■ Standbild: Aufbauarbeit
„Die Honigfalle – Verliebt in die Gefahr“, Di., 20.15 Uhr, Sat.1
Rot, so rot sind die Lippen von Hannes Jaenicke, pechschwarz die Haare. Und rar, entsetzlich rar die zumindest halbwegs gutaussehenden Heldendarsteller im deutschen Fernsehen. Das ist die Chance für Jaenicke, dem zu wirklicher Star-Grandezza allerdings schon immer das gewisse Surplus fehlte. Seine Rolle als Serien-Staatsanwalt Thomas Kopper (sein einst titelgebender Markenname „Sardsch“ ist inzwischen gestrichen), der als „Herkules von Dresden“ nach Berlin versetzt wird, um auch dort im großen Stil Kriminelle zu „fressen“, ist mehr als schmeichelhaft. Mit allen Mitteln stilisieren Drehbuch und Inszenierung ihn zur Lichtgestalt; die Nebenfiguren sind vor allem mit Jaenicke/Kopper-Aufbauarbeit beschäftigt, fortwährend tropfen Komplimente aus ihren Mündern, Vollzugsbeamte erbitten Autogramme.
Sein Vorgänger, jetzt Sicherheitschef der Hauptstadt, arbeitet mit dem organisierten Verbrechen zusammen, unter Druck gesetzt mit einer Akte, die seine frühere Mitgliedschaft in einer verbotenen rechtsradikalen Wehrsportgruppe dokumentiert. „Das ist ein deutscher Klassiker!“ erregt sich Sardsch, bevor er den Gewissenlosen überführt.
Dieses Jaenicke-Vehikel verfügt durchaus über Witz, selbst Ironie. Aber auch Kitsch. Eine geheimnisvolle Schöne ist auf Kopper angesetzt: die Honigfalle; eine erotische Einlage, stehend am Ikea-Regal, ist mit Kuschelrock unterlegt, die Kamera steht kopf. Lulu muß ihr doppeltes Spiel mit dem Leben bezahlen, wie stets in solchen Fällen. Kein Mensch kann mir erzählen, daß solche Storybausteine zwingend zum Thriller-Genre gehörten. Man kann es Phantasielosigkeit nennen. Oder Feigheit. Verena Kern
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen