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■ StandbildVoll benebelt

ARD-Sportgala, Samstag, 20.15 Uhr

Ganz kurz vor Schluß fragte die Moderatorin Carmen Nebel ein Mitglied des Ruder-Achters: „Sie sind Schlagmann. Haben Sie auch Schlag bei den Frauen?“ Peinliches Schweigen im Saal, unverständliche Antwort vom Inquisierten. Und nur Carmen Nebel merkte nichts.

Man hätte in die Kissen beißen können: Warum nur lachte sie, diese brave Dumpfseele aus den Hinterlassenschaften des DDR- Mediengewerbes, immer dann am lautesten, wenn Gerhard Delling, ihr Moderationskollege, ein Scherzlein machte („Auf unsere Damen ist immer Verlaß“) und der Saal darüber gefror?

Wo blieb der Glamour beim Ansinnen der ARD, mit Sportlichem irgendwie Quote zu machen? Selbst die kleinen Jokes mit den auf die Bühne zwecks Kandidatenvorstellung gelockten Sportlern verliefen zum pointenlosen Tun auf offener Bühne: Warum sollte sich Diskusmann Lars Riedel auch über die Frage freuen, ob er nächstes Jahr nackt auftreten wird?

So war die Sendung vor allem ein Fest im Hause Kogel, Unterhaltungschef bei Sat.1: Sie bewies ihm, daß er durch die ARD nichts mehr zu befürchten hat. Jede Gameshow morgens um neun ist professioneller als das, was die öffentlich-rechtliche Konkurrenz vor die Kamera zu stellen vermag.

Übrigens gewannen Eisschnelläuferin Gunda Niemann, Rennfahrer Michael Schumacher und die Kicker von Borussia Dortmund die TED-ermittelten Preise bei den Sportlern. Die Dortmunder scheinen sich bepißt zu haben über die Sendung: Live zugeschaltet mit ihrer Weihnachtsfeier, lachten sie und schlugen sich auf die Schenkel. Nebel & Delling haben es offenbar für Beifall gehalten. Jan Feddersen

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