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■ StandbildPrädikat: lebensecht

„Tut mir leid wegen gestern“, Freitag, 20.45 Uhr, Arte

Ein ungleiches Pärchen Mitte Zwanzig hat sich auseinandergelebt und findet kaum noch einen gemeinsamen Gesprächslevel; die junge Frau flüchtet sich in eine Affäre, wird schwanger und weiß nicht, von wem. Im Plot von „Tut mir leid wegen gestern“ finden sich fast alle bekannten Ingredienzien einer typischen modernen Beziehungskomödie: von der obligatorischen Kommunikationsunfähigkeit der Protagonisten über die beliebte Dreieckskonstellation bis hin zum probaten Zuspitzungsmittel Schwangerschaft. Und doch wirkte dieser erste abendfüllende Fernsehfilm der DFFB- Absolventin Anna Justice, eine Koproduktion von Südwestfunk und arte, nie wie ein am Reißbrett entworfenes 08/15-Stück. Das lag zunächst einmal an den glaubwürdigen Charakterzeichnungen: Die Hauptfiguren Lenny (Oliver Korritke) und Julia (Katja Studt), ein sorgloser Teilzeit-Barkeeper und eine um Lebensplanung bemühte Jurastudentin, bildeten zwar Gegenpole, durften sich dabei aber durchaus als ambivalente Persönlichkeiten zeigen; und die Dialoge aus der Feder von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“-Storyliner Aglef Püschel verdienten das bei deutschen Fernsehproduktionen selten zu vergebende Prädikat „lebensecht“.

Hinzu kamen die sympathisch beiläufige Erzählweise, die kleine Schlenker erlaubte (köstlich: eine Hasch-Torte verwandelt einen 50. Geburtstag in eine Hippie-Orgie), sowie ein paar nette inszenatorische Spielereien. Die verwackelte Handkamera gehört zwar nicht mehr zu den allerneuesten Gimmicks, wurde aber dezent eingesetzt.

Die eigentliche Trumpfkarte des Films aber war sein Hauptdarsteller. Oliver Korritke, nach seiner Rolle in der Bullenkomödie „Die Musterknaben“ zu Recht als Entdeckung gefeiert, gab hier wieder eine Glanzvorstellung als unverstandener, stets leicht mürrischer Loser, der gleichwohl so sympathisch natürlich daherkommt, daß man ihn mit Vergnügen in der nächsten Kneipe treffen würde. So bereitete es denn auch besonderes Amüsement, ihn bei den Konfrontationen mit seinem schnöseligen Yuppie-Nebenbuhler (René Hofschneider) zu erleben. Und daß zu guter Letzt auch Julia, mit dem anderen schon fast vor dem Traualtar stehend, Lennys wahre Qualitäten erkannte, dürfte selbst für notorische Happy-End-Hasser akzeptabel gewesen sein. Peter Luley

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