■ Standbild: Verkannte Genies
„360° – Die Geo-Reportage: Intelligenz“, Mo., 20.15 Uhr, Arte
Kinder mit einem IQ von 130 an aufwärts haben es in unserer Gesellschaft bekanntlich schwer. Am besten sollten sie wohl in einem fernen schottischen Schloß unter ihresgleichen bleiben dürfen. Wie das aussieht, zeigte Arte im ersten Beitrag einer vierteiligen Reihe zum Thema Intelligenz.
Jessica ist glücklich auf Schloß Cademuir. Sie spricht vier Sprachen und will später Diplomatin werden. Lydia hatte schwere Psycho-Probleme. Hier fand sie heraus, was sie an sich hat. Und freut sich, daß sie schon mit 17 studieren wird. Wirklich Neues aus der Welt der Hyperintelligenten erzählen die Autoren des Beitrags damit nicht. Sie zeigen den Lernalltag, der sich von dem anderer Schulen nur wenig unterscheidet, und unterfüttern ihn mit den inzwischen bekannten Problemen verkannter Genies und ihren Folgen. Die Cracks in Cademuir sind diesen Widrigkeiten des sozialen Lebens entkommen.
Immerhin lassen die Autoren auch Philipp zu Wort kommen. Er ist Außenseiter unter Außenseitern. Ihm ist die Gesellschaft der 120 Wunderkinder tagaus, tagein allmählich zu eng geworden. Seine Auskünfte bleiben allerdings der einzige kritische Kommentar an diesem Fördermodell, das einer freiwilligen Isolation gleichkommt. Und wenn der Beitrag die Chancenvielfalt der Schüler hervorhebt, haben diese doch alle das gleiche Ziel: an einer Eliteuni studieren und Karriere machen.
Aber wie wird es ihnen ergehen, wenn sie aus Schottlands menschenleeren Hügeln in die Welt zurückkehren? Werden sie jetzt besser mit ihren Mitmenschen auskommen, und werden sie ihnen „sympathischer“ sein? Margret Steffen
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