■ Standbild: Schattenspendendes Kinn
„Life! Die Lust zu leben“, Donnerstag, 22.45 Uhr, RTL
Schumi hat schon wieder geschummelt. Nachdem er letztes Jahr per Yellow press auf Traumhochzeit machte, kommt jetzt die Wahrheit ans Licht: Die Ehe mit Corinna ist eine ziemlich dröge Angelegenheit, außer Tischtennis und Badminton läuft nicht mehr viel. Im Australien- urlaub muß er sogar allein zum weißen Hai hinuntertauchen, weil Corinna Angst hat.
Birgit Schrowange würde da mit runter. Keine Frage. Die macht keine halben Sachen, sondern moderiert ihr Lifestyle-Magazin kurzerhand vom Ort des Geschehens, der sich in diesem Fall direkt unter dem Kinn des Formel-1-Piloten befindet.
Da stehen Biggi und Schumi also an den Boxen und finden sich gegenseitig klasse. Oder super oder superklasse. Ohne viel Worte lassen sie die Sprechübung in einen Flirt mit klassischer Rollenverteilung abgleiten. Doch bevor sich Birgit Schrowange so richtig in die Pole-position baggern kann, muß sie erst noch einen Beitrag ankündigen. Mit Sorgenfalten und hochgezogener Augenbraue, als hätte man Ulrich Meyer mit Dali gekreuzt.
Die Schleimspur in der Boxengasse von Sydney ist noch nicht angetrocknet, da gerät man schon in ein tristes Scheidungsdrama hannoverscher Provenienz. Auch hier ist Mitdenken nicht gefragt – ist eh alles klar. Während Whitney Houston von der großen Liebe heult, unterschreibt Hillu tapfer Autogrammkarten (im Namen der Kinder von Tschernobyl). Im Namen der Redaktion wird Gerhard Schröder ohne große Recherche schuldig. „Wie soll so ein Staatslenker noch arbeiten“, stammelt es, als wäre er schon Kanzler.
Von Niedersachsen geht's schnell wieder nach Australien; Biggi setzt jetzt alles auf eine Karte, steigt selbst in einen dieser Schumi-Boliden, um Corinna eins auszuwischen. Im Schritttempo kriecht sie über die Piste, aber die Redaktion läßt den Film einfach schneller laufen. Schumi scheint nichts zu merken. Die Sonne steht aber auch extrem hoch und die neue Ferrari- Kappe spendet kaum Schatten. Auch Birgit steht kurz vor dem Sonnenstich und kündigt einen Beitrag über das Barrier-Riff mit den Worten an: „Wir zeigen Ihnen Australien, wie es nicht im Reiseführer steht.“ Ja, so ist es down under. Da, wo sich Fit-for- Fun und der TUI-Katalog paaren und ein häßliches Fernsehkind gebären. Oliver Gehrs
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
