■ Standbild: Die Haider-Ecke
„Talk im Turm“, Sat.1, Sonntag, 22.15 Uhr
Im März durfte Ernst Nolte bei „Talk im Turm“ über „Schindlers Liste“ diskutieren. Am Sonntag sollte nun das burschenflinke PR- Talent der Geschichtsrevisionisten bei Erich Böhme zu Gast sein: Rainer Zitelmann, Welt-Redakteur und FDP- Mitglied. Der Unterschriftensammler für rechtsextreme Manifeste aller Art steckt auch hinter den „Berliner Positionen“. Zusammen mit Ex-Generalbundesanwalt Alexander von Stahl und anderen FDP-Rechten hat Zitelmann dort Feminismus, „Multikulturalismus“ und „Sozialkriminalität“ den Kampf angesagt.
Doch im Studio saß dann lediglich von Stahl – sein bräunlicher Ghostwriter hatte gekniffen. So verzweifelt verschwitzt wie die ganze Partei gab der populistische Phrasen von sich, und man erfuhr, warum die FDP ihr Heil in der Haider-Ecke sucht. Dem Dreipunkt-Produkt ohne Inhalt fehlt momentan das passende Regal. Denn: „So prokapitalistisch und pseudoprogressiv wie Joschka Fischer kann die FDP gar nicht sein“ (Peter von Oertzen).
Der FDP-Linke Burkhard Hirsch versuchte sich derweil an einer „Freiheitsideologie“. Sie müsse nach „80 Jahren Bürgerkrieg in Europa“ rekonstruiert werden. Zuviel Nolte gelesen? Egal ob Günter Rohrmoser dem Nationalstaat „noch 100 Jahre“ prognostizierte oder die Grüne Renate Künast mehr Gleichheit statt Freiheitsorgien forderte: Hirsch zeigte sich jedesmal höchst flexibel. Vom Idealbild des Freiberuflers, der sich „soziale Verantwortung“ leisten müsse, mochte Hirsch nicht lassen. Von Stahl und Rohrmoser setzten dagegen das Drohbild der „Leistungsträger“, die „Amok laufen könnten, wenn sie sich nicht repräsentiert sehen“. Klingt wie Kinkel. Hans-H. Kotte
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