■ Standbild: Satte Empörung
„Ein Vater unter Verdacht“, Di., 20.15 Uhr, Sat.1
Wenn väterliche Fürsorge und Frust sich auch nur scheinbar zur Triebhölle umstülpen, dann wird das Fernsehen immer ganz aufgeregt. Auch in „Ein Vater unter Verdacht“ von Markus Bräutigam flattert die Kamera wie eine aufgekratzte Gesellschaftsreporterin von einer Randfigur zur nächsten, um sich in der Empörung gegen den bösen Roman Bach (Klaus J. Behrend) mit den unreinen Gedanken und Taten im eigenen Leben noch satter zu Hause zu fühlen.
Spastische Kamerabewegungen und nervöse Zooms stöbern nach allem, was schlüpfrig sein könnte. Da spricht die Psychologin von früh mutterlosen Vätern und frühkindlichen Befriedigungen, die sich Inzestgeneigte eben nachträglich einheimsten – und schon wird der Spätfrühkindliche in denkbar unwürdiger Planschhaltung gezeigt. Im nächsten Bild krault er seine Tochter gar unterm Hemd – welch' verbotene Glut, welch' Verbrechen. Doch eine Verbrüderung von Familienfilm mit vermeintlichem Inzestdrama ist so billig nicht zu haben.
Statt gesellschaftlicher Triebhemmungen und Vorurteilslust muß weibliche Rache und Enttäuschung den lahmen Handlungsmotor schmieren. Die einst von Roman Bach verschmähte Kindergärtnerin schwitzt plötzlich und bekennt, den Vater allzu flott der Schändung verdächtigt zu haben. Schließlich ist der Fisch in Linas Zeichnung, „den Papa so groß machen kann, daß er spritzt“, tatsächlich einer: ein aufblasbarer Flipper. Als eigentlicher Unhold entpuppt sich am Ende der Pinsel aus dem Malkasten, wurde er doch als Thermometer beim Arztspielen mißbraucht. Seltsamer Humor für einen Film, der die kindliche Unversehrtheit auf seine Kreuzritterfahnen geschrieben hat. Birgit Glombitza
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