■ Standbild: Huhn oder Eier?
„Die Männer vom K3“, So., 20.15 Uhr, ARD
In den Nebenrollen: eine Sekretärin im rosa Stretchmini, eine migränegeplagte Ehefrau, eine wehrlose Geisel, Staffageprostituierte, ein ermordetes Vergewaltigungsopfer. In den Hauptrollen: die Kegelbrüder, ein Exsträfling, zwei geflohene Sträflinge, Polizistenstatisten und – die Männer vom K3.
Der Gong nannte das eine „,Der-Vergewaltiger-war- ein Kegelbruder-Episode‘ aus ,Aktenzeichen XY‘“. Stimmt genau – nur, daß das „XY“ hier weniger Aktenzeichen als chromosomales Kennzeichen war. Doch was kann man schon erwarten von einer Krimiserie, die ihre Androgene bereits im Titel trägt, als eine doppelmoralinsaure Geschichte, so betagt wie ihre Titelhelden: Da hatte sich Drehbuchautor Harald Vock für seinen Sonntagabend-Krimi ausgerechnet das Thema „Vergewaltigung“ ausgesucht, und dann fiel ihm dazu nicht mehr ein als ein Ringelpiez-Plot rund um die vorsintflutliche Fragestellung: „Wer ist schuld, das dumme Huhn oder meine Eier?“ Jeder Mann ist ein potentieller Vergewaltiger. Laut Drehbuch hätte es daher auch jeder gewesen sein können.
Doch, vom Drehbuch unbemerkt, machten sich auch die Berufsverdächtiger mit dem Rudel der Verdächtigten gemein, köpften nach Feierabend erst mal die Bierflaschen und nannten das 23jährige Opfer pausenlos ungestraft „Mädchen“, während sie männerbündelnd im dunkeln tappten.
Am Ende mußte sich sogar das Kegelbruderweichei mit dem Kegelbrudertäter prügeln, damit der endlich sein „Es ist einfach über mich gekommen“-Geständnis loswerden konnte. Dazu nämlich waren die gestandenen Männer vom K3 90 lendenlahme Minuten lang selbst nicht Manns genug gewesen. Christoph Schultheis
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