■ Standbild: Schildkrötenblut
„Sport-Spiegel: China gewinnt“, Do, 22.15 Uhr, ZDF
Trotz der dramatisch anhaltenden Hintergrundmusik – Gert Anhalts Reportage „China gewinnt“, ein Bericht über die Hintergründe der volkschinesischen Sporterfolge der letzten Jahre, bewies, daß selbst im entertainmentversessenen ZDF die nüchterne Annäherung an ein hier gefürchtetes Phänomen noch funktioniert.
Ohne zu richten zeigte das Team, warum im „Reich der Mitte“ selbst Kinder schon sich zu schinden bereit sind – in einem Pensum, das hierzulande sämtliche Menschenrechtsorganisationen auf den Plan rufen würde. Die altbekannten Doping-Verdächtigungen konnten zwar nicht ausgeräumt werden. Aber Gerüchte leben schließlich davon, daß irgendein Dreck immer am Stecken kleben bleibt.
Der in China arbeitende Fußballtrainer Klaus Schlappner wurde richtig zitiert, daß bei äthiopischen oder kenianischen Leichtathleten niemand auf Doping als Grund aller Leistung kam – aber China sei eben ein Land, dessen Bevölkerung an die Wirkung des Schildkrötenbluts glaube: Und solche Ingredienzen stehen nun mal auf keiner Dopingliste.
Das Fazit der Reportage ist schlicht, aber einleuchtend: Sport ist in China kein Hobby, Sport ist das Mittel, berühmt zu werden. Die Konkurrenz ist groß und die begehrten Auslandsreisen und der ruhmreiche Wohlstand winken eben nur den Besten. Trainer seien in diesem Verdrängungskampf die Generäle, Stoppuhren ihre Waffen, so Gert Anhalt klarsichtig. Die Deutschen, die besonders heftig das chinesische Leistungswunder beäugen, verstehen diese Sprache sehr gut. Sie würden selbst gerne so viele Meriten & Medaillen sammeln. Allein: Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind bei uns nicht mehr so. Jan Feddersen
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