■ Standbild: Raterei pur
„Jeder gegen jeden“, werktags, 17 Uhr, Sat.1
Hans-Hermann Gockel muß man nicht mögen, aber Respekt sollte man haben. Legt er doch eine Sendertreue an den Tag, die gerade bei Sat.1 selten ist. Gockel ist ein Mann der ersten Privatfernsehstunde, als es noch nicht darum ging, wie, sondern daß einer den Kopf in die Kamera hält. Ein Kontinuum im Sammelbecken der TV-Söldner, dessen Loyalität nicht einmal erschüttert wurde, als man ihn den Sessel des Nachrichtenmoderators räumen ließ und durch Ulrich Meyer ersetzte, für den er nun ab und an die Urlaubsvertretung geben darf. Ein Glück, daß Sat.1 den Mann mit der Goldrandbrille nicht ganz entließ , sondern nur zwischenlagerte.
Denn nun präsentiert Gockel Raterei pur – ohne Schnickschnack. Ein stoisches Abrufen von Allgemeinwissen, wie man es allenfalls noch von langen Urlaubsfahrten kennt. In der Menge der aufgeblasenen Sat.1-Shows ist „Jeder gegen jeden“ ein Kleinod, gegen das sich selbst der Große Preis wie ein Multiamedia- spektakel ausnimmt. In Permanenz traktiert Gockel seine Gäste, bis sich im K.-o.- System die Reihen lichten.
Nur ein einziger Werbeblock unterbrach das wohltuende Einerlei, das mit der vagen Andeutung eines Show- downs endete. Im Finale nämlich durften Astrid, Ulrich und Carsten ein wenig Wissens-Mobbing betreiben, ansonsten aber kam das Ende unprätentiös und beiläufig daher wie die komplette Sendung: Irgendwann waren alle Fragen gestellt, der Sieger klar und die Sendezeit um. Und Hans-Hermann Gockel sagte lediglich „bis morgen“. Hat man so was schon erlebt? Oliver Gehrs
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