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StandbildSachzwang Lachen

■ "Deutscher Humor - was ist das?"

„Deutscher Humor – was ist das?“, Fr., 19.30 Uhr, premiere

Als unfreiwillig gelungene Studie über den nervösen Charakter erwies sich jene kulturkritische Masse von Komiker- Interviews, die uns premiere am Freitag unverschlüsselt offenbarte. So klinisch kühl wie das corporate design des Pay-TV- Senders war Ingolf Lücks Auftritt als Pausenclown, der verschiedene Sorten Lacher vorexerzierte: so das verhärmte Grinsen als Begleiterscheinung des „mikro-subtilen, öffentlich- rechtlichen Lachers“.

Nicht viel lockerer ging es zwischendrin zu. Mit zum Teil beträchtlicher neurotischer Kraft zogen altgediente Satire- Servicekräfte grobe Furchen durch das tiefe Tal des Komischen. Frustwandelnd flanierte Alt-Mime Rolf Zacher durch grüne Wiesen und trug schwer am „rustikal-robusten“ Lach- Laster seiner Landsleute: „Wir bauen gute Maschinen, Waffen und Autos, und so ist auch der Humor.“ Corny Littmann hockte vor dem Bierglas und nannte als zweite Ingredienz hiesigen Humors den „schlechten Geschmack“. Alles Gaudimax oder was? Dann noch Olli Dietrich, der erbarmenswürdige Prol von der traurigen Gestalt – nääh! Oder Tom Gerhardt, sein überdrehter Gegenpol – „Gehst du in die Stadt, einer haut dir in die Fresse und du lachst: das ist Humor.“ Moment mal – was bitte ist der Unterschied zwischen Spießern und spießigen Witzen? Keiner, denn die Dummen sind stets die anderen.

Ob es um die gruppendynamische Sinnstiftung mit dem Holzhammer geht oder um eine Art von Dekonstruktivismus im Slapstick-Stil – die von premiere zusammengetragene Pointensammlung war verkrampft und unsinnlich: eine Spaß-Schock- Therapie der Zeitgeistlosigkeiten. Gäbe es nicht selbstironisch-legere Charaktere wie Altmeister Loriot oder Boning und Schneider – angesichts der selbstgefälligen Gags bräche Endzeitstimmung aus. Komisch war diese einfallslose Interview- Strecke nicht – sondern eher ein verlegenes Hüsteln im Äther- Dauerrauschen. Im postmodernen Spiegelkabinett des anything goes verlieren sich wie im Konzept dieser Sendung alle klaren Konturen. Das wiederum kennzeichnet die Innovationskrise im Humorsektor doch ganz gut: das Neueste ist derzeit ein aus den USA importierter Ladenhüter der 50er Jahre: der Blondinenwitz. Dieter Deul

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