Standbild: Mitten im Kies
■ betr.: "Anna Maria"
„Anna Maria“, Montag, 20.15 Uhr, Sat.1
Ein perfektes Paar: Glückliche Ehe, mittelständischer Betrieb, zwei wohlgeratene Blagen, ein schönes Haus, Freizeit im Golf-Club. Anna Maria (Uschi Glas), die der neuen Sat.1-Serie ihren Namen gab, ist vorerst nichts als die Frau an der Seite eines Unternehmergatten. Der macht in Kies und legt am Hochzeitstag um Anna Marias Schwanenhals ein funkelndes Collier. So weit, so Serie. Doch die Sat.1-Soap überrascht, wo es keiner vermutet. Da stapeln sich auch unbezahlte Rechnungen, da ist wieder mal der Kreditrahmen der Firma erschöpft. Hannes (Michael Degen) will schenken und repräsentieren, wo er es sich nicht leisten kann. Zu viele Leute blicken auf ihn, hängen von ihm ab. Also muß er sich durchmurkeln, mit der Bank kämpfen. Kleiner Mann, was tun. Das Paradies ist auf Glas gebaut; man ahnt es – das kommende Unheil.
Nun kann niemand von einer Fernsehserie verlangen, daß sie auf die Tragik von Schicksalsschlägen verzichtet. „Anna Maria“ bietet dennoch etwas Seltenes, nämlich eine Arbeitswelt, von der man sich nicht fragt, ob sie was mit dem Leben zu tun hat. Existenz-Run, Kiesgruben und Fabrikhallen sind nicht besonders telegen. Anna Marias Idyll ist in dem Moment beendet, als der Ernährer der Familie verunglückt. Ein Tod ohne Worte. Die bemerkenswerte Kamera (Jürgen Heimlich) fängt kein perfektes Trauer- Make-up, sondern stummes Entsetzen ein. Regisseur Celino Blei hat sein Handwerk gelernt. Wenn auch das Vorspiel zum eigentlichen Drama etwas zu ausführlich ausfiel – es war bis in die kleinsten Rollen (Martin Trettau, Siegfried Lowitz) gut besetzt, gespielt und gefilmt. Die Idee zu dem Ganzen hatte übrigens Uschi Glas. Anke Westphal
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