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■ StandbildAus der Welt der Gassenhauer

„Musik liegt in der Luft“, So., 20.15 Uhr, ZDF

Er ist der Helmut Kohl der deutschen Unterhaltung: Was Dieter Thomas Heck indes dem Pfälzer voraus hat, ist die Unabwählbarkeit. Die Quoten könnten ihm sinken, gewiß. Das tun sie aber nicht. Ob nun als Feuerwehrmann, um nach Wim Thoelkes Tod den „Großen Preis“ am Leben zu erhalten, oder am Sonntag als Moderator von „Musik liegt in der Luft“: Heck, der seinen gemeinschaftsstiftenden Ruhm als Maestro der „ZDF-Hitparade“ begründete, ist aus unserem Leben nicht wegzudenken. Er ist ein Deutscher der Nachkriegszeit, ganz modernen christdemokratischen Grundwerten verpflichtet: zu allen nett, sehr nett sogar, jovial, altbacken galant und marktschreierisch zugleich, immer den Motti „Bloß keinen Streit“, „Schwamm drüber“ und „Ist doch menschlich“ verpflichtet. Er ist der Anführer einer Welt, in der Hits noch „Gassenhauer“ waren, in der Männer pünktlich und Frauen wie Nicole tapfer sind, weil sie selbst nach einem Unfall auftreten. Eine Welt der Sakkos mit Goldknöpfen, in der Frauen an sich Blumen verdienen.

„Musik liegt in der Luft“ ist seine beste Show momentan: „Für jeden Geschmack etwas“, sagt er und läßt sie alle hochleben – die alten Schlachtrösser des traditionellen Schlagers sowieso (Christian Anders, Katja Ebstein), aber auch „Newcomer“, die „fetzige, rockige Musik“ darbieten. Die Chose wird abgemischt mit einen neckischen Quizspielchen zugunsten der Stiftung Deutscher Denkmalschutz, dem Deutschen Fernsehballett, Monika Sundermann als Assistentin und einer Atmosphäre, die niemandem weh tut. Man kann beklagen, daß er kein Revoluzzer des schlechten Geschmacks ist. Aber wozu? Hat er jemandem etwas getan? JaF

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