Stalker bedrängt Tennisprofi Raducanu: Bedrohliche Fans
Emma Raducanu wird bei einem Tennisturnier in Dubai von einem Stalker belästigt. Ein nicht nur ihr bekanntes Problem. Die Berichte häufen sich.

Früh schon, beim Stand von 0:2 im ersten Satz, war der Britin Emma Raducanu am Dienstag jegliche Lust auf dieses Tennisspiel vergangen. Ein Zuschauer auf der Tribüne beim WTA-Turnier in Dubai war der Grund dafür. Raducanu sprach weinend mit der Unparteiischen am Schiedsrichterstuhl. Diese nutzte ihr Funkgerät, worauf der Stalker die Anlage verlassen musste. Die WTA, die Vereinigung der professionellen Tennisspielerinnen, teilte mit, der Mann werde von allen WTA-Events ausgeschlossen, bis klar sei, ob eine Bedrohung vorliege.
Derselbe Zuschauer, hieß es, habe bereits am Montag in einem öffentlichen Bereich ein „fixiertes Verhalten“ gegenüber Raducanu gezeigt. Gegen ihre tschechische Zweitrunden-Gegnerin Karolina Muchova, die ihr während der Unterbrechung der Partie tröstend zur Seite stand, konnte Raducanu nicht mehr wirklich etwas ausrichten. Sie verlor mit 6:7 (6:8), 4:6.
Wie Prominente in anderen gesellschaftlichen Bereichen haben gerade Sportlerinnen immer wieder unter Stalkern zu leiden. Und gerade im Tennis häuften sich in den vergangenen Jahren die Berichte von meist nachstellenden Männern. Im Dezember erst berichtete die britische Tennisspielerin Katie Boulter von einem Vorfall während des Turniers in Nottingham. Ein Stalker hatte Boulter online kontaktiert und geschrieben: „Ich werde dir wehtun, wenn du rauskommst.“ Die 28-Jährige verständigte die WTA, diese dann die Polizei, die den Mann festnehmen konnte. Boulter stellte resigniert fest, dies sei nicht das erste Mal gewesen, solche Situationen seien leider „normal geworden“.
Auch Emma Raducanu hat einschlägige Erfahrung. Im Alter von 19 Jahren begann ihr steiler Aufstieg. Als unbekannte Qualifikantin gewann sie 2021 ohne Satzverlust die US-Open und binnen kürzester Zeit folgten ihr 2,5 Millionen Menschen auf Instagram. Im echten Leben verfolgte sie kurz darauf ein Brite bis auf ihr Privatgrundstück. Der Mann wurde zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt und erhielt ein fünfjähriges Kontaktverbot.
„Ich bin verängstigt“
Raducanu sagte damals: „Ich traue mich kaum mehr aus dem Haus, schon gar nicht alleine. Ich bin verängstigt und fühle mich dauernd verfolgt. Ich fühle mich in meinem eigenen Zuhause nicht mehr sicher und habe das Gefühl, man habe mir meine Freiheit genommen.“ An ihren außergewöhnlichen Erfolg von vor drei Jahren konnte sie auch verletzungsbedingt nie wieder anknüpfen.
Rund um die Tennisspiele wurden die Sicherheitsvorkehrungen schon 1993 verschärft, als ein fanatischer Steffi-Graf-Fan bei einem Turnier in Hamburg der damaligen Kontrahentin Monica Seles ein Messer in den Rücken rammte. Der Polizei erklärte er damals, er habe Seles zugunsten von Graf eine Weile außer Gefecht setzen wollen. Der Schweizerin Martina Hingis, die über 209 Wochen als Weltranglistenerste geführt wurde, folgte einst ein Mann durch die ganze Welt und belästigte sie immer wieder. Hingis verklagte ihn, worauf dessen Anwalt vor Gericht sagte: „Wo kommen wir denn hin, wenn jeder verliebte Bursche auf dieser Welt für unerwünschte Blumen, Briefe und Gedichte bestraft wird? Was ist daran bösartig?“
Viele Fälle sind vermutlich gar nicht aktenkundig. So berichtete die US-amerikanische Tennisspielerin Danielle Collins vergangenen Sommer zu ihren Stalking-Erfahrungen. „Ich glaube nicht, dass darüber viel geredet wird, aber viele von uns hatten während ihrer Zeit auf der Tournee Sicherheitsprobleme. Ich hatte im Laufe der Jahre ein paar verschiedene Situationen.“ Sie wies auf das Problem von Social Media hin, das eben nicht nur guten Fans größere Nähe zu den Sportlern ermögliche.
Der Profiverband der Frauen teilte am Dienstag mit: „Die WTA arbeitet aktiv mit Emma Raducanu und ihrem Team zusammen, um ihr Wohlergehen zu gewährleisten und die notwendige Unterstützung zu bieten.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!