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■ StandbildZackiges Heil-Hitlerchen

„Kinderland ist abgebrannt“, Mi., 23.05 Uhr, ARD

Alle zwölf der namenlosen Frauen gehörten zum Jahrgang 1934 bis 42 der Mädchenoberschule Ulm. Acht von ihnen erinnern sich recht vergnügt an eine aufregende Zeit: 1933 Machtergreifung und Fackelzüge. „Ich wär am liebsten mitmaschiert.“ Dann der BDM: „Hitler wusste, was er an seiner Jugend hat.“ – „Es läuft sich auch besser im Gleichschritt, mit Singen, man wird nicht so müde.“ Die „Kristallnacht“ und schließlich der Krieg: „Im Kampf ums Vaterland haben wir einfach eine Notwendigkeit gesehen, das war uns so vermittelt worden.“ Zum Reichsarbeitsdienst mit „zackigem Heil-Hitlerchen“ vereidigt, „wir hatten auch Spaß.“ – „Und dann wollten wir den totalen Krieg.“

Das Kinderland der acht „völkischen“ Ulmerinnen, in das sie hineingeboren wurden, ging langsam in Flammen auf. Das Kinderland der vier jüdischen Ulmerinnen, aus dem sie flüchten mussten, zerfiel schon früher: Nürnberger Rassegesetze, von Freundinnnen geschnitten werden, Flucht nach Palästina oder in die USA, Deportation der Großeltern nach Treblinka.

Sibylle Tiedemann und Ute Badura haben in ihrem Dokumentarfilm „Kinderland ist abgebrannt“ stille, schlichte Stimmen eingefangen, in denen das Dritte Reich unterschiedlich nachhallt. Unkommentiert erzählen die über 70-Jährigen davon, wie die Lebenswege der einstigen Schulfreundinnen immer mehr in andere Richtungen führten. Auch von Sophie Scholl, die mit ihnen begeistert beim BDM war, erzählen einige. Dass sie dann als Widerstandskämpferin den Weg zwischen Flucht und Anpassung ging, konnten die meisten von ihnen damals allerdings nicht verstehen. Und manche können es immer noch nicht.

Abgesehen von Archivmaterial mit blondzopfigen Mädchen und idyllischen Kleinstadtszenen dokumentieren die Autorinnen lediglich deutsche Erinnerungen – und stellen damit die gewaltige Frage nach Schuld und Unschuld am eindringlichsten. Ania Mauruschat

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