■ Standbild: Sieht immer gut aus
„Augenzeugen“, Mittwoch, 23.10 Uhr, arte
„Laßt uns nun berühmte Männer preisen“, hieß ein epochemachendes Werk der Dokumentarfotografie. Und eben das tut der Film von Reiner Holzemer und Thomas Schadt: drei Fotografen, die alle einmal beim Stern arbeiteten: Stefan Moses, Thomas Höpker und Robert Lebeck.
Der Film zeigt die drei – heute zwischen sechzig und siebzig Jahre alt – bei der Arbeit. Thomas Höpker fotografiert die Maya in Guatemala, Stefan Moses Loriot im deutschen Wald und Robert Lebeck bei der Eröffnung der Kunstbiennale in Venedig.
Retrospektiv werden ihre großen Reportagen aus den 60er und 70er Jahren vorgestellt. Gut gebaute, stehende Bilder in Schwarzweiß – das sieht im Fernsehen immer gut aus.
Der Schwierigkeit, beim Fotografieren gefilmt zu werden, ist allerdings allein Lebeck gewachsen. Höpkers Besuche auf Märkten und bei maskierten Tänzern wirken dagegen arg gezwungen: Ein TV-Team und ein Fotograf sind eine sehr aufdringliche Kombination. Die Maya wenden sich ab, in klassischer Scheu.
Stefan Moses zuzusehen, ob beim Fotografieren oder im Labor, ist ein Graus. Der Mann hört einfach nicht auf zu schwätzen, und seine Weisheiten beginnen alle mit „ein bissl“. Er stilisiert sich zum „einsamsten Fotografen in Deutschland“ und hat das letzte Wort im Film: „Die Bilderflut wird uns eines Tages alle ersäufen, das ist klar.“
Das kommt dabei heraus, wenn man den falschen Leuten die falschen Fragen stellt. Die Autoren interessieren sich nämlich überhaupt nicht für die sehr unterschiedlichen Karrieren der drei. So würde man doch gerne wissen, warum Stefan Moses der Lieblingsfotograf des Deutschen Historischen Museums geworden ist. Höpker war zeitweise Art-director beim amerikanischen Geo (aus der Sicht von Fotografen also auf der „anderen Seite“). Lebeck hat eine zweite Karriere als Sammler von Fotografien gemacht. Doch die Non- Geschichten werden nebeneinander ausgerollt wie Kunstrasenbahnen. Was die drei tatsächlich verbindet (oder verbunden hat), bleibt im dunkeln. Die Autoren sehen in Fotografen Leute mit Kameras, die bitte schön erklären können müssen, was sie so interessant macht. Entsprechend ist der Film: eine einzige Lappalie. Ulf Erdmann Ziegler
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