■ Standbild: Wir sind berufen!
„frauTV“, Do., 22 Uhr, WDR
Seltene Wesen müssen das sein, für die „frauTV“ den Bildungsauftrag auspackt, als seien es bunte Glasperlen für einen scheuen Hula-Hula- Stamm. Deswegen lächelte Inge von Bönninghausen auch so aufdringlich. Um Frauen in den Medien sollte es gehen, und von Bönninghausen war in großer Sorge, „weil ganz viele Mädchen und junge Frauen ganz wenig wissen“.
In einem Ton, als gelte es, mit dem Mißverständnis aufzuräumen, daß Telefonieren schwanger macht, führte von Bönninghausen die kleinen, dummen Dinger in die wunderbare Welt des TV ein. Das ist nämlich „kein Heimkino mehr“, sondern eine „Großindustrie“. Bunt und schön ist es da und von einer Artenvielfalt, daß sogar Frauen wie Christine Westermann dort nisten. Der entsprechende Beitrag präsentierte eine Frau W., die neben Männern dynamisch über die Flure gehen kann und, in intimeren Momenten, von ihrer Kleidung erzählte. Davon, daß die ZDF-Intendanz nach ihren ersten Auftritten in der „Drehscheibe“ gekötert habe: „Die sieht aus wie 'ne Kuh, wenn's donnert“, und wie wahr das doch gewesen sei. Die Zumutungen nahmen kein Ende.
Außerdem blätterte „frauTV“ durch absonderliche Betätigungsfelder für Frauen. Von der Medienkauffrau zur Verbrauchermarktspezialistin. Allesamt „ganz schön anstrengend“, aber ideal für Menschen, die „neugierig und mitteilungsfreudig“ sind. Wir sind also berufen! Wir brauchen uns nur wie üblich auf unseren Fensterkissen zu positionieren. Und dem Bäcker können wir auch gleich Bericht erstatten: „Da gibt es etwas, das nennt sich nicht Heimkino, sondern Großindustrie für donnergeschüttelte Kühe. Irgendwo da draußen.“ Birgit Glombitza
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen