■ Standbild: Wenn der Priester dreimal betet
„Beichtstuhl der Begierde“, Dienstag, Sat.1, 20.15 Uhr
Wenn der Dressman-Priester Patrick (Stefan Gubser) dreimal betet, dann ist es um die Gemeindesekretärin Christina (Dana Vavrova) natürlich geschehen, denn wir befinden uns im „Beichtstuhl der Begierde“ und noch dazu auf Sat.1. Und während dörfliche Abziehbilder durch ein verschneites Klischee- Dorf wanken, kämpft die verheiratete Frau mit sich selbst, leidend und leise.
„Bitte geh!“ flüstert sie dem Pfaffen ins Ohr, voller Dramatik, mit Leidenschaft im Blick und Liebe im Herzen. Unter dem Herzen trägt sie bereits des Priesters Kind. „Ich liebe dich“, flüstert sie an anderer Stelle und schlägt den rehäugigen Blick nieder. Und wieder wird durch den Schnee gestapft. Ihr Mann Wolfgang (László I. Kish) trinkt Bier, raucht im Bett und begrapscht sie. Leise rieselt der Schnee. Werbepause.
Warum dauert das alles so lange? Warum passiert hier nichts? Warum bekommen wir bei diesem Titel nicht einmal eine deftige Liebesszene zu sehen? Fragen, die unbeantwortet bleiben. Eine Frage, die definitiv beantwortet wird: Kann Dana Vavrova geschlagene zwei Stunden damit verbringen, ihr vor innerer Zerissenheit wächsernes Gesicht in die Kamera zu halten? Sie kann.
Und wer tatsächlich bis zum Schluß ausgehalten hat, konnte den Engel Vavrova mal wieder bei der richtigen, staats- und familientragenden Entscheidung beobachten: Sie ist bei ihrem Mann geblieben, obwohl der nicht so gut aussieht wie der Pfarrer, sie geschlagen und betrogen hat und noch dazu arbeitslos und zeugungsunfähig ist – nur weil er versprochen hat, dem Kind ein guter Vater zu sein. Was für eine Frau! Es darf geseufzt werden. Stefan Kuzmany
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