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■ StandbildZu sehr eine Huldigung

Susannas Entscheid, Mi., 20.15, 3 Sat

Susanna ist HIV-positiv, angesteckt von einem inzwischen gestorbenen Drogenabhängigen. „Susannas Entscheid“ beginnt mit Blicken in ein Fotoalbum. Kindheit, Erinnerungen. Bei Bildern von Hanspeter, jenes Ex- freundes angekommen, bricht sie ab.

Der Film begleitet Susanna über mehrere Jahre hinweg, von ihrer Schwangerschaft bis sich herausstellt, daß ihr inzwischen fast zweijähriger Sohn negativ ist.

Es geht um eine ernste moralische Frage: Hat eine infizierte Frau das Recht, ein Kind zu wollen und zu bekommen? Doch Zuzana Meisner Wismers Film stellt sich dieser Frage nicht, sondern beantwortet sie einfach. Und zwar mit voller Eindeutigkeit: Ja und noch mal ja.

Dabei bedient sich der Film einer nicht unumstrittenen Technik, die Dokumentarfilmer bei brisanten Themen gern einsetzen. Ausschließlich Beteiligte kommen zu Wort, die Regisseurin tritt als bewertende und ordnende Instanz völlig zurück. Gegenpositionen scheinen von vornherein unzulässig zu sein, und so stellt sich der Eindruck ein, die Argumentation hätte ihnen nicht standgehalten.

Ihr Kind habe ein Recht auf Leben, sagt Susanna schlicht. Der Film zeigt, wie sie vehement, sehr leise und mit einem gewissen trotzigen Nachdruck spricht – auf Schwyzerdütsch zudem. Die Regisseurin vertraut diesem Tonfall vollkommen und thematisiert somit nicht das Unbehagen an einer uneindeutigen moralischen Situation, den dieser vermuten läßt. Lieber zeigt sie zu Klimpermusik Susannas neuen Freund, ebenfalls infiziert, wie er mit dem gemeinsamen Sohn spielt.

Kein Kind bekommen zu dürfen sei eine Art Strafe für die Schuldhaftigkeit, mit der Aids im öffentlichen Bewußtsein immer noch verbunden sei, sagt Susannas Gynäkologin. Folglich wäre das Kind eine Belohnung für erlittenes Unrecht.

Da am Ende ihr Sohn HIV- negativ ist, scheinen sich alle Fragen zu erübrigen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Denn während man hier kaum umhinkommt zu sagen: Glück gehabt, hätte gerade die Bewährung an kritischen Einwänden und die sorgfältigere Erörterung der Verantwortung dem Thema gerecht werden können. So scheint ein Frageverbot für Nichtbetroffene über der ganzen Geschichte zu liegen, die somit zu sehr zur Huldigung wird. Sven Sonne

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