■ Standbild: Der Besuch des alten Manfred
„Tatort: Undercover Camping“, So., 20.15 Uhr, ARD
In drei Tagen wollen die Dauercamper ihren Platz aufräumen, und Hauptkommissar Stoever alias Manfred Krug, mit geliehenem Wohnmobil incognito auf Mörderjagd, hat keine Lust, dabei mitzumachen. Schließlich hat er den Platz auch nicht dreckig gemacht. Fast fühlt man sich in eine Dürrenmattsche Dorfgemeinschaft versetzt: Jeder hatte etwas gegen das unbeliebte Opfer in der Hand, manch einer wußte auch von dessen Schatz, und Geld brauchten sie alle. Gespielt wird „Der Besuch des alten Manfred“, und Krug durfte mal wieder seine beste Rolle spielen, sich selbst. Er bekommt von Drehbuchautor Michael Illner dazu bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Bauch gepinselt. Krug räsoniert über das Leben im allgemeinen, das Älterwerden im besonderen und blafft Menschen an, die ihm nicht passen. Und wenn er, der absolute Superheld dieses Tatorts, zum Finale seine Tarnung aufgibt, dann natürlich mit einem gezielten Schuß, und auch nur, um die schöne Blonde zu retten. Doch gegen den Augenschein war „Undercover Camping“ keine reine Krug- Kultveranstaltung, sondern vor allem ein unterhaltender und interessanter Kriminalfall, angefüllt mit kauzigen Charakteren. Die konnten auch ohne Krug: schönste Szene war der Cowboy-Abgang eines alternden Metzgermeisters, der mit einem Koffer voll Geld seine Frau verläßt, um in Holland nochmal richtig einen draufzumachen. Am Schluß oblag es dann doch dem großen Zeremonienmeister, die vollkommen überraschte Mörderin abzuführen: „Was, du bist Polizist?“ „Ja“, antwortet Krug, „is' schlimm?“ Nein, antworten wir, is' überhaupt nicht schlimm. Is' sogar sehr gut. Stefan Kuzmany
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