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■ StandbildForscherdrang

„Leben im Delirium“, Dienstag, 21.00 Uhr, ORB

Matthias kommt aus Guben, Ernst aus Potsdam, Peter aus Cottbus. Liegt alles in Brandenburg. Die drei haben noch eine Gemeinsamkeit. Zwei Kohlenstoffatome, fünf vom Sauerstoff und eine OH-Gruppe hintendran – sie erforschen am eigenen Körper eine erschreckend volkstümliche Suizidvariante. Die chemischen Bausteinchen lagern in Flüssigkeiten als Wirkdepot zu veränderlichen Gewichtsanteilen. Matthias, Ernst und Peter sind Alkoholiker vom härtesten Kaliber.

Drei exemplarische Fälle. Matthias ist nach Eigenaussage „trocken“, hat die Familie aufgeben müssen und lebt jetzt wieder „in einer Beziehung“. Ernst oszilliert durchs Imbißbudenorbital. Peter kommt aus gesicherten Verhältnissen, trinkt jedoch heimlich. Und unheimlich. Drei Flaschen Klaren daily.

Alle drei hatten einen Punkt erreicht, an dem die Einsicht Platz gewinnt: So geht es nicht weiter. Matthias brachte die Therapie hinter sich, Ernst und Peter checken sich in Teupitz ein zur Entgiftung und sind guter Vorsätze. Matthias ist ihnen um die Erkenntnis voraus, daß man sich nie wieder einen Schluck wird genehmigen dürfen. Alkoholiker bleibt man auf Lebenszeit, auch als „Trockener“.

Peter war schon einmal an diesem Verdikt gescheitert, Ernst scheint es nicht glauben zu wollen. Dementsprechend debakulös die Versuchsergebnisse des Trinkertrios. Peter setzt nach der Entgiftung seine Zahlmittel noch engagierter in Spirituosen um, und Ernst ist einfach ausgebüxt. Obwohl er wirklich aufhören wollte: „Ha ick die Ärzte vasprochen.“ Matthias verarbeitet seine Erlebnisse zu Liedern auf Gitarre und Mundharmonika. So würde Wolf Biermann in siebzig Jahren klingen. Michael Rudolf

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