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■ StandbildMißbrauchsproporz / "Freunde fürs Leben" / "Wolffs Revier" / "Die Wache"

„Freunde fürs Leben“, Do., 19.25 Uhr, ZDF; „Wolffs Revier“, Do., 20.15 Uhr, Sat.1; „Die Wache“, Do., 22.20 Uhr, RTL

Es hatte eigentlich ein ganz privater Fernsehabend werden sollen, an dem man sich keine hehren Gedanken über das Medium macht und auch nicht über das Übel der Welt informiert wird, sondern sich genüßlich zurücklehnt und nach einem harten Arbeitstag ins Seichte abschaltet.

Es hätte auch alles gutgehen können, wenn sich in die Lieblingsserie meiner Freundin nicht alleraktuellste Zeitkritik eingeschlichen hätte: Da findet also so ein fortbildungsgeschulter Lehrer eine höchst mißverständliche Zeichnung im Schulranzen der sechsjährigen Kirsten, verständigt sogleich den ebenfalls total geschulten Schulpsychologen – und schwupps landet bei Opa Fricke eine Anzeige wegen sexuellen Mißbrauchs! Weil der das aber doch nun wirklich nicht gewesen sein kann und wir genug Katharina Rutschky gelesen haben, um zu wissen, wieviel Mißbrauch mit dem Mißbrauch getrieben wird, bleiben wir also vor dem ZDF hängen, bis sich dann schließlich herausstellt, was sich herausstellen soll: Das Kind hatte Opa Frickes Kuh gezeichnet, der Schwanz war ein Euter, und Schulpsychologen sind blöd.

Somit nun doch wider Willen zeitkritisch belehrt, zappen wir weiter und landen in „Wollfs Revier“, wo die 16jährige Silke vergewaltigt und ertränkt in einem Abrißhaus gefunden wird. Die Recherche ergibt nichts Gutes: Erst hat Silkes Onkel das arme Kind über Jahre vergewaltigt, dann hat sie Sozialarbeiter Kress in langen Gesprächen moralisch aufgebaut, und schließlich hat Silkes Tante das nun aufmüpfige Kind in der Badewanne ersäuft!

„Uff“, meinte meine Freundin, „das reicht nu' aber“, und griff ein letztes Mal an diesem Abend zur Fernbedienung. Als dann aber die Polizisten der RTL-„Wache“ zwei vergewaltigte Frauen finden und der Verdacht auf den bekannten Serientäter Borgmann fällt – da haben wir dann endlich wirklich abgeschaltet. Das Fernsehen ist eben auch nicht mehr das, was es mal war. Klaudia Brunst

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