■ Standbild: Prüfung nicht bestanden
„Spiel des Lebens“ (Pilot), Mo., 19.25 Uhr, ZDF
„Tut mir leid, Papa“, schluchzt Julia in den Armen ihres Vaters, „aber ich kann nicht anders“. So haben wir uns das immer vorgestellt. Wen's zur Bühne zieht, den kann nichts aufhalten. Nicht die todkranke Mutter, nicht der traurige Vater. Julia will Schauspielschülerin werden. Niemand, nichts wird sich ihr auf dem Weg zum Ruhm in den Weg stellen können. Nicht einmal die banalen Sprechblasen, mit denen Autor Felix Huby die Welt des Theaters skizziert. Denn die Darstellerin der Julia, Susanne Eisenkolb, hat die Schauspielausbildung bereits absolviert. Und weiß deshalb, daß man die Texte eines Dramas nicht selbstständig verändern darf.
Die doppelbödige Grundidee der Serie, das Leben in einer Schauspielschule zum Thema zu machen, hat ihre Tücken: Junge professionelle Darsteller werden verpflichtet so zu tun, als stünde die Entscheidung, ob sie einmal junge professionelle Darsteller werden, noch aus. Und so sitzt man – noch viel aufmerksamer als sonst – vor dem Bildschirm, und schaut auf die Qualität ihres Handwerks: die schauspielerische Darbietung.
Allein: die jungen Menschen machen ihre Sache ganz passabel. Da gibt es den Heißsporn und den Dandy, die Melancholische und die Schrille. Stereotypen allesamt, die vor der Aufnahmeprüfung (und sicher auch danach) unentwegt Versatzstücke klassischer Dramen zitieren – aber ihre Rolle verkörpern sie dennoch glaubhaft. Es sind die alten Hasen, die das „Spiel des Lebens“ zu einer billigen Farce machen. Hubys Plot schleppt sich höchst berechenbar dahin (natürlich will sich ein abgewiesener Prüfling prompt von der Brücke stürzen). Christian Brückner als ehrgeiziger Dramalehrer glänzt wieder einmal ausschließlich mit seiner Robert-de- Niro-Robert-Redford-Peter- Fonda-Stimme, und Manfred Zapatka als gehbehinderter Musicallehrer wird von der Regie (Michael Günther) völlig unterfordert.
Das schwächste Glied in der Kette ist allerdings Ruth-Maria Kubitschek. Sie soll die weise Direktorin der renommierten Schauspielschule sein. Hölzern und altbekannt überakzentuiert spult sie ihre Rolle ab. „Die Schauspielschule ist Grundlage meines Könnens“, schreibt sie im Presseheft. „Ohne sie wäre ich nicht das geworden, was ich bin.“ Hier hat sie jedenfalls nicht mal die Aufnahmeprüfung bestanden. Klaudia Brunst
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