■ Standbild: Der Buschdoktor
„Klinik unter Palmen“ (2. Staffel), Fr., 20.15 Uhr, ARD
Er hat seine Patienten so oft gerettet, daß es ihnen eigentlich besser gehen müßte. Nun ja, einen Kunstfehler hat sich Dr. Hofmann (K. Wussow) in grauer Vorzeit geleistet, aber ohne einen Todesfall in der Klinikakte wäre der Arzt ja auch nur weise und kein bißchen spektakulär. Er ist halt ein Mensch, aber einer mit ganz vielen Freunden. Und mit einem besonders dicken im Entwicklungsministerium. Der schickt den Buschdoktor überall hin, wo es gerade brennt. Und weil das Glottertal schon durchsozialisiert ist nach den eichenstarken Prinzipien des ausgedienten Schwarzwaldarztes, zieht Wussow aus, um den Rest der Welt zu verpflastern.
Schulmedizinische Kolonialisierung der Tigerbalsamierten, möchte man meinen, jedoch scheint das Krankenhaus eher eine Klinik für deutsche Kurgäste zu sein, die besonderen Wert auf die Fürsorge mandeläugiger Schmalhüften legen. So paßt die Hauptfee Jasmin in all jene Kataloge, die die samtigsten Mai Lis für den deutschen Junggesellenhaushalt feilbieten. Devot streut sie dem abgestürzten Marc Blumen auf die wunde Seele, vertreibt seine Gemütswolken mit erbaulichen Kalendersprüchen. Natürlich kennt der Doc auch fernöstliche Heilkunde, doch gefragt ist hier vor allem sein Machtwort, das nicht nur personelle Schlampereien stoppt, sondern auch zum Pärchen-Kitt taugt.
„Abenteuer ist unser Geschäft“, schlußgongt das Personal. Und wenn der genesene Marc dankt – „Sie alle haben um mein Leben gekämpft, und das auf Krankenschein“ –, dann danken wir nicht nur dem Innenministerium für seinen ARD-Produktionsobulus (276.000 DM), sondern auch Seehofer recht schön. Birgit Glombitza
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