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■ StandbildGehorsames Fernsehen

„S-Zett“: „Blutgruppe Blau – Ist der Adel noch verpflichtet?“, Dienstag, 21.50 Uhr, Vox

Manchmal leuchtet und tutet der Fernseher so seltsam, daß man ihn schon sauber klopfen will, um zu schauen, ob bei ihm noch alles beim alten ist. Vorgestern zum Beispiel im „S-Zett“- Magazin. Da war ein Beitrag von Rolf Paudtke über den deutschen Adel zu sehen. Eingangs war man noch ganz liberal gestimmt („S-Zett“!) und glaubte an eine besondere, bürgerliche Tücke. Denn Paudtke ließ seinen Adel sagen, was des Adels ist.

Auf Bällen und Schollen, in Schlössern, Stiften und Kirchen wurde viel von Werten gesprochen, die halten sollen in irgendwelchen haltlosen Zeiten. Carl Herzog von Württemberg, um nur einen zu nennen, wurde uns als ehrenamtlicher und spendabler Gönner von Universitäten, Schulen und kranken Kindern vorgestellt. Er durfte auch mal das Haupt seiner Tochter tätscheln, weil sie doch eine Drei in Mathe heimgebracht hat. Doch Paudtke meinte das gar nicht ironisch. Ihm war das alles wirklich edel.

Deswegen mühte er sich auch nicht um Unterschiede in Sachen Schwertadel (brutal), Geburtsadel (mythisch), Gesinnungsadel (mönchisch), Dienstadel (gebückt) oder Geldadel (kontoorientiert) – oder um ein bißchen Kritik (liberal). Ihm ging es einzig und allein um den gesellschaftlichen Mehrwert seiner Prinzen und Prinzeßchen. Und da der in seinem Film so nett daherkommen sollte, durfte ihn Gerda von Pandow, die nette Frau aus dem Adelsstift von nebenan, dann auch im Gegenlicht der „S-Zett“-Abendsonne formulieren: „Wenn der Adel heute seine Pflichten erkennt, dann darf er nicht vergessen, daß er das Christentum weitergeben soll und vor allen Dingen: den Gehorsam. Denn wer in der Welt den Gehorsam nicht von den Eltern gelernt hat oder sonst nicht gehorchen kann, wer soll dann Gott gehorchen, den man nicht sieht?“

Zum wonnigen Schluß zog Padtke das erwartete Fazit, daß der heutige Adel „sein Ende bereits überlebt“ habe. Da staunte man also nicht schlecht, so im Ganzen betrachtet, und wollte schon aufstehen, um dem Fernseher tüchtig was zu klopfen, diesem Schergen des Neokonservativen! Doch vielleicht sollte man sich besser auch aufs Edle besinnen und sich selbst in mehr Gehorsam üben. Zum Beispiel dem eigenen Fernseher gegenüber – obwohl man ihn sieht. Marcus Hertneck

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