Stadtumbau: Keine Hotels für niemand

Ein Wohnhaus am Adenauerplatz soll einem Hotel weichen. Die Mieter wehren sich mit Unterschriften

Frank Jaspermöller gibt sich kämpferisch: "Ich bestehe auf die Erfüllung meines Mietvertrages bis 2013!" Weil der 42-jährige Geschäftsmann nicht ausziehen will aus dem Wohn- und Geschäftshaus am Adenauerplatz am Kudamm, hat er eine Unterschriftenaktion gestartet. "Bis heute haben wir 1.200 Unterschriften gesammelt. Weder die Geschäftsinhaber noch die Anwohner wollen hier Hotels."

Jaspermüller ist selbst Unternehmer, ein Fitnessstudio und Friseursalon betreibt er in dem Haus, das nach den Plänen des Bezirks Wilmersdorf-Charlottenburg für den Abriss bestimmt ist. Vier weitere Ladengeschäfte und 40 Mieter sind von den Plänen betroffen. Der Bezirk will das Areal an der Ecke Lawisham-/Wilmersdorferstraße der Hotel-Kette Accor für drei Hotelneubauten zur Verfügung stellen.

Am morgigen Donnerstag wird sich die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf erneut mit dem Bauvorhaben am Adenauerplatz befassen. Ein Antrag der Mehrheit von SPD und Grünen zeigt, dass die BVV trotz der Proteste der Bewohner an dem Hotelvorhaben festhält. Für sie passt das marode Haus nicht mehr zum "architektonischen Gesamtensemble" des Adenauerplatzes - selbst nach einer grundliegenden Sanierung. "Wir stehen einem Hotelneubau grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber," sagt der Vorsitzende des Stadtplanungsausschusses der BVV, Bert Lehmann (Grüne). "Die BVV ist sich aber einig, dass die Mieter ordentlich entschädigt oder mit Ersatzwohnraum ausgestattet werden müssen."

Eine endgültige Entscheidung, wann mit einem Neubau begonnen werden kann, wird die BVV am Donnerstag jedoch nicht treffen. "Wir werden den Antrag zurück an den Stadtplanungsausschuss geben", erklärt Stadtbaurat Klaus Dieter Gröhler (CDU). Er selbst rechnet mit einer endgültigen Entscheidung erst in einem Jahr. "Dazu muss schließlich erst der Bebauungsplan geändert werden."

Die betroffenen Mieter hatten von den Abrissplänen im November des letzten Jahres erst aus der Presse erfahren. Und bis heute hat Jaspermöller nicht gehört, dass der Hausbesitzer, die IMW Immobilien AG, den Anwohnern Entschädigungen angeboten hat. "Der Informationsfluss über das Bauvorhaben vonseiten unseres Vermieters und des Bezirksamtes ist schlecht. Bis heute hat uns weder der Vermieter noch das Amt ausreichend darüber informiert, wann ein Verkauf oder Abriss anliegt." Für die IMW besteht dagegen kein Handlungsbedarf, ihre Mieter über die weiteren Verkaufspläne zu informieren. Zurzeit stünden sie in keinen Verhandlungen über einen Verkauf des Grundstücks, so IMW-Sprecher Roland Pohlmann.

Im vergangenen Jahr war der Projektplaner Alexander Wiedemann, der schon einen Hotelneubau der Accor-Gruppe an der Stresemannstraße eingefädelt hatte, an die IMW herangetreten, um das Grundstück am Adenauerplatz zu kaufen und zu bebauen. "Wir stehen aber mit Herrn Wiedeman nicht mehr in Verhandlungen", so Pohlmann.

Mieter fordern Sanierung

Viel Aufregung um nichts? Ganz so ist es nicht. "Aus städtebaulichen Gründen bin ich für eine Aufwertung des Areals," sagt Baustadtrat Gröhler. Die Stoßrichtung ist klar: Eine Sanierung kommt für die Volksvertreter und den Stadtbaurat nicht infrage. Bleibt nur der Abriss und ein Neubau. Aber auch Jaspermöller will nicht aufgeben. Er hat einen Architekten einen Sanierungsvorschlag ausarbeiten lassen, um das offenbar Unabwendbare doch noch zu verhindern.

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