Stärkung der vertraulichen Geburt: Keine Krankenkassenkarte
Bei einer anonymen Geburt möchten Menschen keinen Nachweis mit ihrer Identität vorlegen. Eine neue Hinweiskarte soll Schwangeren in Not helfen.
Seit dem 1. Mai 2014 ist es gesetzlich geregelt, dass Menschen, die ihre Schwangerschaft geheim halten und das Kind bekommen möchten, den Weg der vertraulichen Geburt wählen und so medizinisch sicher entbinden können. Sie müssen ihre Identität nur einmalig gegenüber einer Beraterin preisgeben, die an die gesetzliche Schweigepflicht gebunden ist. Die persönlichen Daten werden sicher hinterlegt, da das Kind mit 16 Jahren ein Recht hat, seine Herkunft zu erfahren. Allerdings seien vertrauliche Geburten bislang nicht so häufig und deshalb auch zu wenig bekannt, sagt Angelika Knoll von der katholischen Schwangerenberatungsorganisation „donum vitae“. Fehlendes Wissen darüber gebe es auch bei medizinischem Personal: „Nicht jeder ist mit dem Vorgang vertraut.“ Die Frage nach der Krankenkassenkarte kann dann für Personen, die sich eine anonyme Schwangerschaft wünschen, sehr belastend sein.
Hinweiskarte statt Krankenkassenkarte
Die Organisation will deshalb schwangeren Personen in Not den Zugang zur vertraulichen Geburt einfacher machen. Wenn im Vorfeld zur ärztlichen Beratung oder Versorgung die Krankenkassenkarte verlangt wird, kann in Zukunft eine von donum vitae entwickelte Hinweiskarte im Kreditkartenformat vorgelegt werden.
Beratungsstellen für vertrauliche Geburten stehen allen Personen, auch Männern, Familienangehörigen, Bekannten oder Freunden kostenfrei zur Verfügung. Weitere Informationen zur vertraulichen Geburt gibt es unter https://www.geburt-vertraulich.de/vertrauliche-geburt/.
Ein Hilfetelefon für Schwangere in Not gibt es rund um die Uhr unter der Rufnummer 0800/ 40 40 020.
Auf der Karte könnten das Pseudonym der schwangeren Person sowie der Kontakt der begleitenden Beraterin vermerkt werden, so die Organisation. Zudem sei die Nummer des Hilfetelefons „Beratung & Geburt vertraulich“ auf der Karte abgedruckt, unter der Rettungsdienste, Kliniken oder Arztpraxen auch die Abrechnungsmodalitäten erfragen könnten. Die Hinweiskarte wird mit finanzieller Unterstützung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend produziert.
„Schwangere Frauen müssen nicht allein bleiben mit ihrer Angst oder ihr Kind heimlich – ohne medizinische Begleitung – zur Welt bringen. Wir helfen ihnen und schützen sie und das Kind vertraulich und kostenlos“, so Angelika Knoll von donum vitae.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu