dieses scheinheilige Theater hier soll, bleibt rätselhaft. Wäre da nicht Renan Demirkan, man müßte unter Einsatz beider Arme tüchtig abwinken. Herr Dittmeyer
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