■ Standbild: Fette Beute
Techno-Busineß, Sonntag, 23.00 Uhr, N3
Die heutige Jugend. Schnellebig ist sie, konsumfreudig. Ihre Musik macht bumbumbum, 160 mal in der Minute. Technoparties fallen in die Abteilung Freizeitvergnüggen, Unterabteilung Musik. Erwachsene können meist nicht viel anfangen mit dem Spaß ohne Tiefgang. Dabei lebt bereits eine ganze Industrie davon und macht fünf Milliarden Mark Umsatz pro Jahr. Mario Damolin und Bernhard Kilian nähern sich kühl und distanziert, aber in freundlicher Absicht dem Markt. Die Produktionsstätte des Techno ist überall, auch im spießigen Wohnzimmer.
In Heidelberg produziert der umtriebige Jurastudent Joachim Keil mit Partner locker 13 Labels. Kein Kundensegment soll dem Jung-Unionisten entgehen. Auch alternde 68er sagen nicht nein, wenn der Techno-Rubel rollt. Michael Borresheim, mit seiner Firma MMS ein Branchenriese, faselt etwas von Herzblut und Love & Peace wie damals, wenn er eigentlich nur sagen soll, was ihm das Portemonaie so dick macht.
Die Techno-Industrie lebt aber nicht von den silberfarbenen CDs allein. Der Fan muß ausgestattet werden. Niedliche T-Shirts, kecke Kappen, schlabbrige Hosen. Manche Kids brauchen 200 Mark im Monat für's Outfit, andere schleppen 500 und mehr in die Bekleidungsläden. Kommentar im Film: „Die Eltern zahlen, damit die Kids nicht im Abseits stehen.“ Kriegste was, biste was.
Einmal im Jahr ist Mayday. Dann machen die Techno-Gurus fette Beute. Busweise fahren die Barbiepuppen und Hi-Mans zum Groß- Rave nach Berlin. Aber jede Kritik am Spektakel verflüchtigt sich, wenn Mädels wie Dina Leon aus dem Bus hüpfen und ins Handy piepsen: „Mami, ich bin jetzt da.“ Annette Rogalla
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