■ Standbild: Zum Einschlafen bekömmlich
„Ostware in Westregalen“, Do., 23 Uhr, ZDF
Wir wußten es schon, denn wir kennen ja die Sortimente der Händler von nebenan: Artikel aus der Zone gibt es im Westen kaum zu kaufen. Und viel schlauer sind wir auch nach Jürgen Vogts Dokumentation nicht.
„Das Kapital“ bestimme, was in die Regale komme, klagte der „progressive“ Chef eines Backmischungs- Betriebs in Halle, der einst ausgiebig Ludwig Erhard gelesen und sich die vom Volk ersehnte Marktwirtschaft ganz anders vorgestellt hat. Nun ja, „das Kapital“ bestimmt ja alles, irgendwie. Ein bißchen genauer ging Jürgen Vogts zwar noch ein auf die „Bedingungen des real existierenden Kapitalismus“: Wer in die Sortimente der großen westlichen Handelsketten will, muß dafür extra zahlen und dazu noch auf eigene Kosten die Regale nachfüllen. Namen und Zahlen nannten aber weder Vogts noch seine Gesprächspartner.
Daß alles etwas vage blieb, lag auch an der Struktur der 30minütigen Dokumentation: Vogt hatte ein Versandhaus und zwei Messen abgeklappert, dazu acht Herstellerbetriebe vom „Schlemmerküsse“- bis zum Autoradio-Produzenten. Die Hälfte wäre mehr gewesen. So gab es statt Hintergründen Anekdoten, die kurz vorm Einschlafen zwar bekömmlich waren, vermutlich aber bald vergessen sind: Bei Quelle stammen nur 2.000 der 80.000 erhältlichen Artikel aus dem Osten, und in Thüringen stellt jemand eine Uhr her für Jäger, die damit den günstigsten Zeitpunkt für die Erlegung des Wildes ermitteln können. Für Regionalpatrioten dürften die Bilder aus einem thüringischen Supermarkt am schönsten gewesen sein: 158 Biersorten gibt's dort, und 100 davon sind aus dem Osten. René Martens
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