Stärke 7,9: Hunderte Tote bei Erdbeben in Peru
Über 1.000 Menschen wurden verletzt, die Hafenstadt Pisco ist zu großen Teilen zerstört. Der Präsident ruft nationalen Notstand aus.
In der peruanischen Hafenstadt Pisco bot sich gestern ein Bild des Grauens: eingestürzte Häuserzeilen, Leichen auf den Straßen, verzweifelte Menschen. Rettungsmannschaften versuchten, Überlebende aus einer Kirche zu bergen. Die Stromversorgung war zusammengebrochen, sämtliche Zufahrtsstraßen waren blockiert. Ein zweiminütiges Erdbeben am Vorabend hatte das rund 250 Kilometer südlich von Lima gelegene Pisco zu siebzig Prozent verwüstet. Besonders betroffen waren die Armenviertel der 55.000-Einwohner-Stadt.
In einem Radiointerview brach Juan Mendoza Uribe in Tränen aus: "So viele Anstrengungen, und jetzt ist unsere Stadt zerstört," sagte der Bürgermeister von Pisco und bat um Ärzte, Medikamente, Krankenwagen und Zelte. In der Küstenprovinz Ica, in der Pisco liegt, seien mindestens 336 Menschen ums Leben gekommen, meldete das nationale Zivilschutzinstitut in einem ersten Bericht am Donnerstagmorgen. Über 1.350 Personen wurden demnach durch einstürzende Häuser verletzt.
Vizegesundheitsminister José Calderón sagte, auch in den Städten Ica, Chincha und Cañete sei die Lage dramatisch und rief zu Blutspenden auf. Das peruanische Institut für Geophysik in Lima gab die Stärke des Bebens mit 7,0 auf der Richterskala an, das Geologische Institut der USA maß 7,9. Das Epizentrum der Erschütterungen, die auch in Ecuador, Kolumbien, Brasilien und Bolivien zu spüren waren, lag in 47 Kilometern Meerestiefe vor der peruanischen Küste 169 Kilometer südwestlich von Lima.
In der Hauptstadt schwankten Hochhäuser, tausende rannten in Panik ins Freie. Fensterscheiben und Straßenlaternen gingen zu Bruch. Im Zentrum Limas stürzten einige Häuser ein, das Telefon- und Mobilfunknetz brach vorübergehend zusammen. In Lima war es das stärkste Beben der letzen 50 Jahre.
In der Nacht zu Donnerstag gab es dutzende Nachbeben. Die Panamericana-Fernstraße blieb an zwei Stellen stundenlang unpassierbar. Eine für weite Teile der südamerikanischen Pazifikküste ausgesprochene Tsunamiwarnung wurde nach zwei Stunden wieder aufgehoben.
In einer Fernsehansprache rief Präsident Alan García den nationalen Notstand aus und sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. Alle Polizisten seien im Einsatz, sagte der Staatschef, Krankenhäuser seien angewiesen worden, alle Patienten ohne Einschränkungen aufzunehmen. Laut García entging Peru nur knapp einer Katastrophe wie im Jahr 1970. Damals staben an der nordperuanischen Küste über 50.000 Menschen.
Peru sei ein "klassisches Erdbebenland, die Pazifikküste Südamerikas ein Starkbebengebiet", sagte der Krefelder Geophysiker Klaus Lehmann der dpa. Vor Peru schiebe sich die ozeanische Kruste der Nazca-Platte unter die südamerikanische Kontinentalplatte. "Das passiert mit einer mittleren Geschwindigkeit von etwa zehn Zentimetern pro Jahr. Das geschieht aber nicht gleichmäßig, sondern in Schüben. So kommt es in der Region regelmäßig zu Erdbeben."
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