■ Standbild: Weltordnungschaos
Vom Persischen Golf nach Kurdistan, Fr., 22.15, arte
Die Welt wartet auf den nächsten Krieg am Golf – arte auch. Wohl um die allgemeine Kriegsgeilheit zu befriedigen, ließ man an den Anfang des Dokumentarfilms von Baudoin Koenig und Marie-Michèle Martinet eine Videoanimation schneiden: die Sicht des kommenden Krieges aus dem Cockpit eines Kampfpiloten.
Was folgt, ist langsamer und erkenntnisreicher: In knapp neunzig Minuten umzirkeln die AutorInnen das alte/neue Krisengebiet zwischen Euphrat und Tigris. Sie bewegen sich im Dreieck Irak, Syrien, Türkei, um darzustellen, daß die Konflikte in der Region älter sind als der irakische Überfall auf das Emirat Kuwait am 2. August 1990. Aber auch, daß die irakische Bevölkerung bis heute nicht so geschlossen hinter Saddam Hussein steht.
Gleich zu Anfang kommt der schiitische Fischer Saleh aus dem südirakischen Basra zu Wort, der zweitgrößten Stadt des Landes: „Basra hat nicht kapituliert“, sagt er, auf die Aufstände gegen Saddam Hussein nach dem Bombardement der Alliierten angesprochen. „Wir haben auf die Vereinten Nationen, die USA, Großbritannien und Frankreich gehofft.“ Doch George Bush, der die irakische Bevölkerung via Radio zur Revolte aufrief, ließ sie anschließend im Stich. Der Aufstand wurde von der Elitetruppe des Diktators niedergewalzt.
Saleh wird nach seinem Kommentar vor laufender Kamera verhaftet. Der irakische Geheimdienst ist noch immer überall präsent. Am Schluß des Films darf ein wenig aufgeatmet werden. Der Fischer hat sich in den benachbarten Iran abgesetzt. Saleh ist gerettet, 20 Millionen IrakerInnen sind das nicht. Fazit der AutorInnen: „Hier gleicht die neue Weltordnung einem Chaos.“ Thomas Dreger
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen