piwik no script img

■ StandbildAlles ganz normal

„Amerika. Zwei Männer und eine Hochzeit“, Fr., 22.30 Uhr, 3sat

Michael Ehrenzweig hat es nur bis 1977 in seiner österreichischen Heimat ausgehalten. Dann ging er instinktsicher dorthin, wo er sich als schwuler Mann am besten aufgehoben dachte: nach San Francisco. Die Hauptfigur in Lorenz Gallmetz' Filmporträt über (meist) ganz gewöhnliche Homosexuelle in der Hauptstadt der Schwulen und Lesben verkörpert diese biographische Wendung zum Besseren perfekt.

Im Mittelpunkt stehen Bilder über die Vorbereitungen eines Festtages – der Hochzeit Ehrenzweigs mit seinem Lebensgefährten Wayne. Blumen aussuchen, Menüplanung, Einschübe mit Ehrenzweig und dem Autor, wie sie über die Castro-Street gehen. In so schlichten Bildern, bar von jedem Grellen, hat man Schwules selten gesehen.

Ohne Kommentar die Trauung. Der Kuß nach dem Ja, dann Bilder vom Hochzeitsmahl. Die Erklärung des Vaters von Wayne, daß er ihn zunächst nicht verstand, aber ihm und seinem Partner nun Glück wünscht; der Sohn weint, alle erheben sich zum Toast. Das muß man nicht rührend finden, aber sicher authentisch.

Nie tut Gallmetz so, als hätte er just die Avantgarde entdeckt. Er zeigt vielmehr, daß, ist der gesellschaftliche Druck gegen Homosexuelle erst einmal schwächer, Schwule vor dem gleichen Liebesballast stehen wie Heterosexuelle seit Jahrhunderten auch. Da kommen also Aufgaben auf uns zu, sozusagen. Die bedauerlicherweise nur auf 3 sat gezeigte Reportage darf ergo auch als nebenläufige Drohung verstanden werden, daß Schwule sich nicht mehr lange etwas auf ihre Sonderbarkeit einbilden können. Und das, traut man dem Bericht, klingt doch gar nicht so schlecht. Jan Feddersen

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen