■ Standbild: Mittendrin
„Gegen Ende der Nacht“, Mittwoch, 20.15 Uhr, ARD
Wenn ein doofer Game- show-Kandidat wieder mal für die richtige Antwort um viele tausend Mark reicher geworden ist und unsere Lieblingsserie nur in der dritten Wiederholung läuft – dann möchten wir die Fernbedienung begraben und den Fernseher für immer in den Keller stellen.
Und dann kommt „Gegen Ende der Nacht“, und wir sind versöhnt. Vom ersten Bild an mittendrin: eine unglaublich lange Kamerafahrt (Steadicam: Jörg Widmer) durch einen flirrend heißen Tag in einem schwäbischen Dorf, eine Mühle, davor ein toter Hund, im Haus ist es düster (aber dennoch heiß, wir können es spüren), dann eine Leiche, noch eine, noch eine, am Ende sind es fünf. Dave Gladbaker (Stefan Kurt), amerikanischer Besatzungsoffizier deutsch-jüdischer Abstammung, übernimmt die Ermittlungen. Souverän möchte er sein, distanziert nähert er sich der Verdächtigen Karin Katte (Karoline Eichhorn). Aber er kann die Distanz nicht halten, ist fasziniert von der verhärmten Frau, verliebt sich in sie, trotz des schrecklichen Verdachts, sie könnte eine gesuchte KZ- Aufseherin sein.
Oliver Storz (Buch und Regie) hält volle anderthalb Stunden die Spannung durch, hat seine hervorragenden Schauspieler zu beeindruckenden Leistungen angespornt: Die Beklemmung des Dave Gladbaker ist zu spüren, die Schuld, die Zweifel der Karin Katte; auch resignierte Abgeklärtheit des Kriminalinspektors Fehleisen (Bruno Ganz) prägen sich ein. „Wieder ein Vergangenheits-Bewältigungs- Drama des Erinnerungs-Spezialisten Oliver Storz“, schreibt die Münchner Abendzeitung in ihrer Vorankündigung. Sollen die sich doch weiter durch Gameshows zappen. Stefan Kuzmany
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