■ Standbild: Pfauen schreien
„Signalstörung“, Mo., 0.20 Uhr, ZDF
Wenn ein Film über Aids nicht am 1. Dezember als mediale Solidarnote zum Welt- Aids-Tag gezeigt wird, sondern an einem Spätsommerabend im September, dann ist das für ZDF-Verhältnisse einigermaßen verblüffend. Noch überraschender ist die erzählerische Form, die Thomas G. A. Mank für sein kleines Fernsehspiel gewählt hatte: „Signalstörung“ stellte eine Biographie von der Kindheit in Offenbach und im Odenwald bis zu den Frankfurter Schwulensaunas und einer SM-Location gegenüber vom Zoo nach. Dort hört der junge Mann, der aus dem Off die Bilder begleitete, Pfauen schreien und findet es stimulierend. Später erfährt er, daß die Grippe, die er sich eingefangen hat, ein erstes Anzeichen seiner Immunschwächekrankheit ist.
Mank rekonstruierte das Leben mit Aids vom Krankenbett aus, weigerte sich aber, seine Figur als Opfer klinischer Verhältnisse zu zeigen. Die medizinische Betreuung wurde von Peter Dörfler mit einer Kamerafahrt über Pillenpackungen angedeutet, das Behandlungszimmer durch die spiegelnden Fensterscheiben gefilmt. Immer wieder setzte die tagebuchartig-abschweifende Geschichte an Bruchstellen an: Das Kind wächst beim Großvater auf, die Mutter ist selbstmordgefährdet; in der Schule wird der vaterlose Junge verspottet und zieht sich in eine Phantasiewelt zurück.
Irgendwann wird der infizierte Körper zum Mittler zwischen sexlosem Dorfalltag und den flüchtigen Quickies am Bahnhof in Frankfurt am Main. Zu bereuen gibt es nichts, nur viel zu ordnen: So stellt sich Manks Protagonist das Wesen der Kunst vor, wie es einmal hieß. Diesen Schritt von der Krankheit ins Leben gab „Signalstörung“ unglaublich präzise mit Bildern wieder. Harald Fricke
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